Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.welche Gott den Menschen zugedacht hat. alle Dinge, (v. 11.) aber das meiste war ihnenselbst noch dunkel, und unverständlich, und daher war die glückseelige Zeit, in welcher ihr ietzt lebet, ein Gegenstand ihres beständigen Forschens und Nachdenkens. (Wer erinnert sich hier nicht an die Worte unsers Erlösers, da er zu seinen Jüngern sagte: Seelig sind die Augen die da sehen, das ihr sehet: denn ich sage euch, viele Propheten und Könige wünschten zu sehen, was ihr seher, und habens nicht gesehen, und zu hören was ihr höret, und habens nicht gehöret. Luc. 10, 23- 24.) Ja es haben iene großen Propheten, das- ienige was ihnen offenbaret wurde, mehr zu unserm als zu ihrem eigenen Nutzen bekannt gemacht; (damit wir durch Vergleichung der Weissagung mir der Erfüllung desto vester von der Wahrheit über- zeugt werden) denn sie erlebten die Erfüllung nicht, sondern ihr, ihr seyd so glücklich, dasienige zu vernehmen, was die von dem heiligen Geist erleuch- tete Apostel nunmehr frey und öffentlich verkündi- gen. (v. 12) Und wie groß und bewunderns- würdig sind nicht die erhabenen Lehren, die euch vorgetragen werden! Selbst die Engel betrach- ten das alles mit dem grösten Vergnügen, und su- chen in diese wundervollen Geheimniße tiefer einzu- dringen. Sie staunen, wenn sie sich vorstellen, daß der erhabene Sohn Gottes, den sie selbst als ihren Herrn mit Demuth anbeten, sich so tief zum Besten des menschlichen Geschlechts erniedriget, so vielen Leiden und Schmerzen sich unterworfen, und dadurch ein so großes Werk zu Stande gebracht, welches ihm zu ewigen Ruhm gereicht, daß nem- lich F 2
welche Gott den Menſchen zugedacht hat. alle Dinge, (v. 11.) aber das meiſte war ihnenſelbſt noch dunkel, und unverſtändlich, und daher war die glückſeelige Zeit, in welcher ihr ietzt lebet, ein Gegenſtand ihres beſtändigen Forſchens und Nachdenkens. (Wer erinnert ſich hier nicht an die Worte unſers Erlöſers, da er zu ſeinen Jüngern ſagte: Seelig ſind die Augen die da ſehen, das ihr ſehet: denn ich ſage euch, viele Propheten und Könige wünſchten zu ſehen, was ihr ſeher, und habens nicht geſehen, und zu hören was ihr höret, und habens nicht gehöret. Luc. 10, 23- 24.) Ja es haben iene großen Propheten, das- ienige was ihnen offenbaret wurde, mehr zu unſerm als zu ihrem eigenen Nutzen bekannt gemacht; (damit wir durch Vergleichung der Weiſſagung mir der Erfüllung deſto veſter von der Wahrheit über- zeugt werden) denn ſie erlebten die Erfüllung nicht, ſondern ihr, ihr ſeyd ſo glücklich, dasienige zu vernehmen, was die von dem heiligen Geiſt erleuch- tete Apoſtel nunmehr frey und öffentlich verkündi- gen. (v. 12) Und wie groß und bewunderns- würdig ſind nicht die erhabenen Lehren, die euch vorgetragen werden! Selbſt die Engel betrach- ten das alles mit dem gröſten Vergnügen, und ſu- chen in dieſe wundervollen Geheimniße tiefer einzu- dringen. Sie ſtaunen, wenn ſie ſich vorſtellen, daß der erhabene Sohn Gottes, den ſie ſelbſt als ihren Herrn mit Demuth anbeten, ſich ſo tief zum Beſten des menſchlichen Geſchlechts erniedriget, ſo vielen Leiden und Schmerzen ſich unterworfen, und dadurch ein ſo großes Werk zu Stande gebracht, welches ihm zu ewigen Ruhm gereicht, daß nem- lich F 2
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welche Gott den Menſchen zugedacht hat.
alle Dinge, (v. 11.) aber das meiſte war ihnen
ſelbſt noch dunkel, und unverſtändlich, und daher
war die glückſeelige Zeit, in welcher ihr ietzt lebet,
ein Gegenſtand ihres beſtändigen Forſchens und
Nachdenkens. (Wer erinnert ſich hier nicht an die
Worte unſers Erlöſers, da er zu ſeinen Jüngern
ſagte: Seelig ſind die Augen die da ſehen, das
ihr ſehet: denn ich ſage euch, viele Propheten
und Könige wünſchten zu ſehen, was ihr ſeher,
und habens nicht geſehen, und zu hören was ihr
höret, und habens nicht gehöret. Luc. 10, 23-
24.) Ja es haben iene großen Propheten, das-
ienige was ihnen offenbaret wurde, mehr zu unſerm
als zu ihrem eigenen Nutzen bekannt gemacht;
(damit wir durch Vergleichung der Weiſſagung mir
der Erfüllung deſto veſter von der Wahrheit über-
zeugt werden) denn ſie erlebten die Erfüllung nicht,
ſondern ihr, ihr ſeyd ſo glücklich, dasienige zu
vernehmen, was die von dem heiligen Geiſt erleuch-
tete Apoſtel nunmehr frey und öffentlich verkündi-
gen. (v. 12) Und wie groß und bewunderns-
würdig ſind nicht die erhabenen Lehren, die euch
vorgetragen werden! Selbſt die Engel betrach-
ten das alles mit dem gröſten Vergnügen, und ſu-
chen in dieſe wundervollen Geheimniße tiefer einzu-
dringen. Sie ſtaunen, wenn ſie ſich vorſtellen,
daß der erhabene Sohn Gottes, den ſie ſelbſt als
ihren Herrn mit Demuth anbeten, ſich ſo tief zum
Beſten des menſchlichen Geſchlechts erniedriget, ſo
vielen Leiden und Schmerzen ſich unterworfen, und
dadurch ein ſo großes Werk zu Stande gebracht,
welches ihm zu ewigen Ruhm gereicht, daß nem-
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