in verbrennliche und in unverbrennliche oder Aschen-Be- standtheile. Jene entweichen in Gasform in die Luft, diese, in der Pflanze vielfältig mit jenen verbunden, trennen sich von ihnen und bleiben fest und unveränderlich zurück, obgleich wahrscheinlich auch sie alle in höhern Hitzegraden gasförmig werden können. Immer bildet das Wasser einen bedeutenden, oft den bedeutendsten, Antheil an der Pflanzenmasse, bei Spargel, Radischen, Rüben über neun Zehntel, bei frischem Holz im Durchschnitt weniger als vier Zehntel.
An der Zusammensetzung dieser Pflanzenbestandtheile betheiligt sich von den jetzt unterschiedenen 61 chemischen Elementen*) kaum etwa der dritte Theil, und von diesen am wesentlichsten Wasserstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Calcium, Silicium, Kalium, Natrium, Bittererde.
Alle diese Stoffe müssen in wässriger Lösung oder in Gasform der Pflanze dargeboten werden um von dieser aufgenommen werden zu können, da es dieser, mit Ausnahme der Spaltöffnungen (S. 127) an allen Oeff- nungen gebricht, die einen Zugang zu ihrem Innern vermitteln könnten. Namentlich sind die Saugwürzelchen keineswegs etwa als feine Saugröhr- chen aufzufassen, sondern sie bestehen vielmehr lediglich aus Zellen, welche rings von einer zwar feinen aber doch ganz dichten Haut gebildet werden, wie wir sie früher kennen lernten (S. 99).
Daß und wie eine Flüssigkeit durch eine dichte Haut hindurchdringen könne, ist erst 1826 durch den Versuch nachgewiesen worden und zwar von dem französischen Naturforscher Joachim Dutrochet zu Chaveau bei Chateau-Regnault. Dieser wurde dadurch der Entdecker eines allgemein geltenden und also höchst wichtigen Naturgesetzes, welches er Endosmose nannte (mit einem ergänzenden Gegensatze: Exosmose), wofür aber in neuerer Zeit die Benennung Diffusion, die allerdings bezeichnender ist, eingeführt wird. Das Wesen der Diffusion besteht darin, daß zwei Flüssigkeiten von verschiedener Dichtigkeit (z. B. Gummiwasser und reines Wasser), welche von einander durch eine dünne organische Haut getrennt sind, so lange durch diese Haut hindurch zu einander übertreten (diffundirt werden), bis beide gleich dicht sind, wonach alsdann die Diffusion aufhört.
*) Während des Druckes dieses Bogens verbreitet sich die Neuigkeit, daß Bunsen in der neuerbohrten Dürkheimer Soolquelle zwei neue Elemente entdeckt hat, welche dem Kalium zunächst stehen und welche er Cäsium und Rubidium genannt hat.
in verbrennliche und in unverbrennliche oder Aſchen-Be- ſtandtheile. Jene entweichen in Gasform in die Luft, dieſe, in der Pflanze vielfältig mit jenen verbunden, trennen ſich von ihnen und bleiben feſt und unveränderlich zurück, obgleich wahrſcheinlich auch ſie alle in höhern Hitzegraden gasförmig werden können. Immer bildet das Waſſer einen bedeutenden, oft den bedeutendſten, Antheil an der Pflanzenmaſſe, bei Spargel, Radischen, Rüben über neun Zehntel, bei friſchem Holz im Durchſchnitt weniger als vier Zehntel.
An der Zuſammenſetzung dieſer Pflanzenbeſtandtheile betheiligt ſich von den jetzt unterſchiedenen 61 chemiſchen Elementen*) kaum etwa der dritte Theil, und von dieſen am weſentlichſten Waſſerſtoff, Kohlenſtoff, Sauerſtoff, Stickſtoff, Calcium, Silicium, Kalium, Natrium, Bittererde.
Alle dieſe Stoffe müſſen in wäſſriger Löſung oder in Gasform der Pflanze dargeboten werden um von dieſer aufgenommen werden zu können, da es dieſer, mit Ausnahme der Spaltöffnungen (S. 127) an allen Oeff- nungen gebricht, die einen Zugang zu ihrem Innern vermitteln könnten. Namentlich ſind die Saugwürzelchen keineswegs etwa als feine Saugröhr- chen aufzufaſſen, ſondern ſie beſtehen vielmehr lediglich aus Zellen, welche rings von einer zwar feinen aber doch ganz dichten Haut gebildet werden, wie wir ſie früher kennen lernten (S. 99).
