Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.
Christi, und uns. künft. Auferstehung. schaffenheit, als das, welches wieder hervor wäch-set. Du legest ein unansehnliches, dürres Korn von Waitzen oder andern Getreyde in die Erde, und daraus wächset ein saftig grünender Halm und Aehre mit vielen Körnern. Fragst du wie das zu- gehe? wie es möglich sey, daß aus einem dürren Korn ein frisches, saftiges Gewächse hervor kom- me? Die Art und Weise wie das zugehet, wirst du nie völlig erklären können. Am Ende deiner Untersuchungen must du immer bewundernd bey Gottes Allmacht stehen bleiben. Gott giebt ihm einen Leib, wie er will, und einem ieglichen von den Saamen seinen eigenen Leib. Er hat die Natur so eingerichtet, daß eine iede Art von Saamenkörnern ihre eigene Art Früchte hat. Seine Allmacht und Weisheit ist es, von welcher diese vortrefliche und bewundernswürdige Einrichtung herkommt, daß aus einer ieden Art von Saamen eine andere Art von Frucht wächset, die an Hal- men, Aehren, Blättern, Blüten und Körnern untereinander so verschieden sind. Wenn du das alles mit Aufmerksamkeit und Nachdenken betrachtest, so wirst du nicht lange mehr fragen, ob es der All- macht Gottes möglich sey, unsern schwachen, un- ansehnlichen und verweslichen Körper zu einem neuen und herrlichen Leben wieder herzustellen. Eben diese Allmacht Gottes kanst du erkennen, wenn du die lebendigen Geschöpfe auf unserm Erd- boden bedachtsam ansiehest. Nicht ist alles Fleisch einerley Fleisch, sondern ein ander Fleisch ist der Menschen, ein anders des Viehes, ein an- ders der Fische, ein anders der Vögel. Eine an- Q 4
Chriſti, und unſ. künft. Auferſtehung. ſchaffenheit, als das, welches wieder hervor wäch-ſet. Du legeſt ein unanſehnliches, dürres Korn von Waitzen oder andern Getreyde in die Erde, und daraus wächſet ein ſaftig grünender Halm und Aehre mit vielen Körnern. Fragſt du wie das zu- gehe? wie es möglich ſey, daß aus einem dürren Korn ein friſches, ſaftiges Gewächſe hervor kom- me? Die Art und Weiſe wie das zugehet, wirſt du nie völlig erklären können. Am Ende deiner Unterſuchungen muſt du immer bewundernd bey Gottes Allmacht ſtehen bleiben. Gott giebt ihm einen Leib, wie er will, und einem ieglichen von den Saamen ſeinen eigenen Leib. Er hat die Natur ſo eingerichtet, daß eine iede Art von Saamenkörnern ihre eigene Art Früchte hat. Seine Allmacht und Weisheit iſt es, von welcher dieſe vortrefliche und bewundernswürdige Einrichtung herkommt, daß aus einer ieden Art von Saamen eine andere Art von Frucht wächſet, die an Hal- men, Aehren, Blättern, Blüten und Körnern untereinander ſo verſchieden ſind. Wenn du das alles mit Aufmerkſamkeit und Nachdenken betrachteſt, ſo wirſt du nicht lange mehr fragen, ob es der All- macht Gottes möglich ſey, unſern ſchwachen, un- anſehnlichen und verweslichen Körper zu einem neuen und herrlichen Leben wieder herzuſtellen. Eben dieſe Allmacht Gottes kanſt du erkennen, wenn du die lebendigen Geſchöpfe auf unſerm Erd- boden bedachtſam anſieheſt. Nicht iſt alles Fleiſch einerley Fleiſch, ſondern ein ander Fleiſch iſt der Menſchen, ein anders des Viehes, ein an- ders der Fiſche, ein anders der Vögel. Eine an- Q 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0259" n="248[247]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chriſti, und unſ. künft. Auferſtehung.