Aus diesen Andeutungen geht hervor, daß die Benachtheiligung des Waldes durch solche Unfälle meist nicht sowohl ein völliges Berauben der Forstwirthschaft ist, sondern vielmehr eine Störung in der geregelten Forstbenutzung. Wenn man einen durch schädliche Insekten getödteten Nadelholzbestand sofort niederhauen kann, so hat das Holz noch keine sehr viel geringere Güte, als es hat, wenn man die Bäume im gesunden Zustand und im regelmäßigen Umtriebe gehauen hat, obgleich ein durch Insekten getödteter Baum, namentlich ein Nadelbaum, sehr schnell an Güte seines Holzes verliert. Ist aber eine Insektenvermehrung eine sehr ausgebreitete gewesen, so kann der Fall eintreten, daß nicht Menschen- hände genug geschafft werden können, um die getödteten Bäume in Schnelligkeit zu fällen, so daß die Verderbniß des Holzes so schnell um sich greift, daß dasselbe an Güte bedeutend verliert. Dies ist namentlich der Fall bei der Fichte durch den Borkenkäfer und bei der Kiefer durch die große Kiefernraupe.
Wenn man nun erwägt, wie vorsichtig die Waldbenutzung geregelt ist, wie auf Jahrzehnte hinaus berechnet wird, wie viel in einem Wald- reviere hier und dort alljährlich herausgenommen werden soll und darf, um die Leistungsfähigkeit des Waldes aufrecht zu erhalten, so begreift man leicht, wie solche Verheerungen durch Insekten, Stürme und dergl. eine heillose Verwirrung in die Waldbenutzung bringen können. Mit der geregelten Holzernte regelt sich selbstverständlich gewissermaßen auch der Holzbedarf und die Nachfrage des Marktes, wodurch wieder der Holzpreis sich feststellt.
Jetzt tritt aber plötzlich der Fall ein, daß in einem großen Wald- komplexe durch einen ausgedehnten Windbruch viele Tausende von Klaftern zur Verfügung gestellt werden, welche obendrein, wenn sie z. B. Fichten sind, so schnell als möglich beseitigt werden müssen, damit nicht der Borkenkäfer hineinkomme und obendrein den Werth des zur Unzeit verfügbar werdenden Holzes beeinträchtige. In solchen Fällen hat die Forstverwaltung die schwere Aufgabe zu lösen, über Hals und Kopf die unvorhergesehenen Holzvorräthe zu verkaufen, um so wenig als möglich am Preis zu verlieren. Allein dies ist nicht der einzige Nachtheil eines solchen Waldunglücks. Das, was man augenblicklich viel zu viel hat, fehlt in den nachfolgenden Benutzungsperioden und was von nicht minderem,
Aus dieſen Andeutungen geht hervor, daß die Benachtheiligung des Waldes durch ſolche Unfälle meiſt nicht ſowohl ein völliges Berauben der Forſtwirthſchaft iſt, ſondern vielmehr eine Störung in der geregelten Forſtbenutzung. Wenn man einen durch ſchädliche Inſekten getödteten Nadelholzbeſtand ſofort niederhauen kann, ſo hat das Holz noch keine ſehr viel geringere Güte, als es hat, wenn man die Bäume im geſunden Zuſtand und im regelmäßigen Umtriebe gehauen hat, obgleich ein durch Inſekten getödteter Baum, namentlich ein Nadelbaum, ſehr ſchnell an Güte ſeines Holzes verliert. Iſt aber eine Inſektenvermehrung eine ſehr ausgebreitete geweſen, ſo kann der Fall eintreten, daß nicht Menſchen- hände genug geſchafft werden können, um die getödteten Bäume in Schnelligkeit zu fällen, ſo daß die Verderbniß des Holzes ſo ſchnell um ſich greift, daß daſſelbe an Güte bedeutend verliert. Dies iſt namentlich der Fall bei der Fichte durch den Borkenkäfer und bei der Kiefer durch die große Kiefernraupe.