Daß und wie eine Flüſſigkeit durch eine dichte Haut hindurchdringen könne, iſt erſt 1826 durch den Verſuch nachgewieſen worden und zwar von dem franzöſiſchen Naturforſcher Joachim Dutrochet zu Chaveau bei Chateau-Regnault. Dieſer wurde dadurch der Entdecker eines allgemein geltenden und alſo höchſt wichtigen Naturgeſetzes, welches er Endosmoſe nannte (mit einem ergänzenden Gegenſatze: Exosmoſe), wofür aber in neuerer Zeit die Benennung Diffuſion, die allerdings bezeichnender iſt, eingeführt wird. Das Weſen der Diffuſion beſteht darin, daß zwei Flüſſigkeiten von verſchiedener Dichtigkeit (z. B. Gummiwaſſer und reines Waſſer), welche von einander durch eine dünne organiſche Haut getrennt ſind, ſo lange durch dieſe Haut hindurch zu einander übertreten (diffundirt werden), bis beide gleich dicht ſind, wonach alsdann die Diffuſion aufhört.
*) Während des Druckes dieſes Bogens verbreitet ſich die Neuigkeit, daß Bunſen in der neuerbohrten Dürkheimer Soolquelle zwei neue Elemente entdeckt hat, welche dem Kalium zunächſt ſtehen und welche er Cäſium und Rubidium genannt hat.
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in verbrennliche und in unverbrennliche oder Aſchen-Be-
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Pflanze vielfältig mit jenen verbunden, trennen ſich von ihnen und bleiben
feſt und unveränderlich zurück, obgleich wahrſcheinlich auch ſie alle in höhern
Hitzegraden gasförmig werden können. Immer bildet das Waſſer einen
bedeutenden, oft den bedeutendſten, Antheil an der Pflanzenmaſſe, bei
Spargel, Radischen, Rüben über neun Zehntel, bei friſchem Holz im
Durchſchnitt weniger als vier Zehntel.
An der Zuſammenſetzung dieſer Pflanzenbeſtandtheile betheiligt ſich
von den jetzt unterſchiedenen 61 chemiſchen Elementen *) kaum etwa der
dritte Theil, und von dieſen am weſentlichſten Waſſerſtoff, Kohlenſtoff,
Sauerſtoff, Stickſtoff, Calcium, Silicium, Kalium, Natrium, Bittererde.
Alle dieſe Stoffe müſſen in wäſſriger Löſung oder in Gasform der
Pflanze dargeboten werden um von dieſer aufgenommen werden zu können,
da es dieſer, mit Ausnahme der Spaltöffnungen (S. 127) an allen Oeff-
nungen gebricht, die einen Zugang zu ihrem Innern vermitteln könnten.
Namentlich ſind die Saugwürzelchen keineswegs etwa als feine Saugröhr-
chen aufzufaſſen, ſondern ſie beſtehen vielmehr lediglich aus Zellen, welche
rings von einer zwar feinen aber doch ganz dichten Haut gebildet werden,
wie wir ſie früher kennen lernten (S. 99).
Daß und wie eine Flüſſigkeit durch eine dichte Haut hindurchdringen
könne, iſt erſt 1826 durch den Verſuch nachgewieſen worden und zwar von
dem franzöſiſchen Naturforſcher Joachim Dutrochet zu Chaveau bei
Chateau-Regnault. Dieſer wurde dadurch der Entdecker eines allgemein
geltenden und alſo höchſt wichtigen Naturgeſetzes, welches er Endosmoſe
nannte (mit einem ergänzenden Gegenſatze: Exosmoſe), wofür aber in
neuerer Zeit die Benennung Diffuſion, die allerdings bezeichnender iſt,
eingeführt wird. Das Weſen der Diffuſion beſteht darin, daß zwei
Flüſſigkeiten von verſchiedener Dichtigkeit (z. B. Gummiwaſſer und reines
Waſſer), welche von einander durch eine dünne organiſche Haut getrennt
ſind, ſo lange durch dieſe Haut hindurch zu einander übertreten (diffundirt
werden), bis beide gleich dicht ſind, wonach alsdann die Diffuſion aufhört.
*) Während des Druckes dieſes Bogens verbreitet ſich die Neuigkeit, daß Bunſen
in der neuerbohrten Dürkheimer Soolquelle zwei neue Elemente entdeckt hat, welche dem
Kalium zunächſt ſtehen und welche er Cäſium und Rubidium genannt hat.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/175>, abgerufen am 22.12.2024.
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