</hi></fw><lb/> ſchaffenheit, als das, welches wieder hervor wäch-<lb/> ſet. Du legeſt ein unanſehnliches, dürres Korn<lb/> von Waitzen oder andern Getreyde in die Erde,<lb/> und daraus wächſet ein ſaftig grünender Halm und<lb/> Aehre mit vielen Körnern. Fragſt du wie das zu-<lb/> gehe? wie es möglich ſey, daß aus einem dürren<lb/> Korn ein friſches, ſaftiges Gewächſe hervor kom-<lb/> me? Die Art und Weiſe wie das zugehet, wirſt<lb/> du nie völlig erklären können. Am Ende deiner<lb/> Unterſuchungen muſt du immer bewundernd bey<lb/> Gottes Allmacht ſtehen bleiben. <hi rendition="#fr">Gott giebt ihm<lb/> einen Leib, wie er will, und einem ieglichen<lb/> von den Saamen ſeinen eigenen Leib. Er</hi><lb/> hat die Natur ſo eingerichtet, daß eine iede Art<lb/> von Saamenkörnern ihre eigene Art Früchte hat.<lb/> Seine Allmacht und Weisheit iſt es, von welcher<lb/> dieſe vortrefliche und bewundernswürdige Einrichtung<lb/> herkommt, daß aus einer ieden Art von Saamen<lb/> eine andere Art von Frucht wächſet, die an Hal-<lb/> men, Aehren, Blättern, Blüten und Körnern<lb/> untereinander ſo verſchieden ſind. Wenn du das<lb/> alles mit Aufmerkſamkeit und Nachdenken betrachteſt,<lb/> ſo wirſt du nicht lange mehr fragen, ob es der All-<lb/> macht Gottes möglich ſey, unſern ſchwachen, un-<lb/> anſehnlichen und verweslichen Körper zu einem<lb/> neuen und herrlichen Leben wieder herzuſtellen.<lb/> Eben dieſe Allmacht Gottes kanſt du erkennen,<lb/> wenn du die lebendigen Geſchöpfe auf unſerm Erd-<lb/> boden bedachtſam anſieheſt. <hi rendition="#fr">Nicht iſt alles Fleiſch<lb/> einerley Fleiſch, ſondern ein ander Fleiſch iſt<lb/> der Menſchen, ein anders des Viehes, ein an-<lb/> ders der Fiſche, ein anders der Vögel.</hi> Eine<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q 4</fw><fw place="bottom" type="catch">an-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [248[247]/0259]
Chriſti, und unſ. künft. Auferſtehung.
ſchaffenheit, als das, welches wieder hervor wäch-
ſet. Du legeſt ein unanſehnliches, dürres Korn
von Waitzen oder andern Getreyde in die Erde,
und daraus wächſet ein ſaftig grünender Halm und
Aehre mit vielen Körnern. Fragſt du wie das zu-
gehe? wie es möglich ſey, daß aus einem dürren
Korn ein friſches, ſaftiges Gewächſe hervor kom-
me? Die Art und Weiſe wie das zugehet, wirſt
du nie völlig erklären können. Am Ende deiner
Unterſuchungen muſt du immer bewundernd bey
Gottes Allmacht ſtehen bleiben. Gott giebt ihm
einen Leib, wie er will, und einem ieglichen
von den Saamen ſeinen eigenen Leib. Er
hat die Natur ſo eingerichtet, daß eine iede Art
von Saamenkörnern ihre eigene Art Früchte hat.
Seine Allmacht und Weisheit iſt es, von welcher
dieſe vortrefliche und bewundernswürdige Einrichtung
herkommt, daß aus einer ieden Art von Saamen
eine andere Art von Frucht wächſet, die an Hal-
men, Aehren, Blättern, Blüten und Körnern
untereinander ſo verſchieden ſind. Wenn du das
alles mit Aufmerkſamkeit und Nachdenken betrachteſt,
ſo wirſt du nicht lange mehr fragen, ob es der All-
macht Gottes möglich ſey, unſern ſchwachen, un-
anſehnlichen und verweslichen Körper zu einem
neuen und herrlichen Leben wieder herzuſtellen.
Eben dieſe Allmacht Gottes kanſt du erkennen,
wenn du die lebendigen Geſchöpfe auf unſerm Erd-
boden bedachtſam anſieheſt. Nicht iſt alles Fleiſch
einerley Fleiſch, ſondern ein ander Fleiſch iſt
der Menſchen, ein anders des Viehes, ein an-
ders der Fiſche, ein anders der Vögel. Eine
an-
Q 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/259 |
| Zitationshilfe: | Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 248[247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/259>, abgerufen am 04.12.2024. |
