begründet wurde, ist seitdem außerordentlich fortgeschritten. Allein auch hier ist der Mangel an Bewußtsein zu beklagen, der uns Deutsche um allen höhern Zusammenhang bringt und uns Alles hundert Mal thun läßt. Es gibt eine ganz vorzügliche Abhandlung über: Aesthe¬ tische Geographie, die den Aesthetikern, nicht nur, sondern auch den Geographen viel zu unbekannt geblieben ist und die wir auch in Ansehung der darstellenden Kunst dem Besten anreihen müssen, was wir besitzen. Sie steht aber in einem Sammelwerk und so ist sie nicht hinlänglich beachtet worden. Wir meinen: G. L. Kriegk: Schriften zur allgemeinen Erdkunde, Leipzig 1840, S. 220-370. Die zur Aesthetik der Erdphysiognomie gehörigen Schilderungen von Humboldt im Kosmos, von Schleiden (Die Pflanze und ihr Leben), von Masius (Naturstudien) u. A. sind bekannter geworden. Ihnen reihet sich so eben an: Bratraneck: Beiträge zur Aesthetik der Pflanzenwelt, 1853.
(9) S. 19. Die Aesthetik der Pflanzenform begründete eigentlich Jussieu durch sein Aufsuchen des Familientypus; sodann A. v. Humboldt: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tü¬ bingen 1806, 8. -- Ein Kupferhandbuch der Giftpflanzen, worin man die vornehmsten ihrer zum Theil bezaubernden Formen und Farben übersehen kann, ist das: Giftpflanzenbuch von Berge und Riecke, Stuttgart, zweite Aufl. 1850. 4. Daß die Giftpflanzen sich durch den übeln Geruch verrathen sollen, ist auch nur sehr beschränkt wahr, Veilchen aber, Kirsche, Lorbeer, die so starke Gifte enthalten, riechen vortrefflich. -- In Ansehung der Urwelt ist zwischen den Thieren und Pflanzen derselben der Unterschied, daß auch ihre Pflanzen schön, ja erhaben sind. Man vergleiche Unger'sUrwelt, mit den nach seiner Angabe von Kuwasseg ausgeführten, wovon ich in Prutz Deutschem Museum, 1852, I., S. 62-69 eine Uebersicht gegeben habe.
(10) S. 21. Grandville in seinen Fleurs animees hob bei der Runckelrübe und dem Zuckerrohr zuerst den komischen Zug hervor, den Barin hinterher auf die Cucurbitaceen und Rüben, aber, wie uns scheint, mit ungleichem Erfolg, anwandte.
(11) S. 22. Die ästhetische Betrachtung der Thiere ist noch sehr im Rückstand gegen die der Pflanzen. Außer der schon oben gerühmten Abhandlung Vischers wüßte ich kaum eine Arbeit von Belang zu nennen, die sich hier zu allgemeineren Gesichtspuncten erhoben hätte. Scheitlins Versuch einer allgemeinen Thierseelenkunde, 1840, 2 Bde. scheint mir noch das Beste, was die Naturforscher selber gegeben haben, ich müßte denn bis auf des Aristoteles Thier¬ geschichte zurückgehn wollen.
begründet wurde, iſt ſeitdem außerordentlich fortgeſchritten. Allein auch hier iſt der Mangel an Bewußtſein zu beklagen, der uns Deutſche um allen höhern Zuſammenhang bringt und uns Alles hundert Mal thun läßt. Es gibt eine ganz vorzügliche Abhandlung über: Aeſthe¬ tiſche Geographie, die den Aeſthetikern, nicht nur, ſondern auch den Geographen viel zu unbekannt geblieben iſt und die wir auch in Anſehung der darſtellenden Kunſt dem Beſten anreihen müſſen, was wir beſitzen. Sie ſteht aber in einem Sammelwerk und ſo iſt ſie nicht hinlänglich beachtet worden. Wir meinen: G. L. Kriegk: Schriften zur allgemeinen Erdkunde, Leipzig 1840, S. 220–370. Die zur Aeſthetik der Erdphyſiognomie gehörigen Schilderungen von Humboldt im Kosmos, von Schleiden (Die Pflanze und ihr Leben), von Maſius (Naturſtudien) u. A. ſind bekannter geworden. Ihnen reihet ſich ſo eben an: Bratraneck: Beiträge zur Aeſthetik der Pflanzenwelt, 1853.
(9) S. 19. Die Aeſthetik der Pflanzenform begründete eigentlich Jussieu durch ſein Aufſuchen des Familientypus; ſodann A. v. Humboldt: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tü¬ bingen 1806, 8. — Ein Kupferhandbuch der Giftpflanzen, worin man die vornehmſten ihrer zum Theil bezaubernden Formen und Farben überſehen kann, iſt das: Giftpflanzenbuch von Berge und Riecke, Stuttgart, zweite Aufl. 1850. 4. Daß die Giftpflanzen ſich durch den übeln Geruch verrathen ſollen, iſt auch nur ſehr beſchränkt wahr, Veilchen aber, Kirſche, Lorbeer, die ſo ſtarke Gifte enthalten, riechen vortrefflich. — In Anſehung der Urwelt iſt zwiſchen den Thieren und Pflanzen derſelben der Unterſchied, daß auch ihre Pflanzen ſchön, ja erhaben ſind. Man vergleiche Unger'sUrwelt, mit den nach ſeiner Angabe von Kuwaſſeg ausgeführten, wovon ich in Prutz Deutſchem Muſeum, 1852, I., S. 62–69 eine Ueberſicht gegeben habe.
