Mancher von diesen Bäumen wird vielen meiner Leser hinsichtlich ihrer Blüthe noch ganz unbekannt sein und es gehört ein unterrichtetes Auge dazu, um dieselben zu bemerken, was namentlich von den Erlen und Rüstern gilt, bei denen die unscheinbaren Blüthen noch obendrein sich fast nur in den obern Partien der Krone finden. Sie und noch mehr die Pappelarten gewinnen in sehr reichen Samenjahren durch die Blüthen eine merkliche Fülle ihrer noch winterlich laublosen Kronen.
Wenn wir vorderhand von andern Sträuchern absehen, so bleiben uns als mit und nach dem Laube blühende Bäume allein noch folgende Arten übrig: Ahorne, Birken, Eichen, Hornbaum, Buche, Eberesche, Apfel- und Birnbaum, einige Weiden und die Linden. Nicht bei allen diesen Bäumen sind die Blüthen gleich sehr im Stande, der Krone einen sehr bemerkenswerthen Charakter aufzuprägen und zwar aus demselben Grunde, wie bei den vor dem Laub blühenden Bäumen, indem nehmlich ihre Blüthen unscheinbar sind. Dadurch können sogar die Blüthen den einheitlich bestimmten Ausdruck, den nicht blühende Waldbäume haben, beeinträchtigen, indem z. B. reich blühende Buchen und Eichen weniger schön aussehen, als nicht blühende aber um so reicher belaubte. Der Spitzahorn tritt gewissermaaßen vermittelnd zwischen diese beiden Blüthen- zeitklassen der Bäume, indem bei ihm die ansehnlichen grüngelben Blüthen- sträußchen ganz gleichen Schritt mit den Blättern halten und fast noch ein wenig vor ihnen sich erschließen.
Da die genannten Bäume allgemein bekannt sind, so ist es hier nicht nöthig, diejenigen von ihnen hervorzuheben, bei welchen die Blüthen wesentlich zum Schmuck beitragen und wir haben nur noch einige Worte über den gleichen Einfluß der Früchte hinzuzufügen. Obgleich bei den meisten Waldbäumen die Früchte zu unansehnlich und zu klein sind, um ihrer Gestalt nach sehr in das Auge fallen zu können, so üben sie dennoch in reichen Samenjahren, namentlich bei einigen Baumarten, durch ihr Gewicht einen sehr bedeutenden Einfluß auf den Kronencharakter aus. Dies ist namentlich der Fall bei der Buche und beim Hornbaum, deren Triebe und sogar die ganzen Aeste davon niedergezogen werden, was den Bäumen ein ganz verändertes Aussehen giebt. Die großen auf kurzen Stielchen dicht gedrängt beisammenstehenden blattähnlichen Früchte der
Mancher von dieſen Bäumen wird vielen meiner Leſer hinſichtlich ihrer Blüthe noch ganz unbekannt ſein und es gehört ein unterrichtetes Auge dazu, um dieſelben zu bemerken, was namentlich von den Erlen und Rüſtern gilt, bei denen die unſcheinbaren Blüthen noch obendrein ſich faſt nur in den obern Partien der Krone finden. Sie und noch mehr die Pappelarten gewinnen in ſehr reichen Samenjahren durch die Blüthen eine merkliche Fülle ihrer noch winterlich laubloſen Kronen.
Wenn wir vorderhand von andern Sträuchern abſehen, ſo bleiben uns als mit und nach dem Laube blühende Bäume allein noch folgende Arten übrig: Ahorne, Birken, Eichen, Hornbaum, Buche, Ebereſche, Apfel- und Birnbaum, einige Weiden und die Linden. Nicht bei allen dieſen Bäumen ſind die Blüthen gleich ſehr im Stande, der Krone einen ſehr bemerkenswerthen Charakter aufzuprägen und zwar aus demſelben Grunde, wie bei den vor dem Laub blühenden Bäumen, indem nehmlich ihre Blüthen unſcheinbar ſind. Dadurch können ſogar die Blüthen den einheitlich beſtimmten Ausdruck, den nicht blühende Waldbäume haben, beeinträchtigen, indem z. B. reich blühende Buchen und Eichen weniger ſchön ausſehen, als nicht blühende aber um ſo reicher belaubte. Der Spitzahorn tritt gewiſſermaaßen vermittelnd zwiſchen dieſe beiden Blüthen- zeitklaſſen der Bäume, indem bei ihm die anſehnlichen grüngelben Blüthen- ſträußchen ganz gleichen Schritt mit den Blättern halten und faſt noch ein wenig vor ihnen ſich erſchließen.
