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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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Widerspruchs ihres Begriffs ausmachen, alle diese Existenzen
sind unstreitig Caricaturen. Allein als empirische Existenzen
sind sie nach allen Seiten hin mit der Wirklichkeit so ver¬
flochten, daß sie auch noch eine Menge von anderweiten,
oft höchst respectabeln Beziehungen in sich schließen. Von
ihnen muß daher die ästhetische Caricatur als das Product
der Kunst
unterschieden werden, welches von den Zu¬
fälligkeiten des empirischen Daseins gereinigt ist und dieje¬
nige Einseitigkeit, um die es zu thun ist, prägnant hervor¬
hebt. Der Standpunct der Kunst für ihre Schöpfung der
Caricatur ist mithin der satirische. Alle Begriffe, welche
dem der Satire gehören, gehören folglich auch der Caricatur.
Alle Modificationen des Tons, welche der Satire möglich
sind, sind auch für die Caricatur möglich. Sie kann heiter
und düster, erhaben und niedrig, scharf und milde, grob
und artig, plump und witzig sein. Es ist aber eine falsche
Beschränkung, die Caricatur nur in den Werken der Malerei
zu suchen, wie es Paulin Paris in der Einleitung zum
Musee de la Caricature en France geschehen ist, wenn er
S. 1. sagt: "La caricature est, dans son acception la plus
etendue, l'art de donner a l'imitation de la nature et a
l'expression des sentimes et des habitudes le caractere de
la satire. Cet art ne doit pas etre de beaucoup posterieur
a l'invention de la peinture. Des qu'on a compris l'ideal
dansses rapports avec la beaute, on a dau sentir le besoin
de l'ideal dans ses rapports avec la laideur physique et mo¬
rale. Cependant le mot
caricature , d'origine italienne,
est d'un Francais assez nouveau. Admis, depuis le seizieme
siecle, dans la langue des arts, c'est de nos jours seulement
qu'il est devenu academique et qu'a ce teitre on l'a vu pren¬
dre rang parmi les expressions ordinaires de la conversation."

Widerſpruchs ihres Begriffs ausmachen, alle dieſe Exiſtenzen
ſind unſtreitig Caricaturen. Allein als empiriſche Exiſtenzen
ſind ſie nach allen Seiten hin mit der Wirklichkeit ſo ver¬
flochten, daß ſie auch noch eine Menge von anderweiten,
oft höchſt reſpectabeln Beziehungen in ſich ſchließen. Von
ihnen muß daher die äſthetiſche Caricatur als das Product
der Kunſt
unterſchieden werden, welches von den Zu¬
fälligkeiten des empiriſchen Daſeins gereinigt iſt und dieje¬
nige Einſeitigkeit, um die es zu thun iſt, prägnant hervor¬
hebt. Der Standpunct der Kunſt für ihre Schöpfung der
Caricatur iſt mithin der ſatiriſche. Alle Begriffe, welche
dem der Satire gehören, gehören folglich auch der Caricatur.
Alle Modificationen des Tons, welche der Satire möglich
ſind, ſind auch für die Caricatur möglich. Sie kann heiter
und düſter, erhaben und niedrig, ſcharf und milde, grob
und artig, plump und witzig ſein. Es iſt aber eine falſche
Beſchränkung, die Caricatur nur in den Werken der Malerei
zu ſuchen, wie es Paulin Paris in der Einleitung zum
Musée de la Caricature en France geſchehen iſt, wenn er
S. 1. ſagt: „La caricature est, dans son acception la plus
étendue, l'art de donner à l'imitation de la nature et à
l'expression des sentimes et des habitudes le caractère de
la satire. Cet art ne doit pas être de beaucoup postérieur
à l'invention de la peinture. Dès qu'on a compris l'idéal
dansses rapports avec la beauté, on a dû sentir le besoin
de l'idéal dans ses rapports avec la laideur physique et mo¬
rale. Cependant le mot
caricature , d'origine italienne,
est d'un Français assez nouveau. Admis, depuis le seizième
siècle, dans la langue des arts, c'est de nos jours seulement
qu'il est devenu académique et qu'à ce tître on l'a vu pren¬
dre rang parmi les expressions ordinaires de la conversation.“

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[394/0416] Widerſpruchs ihres Begriffs ausmachen, alle dieſe Exiſtenzen ſind unſtreitig Caricaturen. Allein als empiriſche Exiſtenzen ſind ſie nach allen Seiten hin mit der Wirklichkeit ſo ver¬ flochten, daß ſie auch noch eine Menge von anderweiten, oft höchſt reſpectabeln Beziehungen in ſich ſchließen. Von ihnen muß daher die äſthetiſche Caricatur als das Product der Kunſt unterſchieden werden, welches von den Zu¬ fälligkeiten des empiriſchen Daſeins gereinigt iſt und dieje¬ nige Einſeitigkeit, um die es zu thun iſt, prägnant hervor¬ hebt. Der Standpunct der Kunſt für ihre Schöpfung der Caricatur iſt mithin der ſatiriſche. Alle Begriffe, welche dem der Satire gehören, gehören folglich auch der Caricatur. Alle Modificationen des Tons, welche der Satire möglich ſind, ſind auch für die Caricatur möglich. Sie kann heiter und düſter, erhaben und niedrig, ſcharf und milde, grob und artig, plump und witzig ſein. Es iſt aber eine falſche Beſchränkung, die Caricatur nur in den Werken der Malerei zu ſuchen, wie es Paulin Paris in der Einleitung zum Musée de la Caricature en France geſchehen iſt, wenn er S. 1. ſagt: „La caricature est, dans son acception la plus étendue, l'art de donner à l'imitation de la nature et à l'expression des sentimes et des habitudes le caractère de la satire. Cet art ne doit pas être de beaucoup postérieur à l'invention de la peinture. Dès qu'on a compris l'idéal dansses rapports avec la beauté, on a dû sentir le besoin de l'idéal dans ses rapports avec la laideur physique et mo¬ rale. Cependant le mot caricature , d'origine italienne, est d'un Français assez nouveau. Admis, depuis le seizième siècle, dans la langue des arts, c'est de nos jours seulement qu'il est devenu académique et qu'à ce tître on l'a vu pren¬ dre rang parmi les expressions ordinaires de la conversation.“

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/416>, abgerufen am 21.11.2024.