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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Die Thiere des Aquariums.
und größeren Bächen, wo sie an Steinen, namentlich an deren Unterseite
fest zu sitzen pflegt. Sie ist zwar klein, aber durch ihre lebhafte Färbung
und durch ihren sonderbaren Deckel unserer Aufmerksamkeit werth. Der
Deckel hat nämlich auf seiner Rückseite einen förmlichen Riegel, wodurch
seine Einfügung in die halbkreisförmige Mündung besonders fest bewerk-
stelligt werden kann.

Noch einer Menge anderer kleiner Wasserschnecken, meist mit sehr
zierlichen Gehäusen, die hier unerwähnt geblieben sind, bemächtigen wir
uns unwillkürlich mit, wenn wir in Gräben und Sümpfen und Teichen
auf die Jagd gehen, die ich nun beschreiben will. Nur bei den ganz gro-
ßen Arten und überhaupt bei denen, die wir namentlich bei warmem
Sonnenschein oben auf dem Wasser schwimmend oder auf den Wasser-
pflanzen sitzend bemerken, haben wir nöthig, sie einzeln aufzunehmen.
Bei dieser Jagd handelt es sich aber natürlich nicht blos um Schnecken
und die kleinen Kreismuscheln, sondern überhaupt um eine Menge Thiere,
von denen wir die meisten dabei zum erstenmale zu Gesicht bekommen
werden, staunend über den Reichthum an thierischen Formen an diesen
Orten. Ein für alle Mal hebe ich hier hervor, daß wir dabei keinem
Thiere begegnen werden, vor welchem wir uns zu scheuen oder gar zu
fürchten Ursache hätten, nur die oben beschriebenen Wasserwanzen müssen
wir ihres schmerzhaften Stiches wegen vorsichtig behandeln, was um so
leichter ist, als sie durch ihr lebhaftes Umherkriechen sich sofort bemerklich
machen und leicht beseitigt werden können. Auch die Blutegel, die wir
oft unwillkürlich mit fangen, beißen nicht gleich an, und vor einem Frosch
oder einer Unke zu erschrecken ist zu unnaturfreundlich, als daß ich es
einem meiner Leser und Leserinnen zutrauen möchte.

Wir brauchen zu dieser Wasserjagd ein nothwendiges Werkzeug. Es
ist dies ein etwa 1 Fuß tiefes sackförmiges, aus festem grauen Zwirn
gestricktes Filetnetz, welches an einen Reifen von starkem Draht fest ge-
näht ist, und nicht größer zu sein braucht, als etwa 8--10 Zoll im
Durchmesser. Um die Fäden, mit welchen der Sack an den Reifen befe-
stigt ist, nicht durch das Aufstreifen auf dem Boden der Gewässer sich

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Die Thiere des Aquariums.
und größeren Bächen, wo ſie an Steinen, namentlich an deren Unterſeite
feſt zu ſitzen pflegt. Sie iſt zwar klein, aber durch ihre lebhafte Färbung
und durch ihren ſonderbaren Deckel unſerer Aufmerkſamkeit werth. Der
Deckel hat nämlich auf ſeiner Rückſeite einen förmlichen Riegel, wodurch
ſeine Einfügung in die halbkreisförmige Mündung beſonders feſt bewerk-
ſtelligt werden kann.

Noch einer Menge anderer kleiner Waſſerſchnecken, meiſt mit ſehr
zierlichen Gehäuſen, die hier unerwähnt geblieben ſind, bemächtigen wir
uns unwillkürlich mit, wenn wir in Gräben und Sümpfen und Teichen
auf die Jagd gehen, die ich nun beſchreiben will. Nur bei den ganz gro-
ßen Arten und überhaupt bei denen, die wir namentlich bei warmem
Sonnenſchein oben auf dem Waſſer ſchwimmend oder auf den Waſſer-
pflanzen ſitzend bemerken, haben wir nöthig, ſie einzeln aufzunehmen.
Bei dieſer Jagd handelt es ſich aber natürlich nicht blos um Schnecken
und die kleinen Kreismuſcheln, ſondern überhaupt um eine Menge Thiere,
von denen wir die meiſten dabei zum erſtenmale zu Geſicht bekommen
werden, ſtaunend über den Reichthum an thieriſchen Formen an dieſen
Orten. Ein für alle Mal hebe ich hier hervor, daß wir dabei keinem
Thiere begegnen werden, vor welchem wir uns zu ſcheuen oder gar zu
fürchten Urſache hätten, nur die oben beſchriebenen Waſſerwanzen müſſen
wir ihres ſchmerzhaften Stiches wegen vorſichtig behandeln, was um ſo
leichter iſt, als ſie durch ihr lebhaftes Umherkriechen ſich ſofort bemerklich
machen und leicht beſeitigt werden können. Auch die Blutegel, die wir
oft unwillkürlich mit fangen, beißen nicht gleich an, und vor einem Froſch
oder einer Unke zu erſchrecken iſt zu unnaturfreundlich, als daß ich es
einem meiner Leſer und Leſerinnen zutrauen möchte.