(10) S. 21. Grandville in ſeinen Fleurs animées hob bei der Runckelrübe und dem Zuckerrohr zuerſt den komiſchen Zug hervor, den Barin hinterher auf die Cucurbitaceen und Rüben, aber, wie uns ſcheint, mit ungleichem Erfolg, anwandte.
(11) S. 22. Die äſthetiſche Betrachtung der Thiere iſt noch ſehr im Rückſtand gegen die der Pflanzen. Außer der ſchon oben gerühmten Abhandlung Viſchers wüßte ich kaum eine Arbeit von Belang zu nennen, die ſich hier zu allgemeineren Geſichtspuncten erhoben hätte. Scheitlins Verſuch einer allgemeinen Thierſeelenkunde, 1840, 2 Bde. ſcheint mir noch das Beſte, was die Naturforſcher ſelber gegeben haben, ich müßte denn bis auf des Ariſtoteles Thier¬ geſchichte zurückgehn wollen.
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[438/0460]
begründet wurde, iſt ſeitdem außerordentlich fortgeſchritten. Allein
auch hier iſt der Mangel an Bewußtſein zu beklagen, der uns Deutſche
um allen höhern Zuſammenhang bringt und uns Alles hundert Mal
thun läßt. Es gibt eine ganz vorzügliche Abhandlung über: Aeſthe¬
tiſche Geographie, die den Aeſthetikern, nicht nur, ſondern auch
den Geographen viel zu unbekannt geblieben iſt und die wir auch in
Anſehung der darſtellenden Kunſt dem Beſten anreihen müſſen, was
wir beſitzen. Sie ſteht aber in einem Sammelwerk und ſo iſt ſie nicht
hinlänglich beachtet worden. Wir meinen: G. L. Kriegk: Schriften
zur allgemeinen Erdkunde, Leipzig 1840, S. 220–370. Die zur
Aeſthetik der Erdphyſiognomie gehörigen Schilderungen von Humboldt
im Kosmos, von Schleiden (Die Pflanze und ihr Leben), von
Maſius (Naturſtudien) u. A. ſind bekannter geworden. Ihnen
reihet ſich ſo eben an: Bratraneck: Beiträge zur Aeſthetik der
Pflanzenwelt, 1853.
(9) S. 19. Die Aeſthetik der Pflanzenform begründete
eigentlich Jussieu durch ſein Aufſuchen des Familientypus; ſodann
A. v. Humboldt: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tü¬
bingen 1806, 8. — Ein Kupferhandbuch der Giftpflanzen, worin man
die vornehmſten ihrer zum Theil bezaubernden Formen und Farben
überſehen kann, iſt das: Giftpflanzenbuch von Berge und Riecke,
Stuttgart, zweite Aufl. 1850. 4. Daß die Giftpflanzen ſich durch
den übeln Geruch verrathen ſollen, iſt auch nur ſehr beſchränkt wahr,
Veilchen aber, Kirſche, Lorbeer, die ſo ſtarke Gifte enthalten, riechen
vortrefflich. — In Anſehung der Urwelt iſt zwiſchen den Thieren und
Pflanzen derſelben der Unterſchied, daß auch ihre Pflanzen ſchön, ja
erhaben ſind. Man vergleiche Unger's Urwelt, mit den nach ſeiner
Angabe von Kuwaſſeg ausgeführten, wovon ich in Prutz Deutſchem
Muſeum, 1852, I., S. 62–69 eine Ueberſicht gegeben habe.
(10) S. 21. Grandville in ſeinen Fleurs animées hob bei
der Runckelrübe und dem Zuckerrohr zuerſt den komiſchen Zug hervor,
den Barin hinterher auf die Cucurbitaceen und Rüben, aber, wie
uns ſcheint, mit ungleichem Erfolg, anwandte.
(11) S. 22. Die äſthetiſche Betrachtung der Thiere iſt noch
ſehr im Rückſtand gegen die der Pflanzen. Außer der ſchon oben
gerühmten Abhandlung Viſchers wüßte ich kaum eine Arbeit von
Belang zu nennen, die ſich hier zu allgemeineren Geſichtspuncten
erhoben hätte. Scheitlins Verſuch einer allgemeinen Thierſeelenkunde,
1840, 2 Bde. ſcheint mir noch das Beſte, was die Naturforſcher
ſelber gegeben haben, ich müßte denn bis auf des Ariſtoteles Thier¬
geſchichte zurückgehn wollen.
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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/460>, abgerufen am 21.11.2024.
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