Da die genannten Bäume allgemein bekannt ſind, ſo iſt es hier nicht nöthig, diejenigen von ihnen hervorzuheben, bei welchen die Blüthen weſentlich zum Schmuck beitragen und wir haben nur noch einige Worte über den gleichen Einfluß der Früchte hinzuzufügen. Obgleich bei den meiſten Waldbäumen die Früchte zu unanſehnlich und zu klein ſind, um ihrer Geſtalt nach ſehr in das Auge fallen zu können, ſo üben ſie dennoch in reichen Samenjahren, namentlich bei einigen Baumarten, durch ihr Gewicht einen ſehr bedeutenden Einfluß auf den Kronencharakter aus. Dies iſt namentlich der Fall bei der Buche und beim Hornbaum, deren Triebe und ſogar die ganzen Aeſte davon niedergezogen werden, was den Bäumen ein ganz verändertes Ausſehen giebt. Die großen auf kurzen Stielchen dicht gedrängt beiſammenſtehenden blattähnlichen Früchte der
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Mancher von dieſen Bäumen wird vielen meiner Leſer hinſichtlich ihrer
Blüthe noch ganz unbekannt ſein und es gehört ein unterrichtetes Auge
dazu, um dieſelben zu bemerken, was namentlich von den Erlen und
Rüſtern gilt, bei denen die unſcheinbaren Blüthen noch obendrein ſich
faſt nur in den obern Partien der Krone finden. Sie und noch mehr
die Pappelarten gewinnen in ſehr reichen Samenjahren durch die Blüthen
eine merkliche Fülle ihrer noch winterlich laubloſen Kronen.
Wenn wir vorderhand von andern Sträuchern abſehen, ſo bleiben
uns als mit und nach dem Laube blühende Bäume allein noch folgende
Arten übrig: Ahorne, Birken, Eichen, Hornbaum, Buche, Ebereſche,
Apfel- und Birnbaum, einige Weiden und die Linden. Nicht bei allen
dieſen Bäumen ſind die Blüthen gleich ſehr im Stande, der Krone einen
ſehr bemerkenswerthen Charakter aufzuprägen und zwar aus demſelben
Grunde, wie bei den vor dem Laub blühenden Bäumen, indem nehmlich
ihre Blüthen unſcheinbar ſind. Dadurch können ſogar die Blüthen den
einheitlich beſtimmten Ausdruck, den nicht blühende Waldbäume haben,
beeinträchtigen, indem z. B. reich blühende Buchen und Eichen weniger
ſchön ausſehen, als nicht blühende aber um ſo reicher belaubte. Der
Spitzahorn tritt gewiſſermaaßen vermittelnd zwiſchen dieſe beiden Blüthen-
zeitklaſſen der Bäume, indem bei ihm die anſehnlichen grüngelben Blüthen-
ſträußchen ganz gleichen Schritt mit den Blättern halten und faſt noch
ein wenig vor ihnen ſich erſchließen.
Da die genannten Bäume allgemein bekannt ſind, ſo iſt es hier
nicht nöthig, diejenigen von ihnen hervorzuheben, bei welchen die Blüthen
weſentlich zum Schmuck beitragen und wir haben nur noch einige Worte
über den gleichen Einfluß der Früchte hinzuzufügen. Obgleich bei den
meiſten Waldbäumen die Früchte zu unanſehnlich und zu klein ſind, um
ihrer Geſtalt nach ſehr in das Auge fallen zu können, ſo üben ſie dennoch
in reichen Samenjahren, namentlich bei einigen Baumarten, durch ihr
Gewicht einen ſehr bedeutenden Einfluß auf den Kronencharakter aus.
Dies iſt namentlich der Fall bei der Buche und beim Hornbaum, deren
Triebe und ſogar die ganzen Aeſte davon niedergezogen werden, was den
Bäumen ein ganz verändertes Ausſehen giebt. Die großen auf kurzen
Stielchen dicht gedrängt beiſammenſtehenden blattähnlichen Früchte der
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/253>, abgerufen am 23.12.2024.
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