Wir brauchen zu dieſer Waſſerjagd ein nothwendiges Werkzeug. Es
iſt dies ein etwa 1 Fuß tiefes ſackförmiges, aus feſtem grauen Zwirn
geſtricktes Filetnetz, welches an einen Reifen von ſtarkem Draht feſt ge-
näht iſt, und nicht größer zu ſein braucht, als etwa 8—10 Zoll im
Durchmeſſer. Um die Fäden, mit welchen der Sack an den Reifen befe-
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[67/0083] Die Thiere des Aquariums. und größeren Bächen, wo ſie an Steinen, namentlich an deren Unterſeite feſt zu ſitzen pflegt. Sie iſt zwar klein, aber durch ihre lebhafte Färbung und durch ihren ſonderbaren Deckel unſerer Aufmerkſamkeit werth. Der Deckel hat nämlich auf ſeiner Rückſeite einen förmlichen Riegel, wodurch ſeine Einfügung in die halbkreisförmige Mündung beſonders feſt bewerk- ſtelligt werden kann. Noch einer Menge anderer kleiner Waſſerſchnecken, meiſt mit ſehr zierlichen Gehäuſen, die hier unerwähnt geblieben ſind, bemächtigen wir uns unwillkürlich mit, wenn wir in Gräben und Sümpfen und Teichen auf die Jagd gehen, die ich nun beſchreiben will. Nur bei den ganz gro- ßen Arten und überhaupt bei denen, die wir namentlich bei warmem Sonnenſchein oben auf dem Waſſer ſchwimmend oder auf den Waſſer- pflanzen ſitzend bemerken, haben wir nöthig, ſie einzeln aufzunehmen. Bei dieſer Jagd handelt es ſich aber natürlich nicht blos um Schnecken und die kleinen Kreismuſcheln, ſondern überhaupt um eine Menge Thiere, von denen wir die meiſten dabei zum erſtenmale zu Geſicht bekommen werden, ſtaunend über den Reichthum an thieriſchen Formen an dieſen Orten. Ein für alle Mal hebe ich hier hervor, daß wir dabei keinem Thiere begegnen werden, vor welchem wir uns zu ſcheuen oder gar zu fürchten Urſache hätten, nur die oben beſchriebenen Waſſerwanzen müſſen wir ihres ſchmerzhaften Stiches wegen vorſichtig behandeln, was um ſo leichter iſt, als ſie durch ihr lebhaftes Umherkriechen ſich ſofort bemerklich machen und leicht beſeitigt werden können. Auch die Blutegel, die wir oft unwillkürlich mit fangen, beißen nicht gleich an, und vor einem Froſch oder einer Unke zu erſchrecken iſt zu unnaturfreundlich, als daß ich es einem meiner Leſer und Leſerinnen zutrauen möchte. Wir brauchen zu dieſer Waſſerjagd ein nothwendiges Werkzeug. Es iſt dies ein etwa 1 Fuß tiefes ſackförmiges, aus feſtem grauen Zwirn geſtricktes Filetnetz, welches an einen Reifen von ſtarkem Draht feſt ge- näht iſt, und nicht größer zu ſein braucht, als etwa 8—10 Zoll im Durchmeſſer. Um die Fäden, mit welchen der Sack an den Reifen befe- ſtigt iſt, nicht durch das Aufſtreifen auf dem Boden der Gewäſſer ſich 5*

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/83>, abgerufen am 24.11.2024.