Wenn man nun erwägt, wie vorſichtig die Waldbenutzung geregelt iſt, wie auf Jahrzehnte hinaus berechnet wird, wie viel in einem Wald- reviere hier und dort alljährlich herausgenommen werden ſoll und darf, um die Leiſtungsfähigkeit des Waldes aufrecht zu erhalten, ſo begreift man leicht, wie ſolche Verheerungen durch Inſekten, Stürme und dergl. eine heilloſe Verwirrung in die Waldbenutzung bringen können. Mit der geregelten Holzernte regelt ſich ſelbſtverſtändlich gewiſſermaßen auch der Holzbedarf und die Nachfrage des Marktes, wodurch wieder der Holzpreis ſich feſtſtellt.
Jetzt tritt aber plötzlich der Fall ein, daß in einem großen Wald- komplexe durch einen ausgedehnten Windbruch viele Tauſende von Klaftern zur Verfügung geſtellt werden, welche obendrein, wenn ſie z. B. Fichten ſind, ſo ſchnell als möglich beſeitigt werden müſſen, damit nicht der Borkenkäfer hineinkomme und obendrein den Werth des zur Unzeit verfügbar werdenden Holzes beeinträchtige. In ſolchen Fällen hat die Forſtverwaltung die ſchwere Aufgabe zu löſen, über Hals und Kopf die unvorhergeſehenen Holzvorräthe zu verkaufen, um ſo wenig als möglich am Preis zu verlieren. Allein dies iſt nicht der einzige Nachtheil eines ſolchen Waldunglücks. Das, was man augenblicklich viel zu viel hat, fehlt in den nachfolgenden Benutzungsperioden und was von nicht minderem,
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Aus dieſen Andeutungen geht hervor, daß die Benachtheiligung des
Waldes durch ſolche Unfälle meiſt nicht ſowohl ein völliges Berauben der
Forſtwirthſchaft iſt, ſondern vielmehr eine Störung in der geregelten
Forſtbenutzung. Wenn man einen durch ſchädliche Inſekten getödteten
Nadelholzbeſtand ſofort niederhauen kann, ſo hat das Holz noch keine ſehr
viel geringere Güte, als es hat, wenn man die Bäume im geſunden
Zuſtand und im regelmäßigen Umtriebe gehauen hat, obgleich ein durch
Inſekten getödteter Baum, namentlich ein Nadelbaum, ſehr ſchnell an
Güte ſeines Holzes verliert. Iſt aber eine Inſektenvermehrung eine ſehr
ausgebreitete geweſen, ſo kann der Fall eintreten, daß nicht Menſchen-
hände genug geſchafft werden können, um die getödteten Bäume in
Schnelligkeit zu fällen, ſo daß die Verderbniß des Holzes ſo ſchnell um
ſich greift, daß daſſelbe an Güte bedeutend verliert. Dies iſt namentlich
der Fall bei der Fichte durch den Borkenkäfer und bei der Kiefer durch
die große Kiefernraupe.
Wenn man nun erwägt, wie vorſichtig die Waldbenutzung geregelt
iſt, wie auf Jahrzehnte hinaus berechnet wird, wie viel in einem Wald-
reviere hier und dort alljährlich herausgenommen werden ſoll und darf,
um die Leiſtungsfähigkeit des Waldes aufrecht zu erhalten, ſo begreift
man leicht, wie ſolche Verheerungen durch Inſekten, Stürme und dergl.
eine heilloſe Verwirrung in die Waldbenutzung bringen können. Mit
der geregelten Holzernte regelt ſich ſelbſtverſtändlich gewiſſermaßen auch
der Holzbedarf und die Nachfrage des Marktes, wodurch wieder der
Holzpreis ſich feſtſtellt.
Jetzt tritt aber plötzlich der Fall ein, daß in einem großen Wald-
komplexe durch einen ausgedehnten Windbruch viele Tauſende von Klaftern
zur Verfügung geſtellt werden, welche obendrein, wenn ſie z. B. Fichten
ſind, ſo ſchnell als möglich beſeitigt werden müſſen, damit nicht der
Borkenkäfer hineinkomme und obendrein den Werth des zur Unzeit
verfügbar werdenden Holzes beeinträchtige. In ſolchen Fällen hat die
Forſtverwaltung die ſchwere Aufgabe zu löſen, über Hals und Kopf die
unvorhergeſehenen Holzvorräthe zu verkaufen, um ſo wenig als möglich
am Preis zu verlieren. Allein dies iſt nicht der einzige Nachtheil eines
ſolchen Waldunglücks. Das, was man augenblicklich viel zu viel hat,
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/273>, abgerufen am 23.12.2024.
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