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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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behrlichkeit der Mimik und der Tonmalerei ist es, daß nur
Pantomimen und Dramatiker diesen Zustand recht erfolgreich
benutzen können, was sie denn auch so häufig gethan haben,
daß Beispiele anzuführen entrathen werden kann.

Blähungen sind unter allen Umständen etwas Häßliches.
Weil sie aber gegen die Freiheit des Menschen etwas Unwill¬
kürliches behaupten, weil sie ihn oft zu seinem Schrecken am
unrechten Ort überraschen, bei einer schnellen Bewegung
ihm unbeaufsichtigt entschlüpfen, so haben sie die Eigenschaft
eines neckischen Kobolds, der unangemeldet sans gene in
Verlegenheit setzt. Die Komiker haben sich daher ihrer im
Grotesken und Burlesken immer bedient, mindestens in An¬
spielungen. Es können die lächerlichsten Scenen durch diese
"tönenden Unschicklichkeiten" hervorgebracht werden, unter
welchen von den bekannten die Anekdote vom Förster und
seinen Hunden gewiß die ergötzlichste ist. Karl Vogt er¬
zählt sie auch in seinen Bildern aus dem Thierleben (46). --
Weil wir Menschen, wie wir auch sonst an Alter, Bildung,
Wohlstand und Rang uns unterscheiden mögen, uns in
dieser unwillkürlichen Niedrigkeit unserer Natur begegnen, so
verfehlen auch die Anspielungen darauf selten, dem Pu¬
blicum ein Lachen abzunöthigen und die niedere Komik liebt
daher alle hieher einschlägigen Grobianismen, Unfläthereien
und Tölpeleien außerordentlich. Auch der eleganteste Cir¬
cus producirt sie in seinen Clowns doch von Neuem.
Ohne Witz, mindestens ohne Laune, sind sie überaus schaal,
dürftig, abstoßend, ja wahrhaft widrig; die bengalische
Flamme des Witzes vermag freilich selbst die Cynismen
zu begeisten. In Paris hatte ein Hundescheerer sich zwei
Hunde auf seinen Schild malen lassen, die sich gegen¬
seitig in den Hintern rochen. Darunter hatte er aber

behrlichkeit der Mimik und der Tonmalerei iſt es, daß nur
Pantomimen und Dramatiker dieſen Zuſtand recht erfolgreich
benutzen können, was ſie denn auch ſo häufig gethan haben,
daß Beiſpiele anzuführen entrathen werden kann.

Blähungen ſind unter allen Umſtänden etwas Häßliches.
Weil ſie aber gegen die Freiheit des Menſchen etwas Unwill¬
kürliches behaupten, weil ſie ihn oft zu ſeinem Schrecken am
unrechten Ort überraſchen, bei einer ſchnellen Bewegung
ihm unbeaufſichtigt entſchlüpfen, ſo haben ſie die Eigenſchaft
eines neckiſchen Kobolds, der unangemeldet sans gène in
Verlegenheit ſetzt. Die Komiker haben ſich daher ihrer im
Grotesken und Burlesken immer bedient, mindeſtens in An¬
ſpielungen. Es können die lächerlichſten Scenen durch dieſe
„tönenden Unſchicklichkeiten“ hervorgebracht werden, unter
welchen von den bekannten die Anekdote vom Förſter und
ſeinen Hunden gewiß die ergötzlichſte iſt. Karl Vogt er¬
zählt ſie auch in ſeinen Bildern aus dem Thierleben (46). —
Weil wir Menſchen, wie wir auch ſonſt an Alter, Bildung,
Wohlſtand und Rang uns unterſcheiden mögen, uns in
dieſer unwillkürlichen Niedrigkeit unſerer Natur begegnen, ſo
verfehlen auch die Anſpielungen darauf ſelten, dem Pu¬
blicum ein Lachen abzunöthigen und die niedere Komik liebt
daher alle hieher einſchlägigen Grobianismen, Unfläthereien
und Tölpeleien außerordentlich. Auch der eleganteſte Cir¬
cus producirt ſie in ſeinen Clowns doch von Neuem.
Ohne Witz, mindeſtens ohne Laune, ſind ſie überaus ſchaal,
dürftig, abſtoßend, ja wahrhaft widrig; die bengaliſche
Flamme des Witzes vermag freilich ſelbſt die Cynismen
zu begeiſten. In Paris hatte ein Hundeſcheerer ſich zwei
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[234/0256] behrlichkeit der Mimik und der Tonmalerei iſt es, daß nur Pantomimen und Dramatiker dieſen Zuſtand recht erfolgreich benutzen können, was ſie denn auch ſo häufig gethan haben, daß Beiſpiele anzuführen entrathen werden kann. Blähungen ſind unter allen Umſtänden etwas Häßliches. Weil ſie aber gegen die Freiheit des Menſchen etwas Unwill¬ kürliches behaupten, weil ſie ihn oft zu ſeinem Schrecken am unrechten Ort überraſchen, bei einer ſchnellen Bewegung ihm unbeaufſichtigt entſchlüpfen, ſo haben ſie die Eigenſchaft eines neckiſchen Kobolds, der unangemeldet sans gène in Verlegenheit ſetzt. Die Komiker haben ſich daher ihrer im Grotesken und Burlesken immer bedient, mindeſtens in An¬ ſpielungen. Es können die lächerlichſten Scenen durch dieſe „tönenden Unſchicklichkeiten“ hervorgebracht werden, unter welchen von den bekannten die Anekdote vom Förſter und ſeinen Hunden gewiß die ergötzlichſte iſt. Karl Vogt er¬ zählt ſie auch in ſeinen Bildern aus dem Thierleben (46). — Weil wir Menſchen, wie wir auch ſonſt an Alter, Bildung, Wohlſtand und Rang uns unterſcheiden mögen, uns in dieſer unwillkürlichen Niedrigkeit unſerer Natur begegnen, ſo verfehlen auch die Anſpielungen darauf ſelten, dem Pu¬ blicum ein Lachen abzunöthigen und die niedere Komik liebt daher alle hieher einſchlägigen Grobianismen, Unfläthereien und Tölpeleien außerordentlich. Auch der eleganteſte Cir¬ cus producirt ſie in ſeinen Clowns doch von Neuem. Ohne Witz, mindeſtens ohne Laune, ſind ſie überaus ſchaal, dürftig, abſtoßend, ja wahrhaft widrig; die bengaliſche Flamme des Witzes vermag freilich ſelbſt die Cynismen zu begeiſten. In Paris hatte ein Hundeſcheerer ſich zwei Hunde auf ſeinen Schild malen laſſen, die ſich gegen¬ ſeitig in den Hintern rochen. Darunter hatte er aber

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/256>, abgerufen am 21.11.2024.