Die lange Pfahlwurzel macht die Verpflanzung älterer als 2--3jähriger Pflanzen schwierig. Da die Lärche nur einen schwachen Schatten wirft und durch ihre lockere Krone wenig verdämmend wirkt, so empfiehlt sie sich zur Vermischung mit solchen Bäumen, welche Jenes nicht vertragen, und für den Mittelwaldbetrieb.
Die Benutzung bietet außer den gewöhnlichen Anwendungen der Holzpflanzen auch noch manche Besonderheiten dar. Alpenlärchholz soll eine außerordentliche Dauer haben, namentlich zu Bauten unter Wasser, wozu ihm Wessely eine unbegrenzte Dauer nachrühmt. Auch in der Tragkraft soll es alle andere Nadelhölzer übertreffen. Besondere Be- deutung hat die Lärche als Harzbaum, indem sie es ist, welche den feinsten, den venetianischen Terpentin liefert. Dieser sammelt sich vor- zugsweise in innern Rissen des Holzes und wird dadurch gewonnen, daß man im Frühjahr mit einem zollstarken Löffelbohrer über dem Stocke hori- zontale Röhren bis ungefähr an das Mark bohrt und dieselben dann mit einem Pfropfen verschließt. Bis zum Herbst füllen sich dann diese Röhren mit Harz, welches mit einem vorn löffelförmigen Eisen herausgeschöpft und worauf dann das Loch wieder zugepfropft wird. Eine solche Röhre giebt bis gegen 30 Jahre hintereinander Harz und eine Lärche giebt jährlich 1/4 bis 3/4 Seidel davon. Wessely sagt, daß dieses Harzen, sobald man die Löcher immer verschlossen hält, den Bäumen nicht schade.
Der Lärche und der Tanne, der Fichte und der Seekiefer ist die auf S. 203 kurz erwähnte Ueberwallung eigen, die lange Zeit die Deutungskunst der Naturforscher und Forstmänner herausgefordert hat, und welche darin besteht, daß ungerodet gebliebene Stöcke der genannten Nadelhölzer auf der Abhiebsfläche zuweilen eine ringförmige oder selbst kuppelförmige gewölbte Holzüberwallung zeigen. Der Erscheinung nach ist dies dasselbe, was wir im Kleinen auf S. 191 an einem Stamm- stück einer jungen im Safte gefällten Silberpappel kennen lernten.
Diese Ueberwallung erinnert an die auf S. 195 (oben) erläuterte Adventivknospenbildung der Laubholzstöcke aus einer dort erwähnten "Ueberwallungswulst", nur mit dem doppelten Unterschiede, daß dort aus dieser Wulst Adventivknospen entspringen und daß diese Wulst ohne fremdes Zuthun von dem Stocke selbst gebildet wird.
Die lange Pfahlwurzel macht die Verpflanzung älterer als 2—3jähriger Pflanzen ſchwierig. Da die Lärche nur einen ſchwachen Schatten wirft und durch ihre lockere Krone wenig verdämmend wirkt, ſo empfiehlt ſie ſich zur Vermiſchung mit ſolchen Bäumen, welche Jenes nicht vertragen, und für den Mittelwaldbetrieb.
Die Benutzung bietet außer den gewöhnlichen Anwendungen der Holzpflanzen auch noch manche Beſonderheiten dar. Alpenlärchholz ſoll eine außerordentliche Dauer haben, namentlich zu Bauten unter Waſſer, wozu ihm Weſſely eine unbegrenzte Dauer nachrühmt. Auch in der Tragkraft ſoll es alle andere Nadelhölzer übertreffen. Beſondere Be- deutung hat die Lärche als Harzbaum, indem ſie es iſt, welche den feinſten, den venetianiſchen Terpentin liefert. Dieſer ſammelt ſich vor- zugsweiſe in innern Riſſen des Holzes und wird dadurch gewonnen, daß man im Frühjahr mit einem zollſtarken Löffelbohrer über dem Stocke hori- zontale Röhren bis ungefähr an das Mark bohrt und dieſelben dann mit einem Pfropfen verſchließt. Bis zum Herbſt füllen ſich dann dieſe Röhren mit Harz, welches mit einem vorn löffelförmigen Eiſen herausgeſchöpft und worauf dann das Loch wieder zugepfropft wird. Eine ſolche Röhre giebt bis gegen 30 Jahre hintereinander Harz und eine Lärche giebt jährlich ¼ bis ¾ Seidel davon. Weſſely ſagt, daß dieſes Harzen, ſobald man die Löcher immer verſchloſſen hält, den Bäumen nicht ſchade.
Der Lärche und der Tanne, der Fichte und der Seekiefer iſt die auf S. 203 kurz erwähnte Ueberwallung eigen, die lange Zeit die Deutungskunſt der Naturforſcher und Forſtmänner herausgefordert hat, und welche darin beſteht, daß ungerodet gebliebene Stöcke der genannten Nadelhölzer auf der Abhiebsfläche zuweilen eine ringförmige oder ſelbſt kuppelförmige gewölbte Holzüberwallung zeigen. Der Erſcheinung nach iſt dies daſſelbe, was wir im Kleinen auf S. 191 an einem Stamm- ſtück einer jungen im Safte gefällten Silberpappel kennen lernten.
Dieſe Ueberwallung erinnert an die auf S. 195 (oben) erläuterte Adventivknospenbildung der Laubholzſtöcke aus einer dort erwähnten „Ueberwallungswulſt“, nur mit dem doppelten Unterſchiede, daß dort aus dieſer Wulſt Adventivknospen entſpringen und daß dieſe Wulſt ohne fremdes Zuthun von dem Stocke ſelbſt gebildet wird.
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Die lange Pfahlwurzel macht die Verpflanzung älterer als 2—3jähriger
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und durch ihre lockere Krone wenig verdämmend wirkt, ſo empfiehlt ſie
ſich zur Vermiſchung mit ſolchen Bäumen, welche Jenes nicht vertragen,
und für den Mittelwaldbetrieb.
Die Benutzung bietet außer den gewöhnlichen Anwendungen der
Holzpflanzen auch noch manche Beſonderheiten dar. Alpenlärchholz ſoll
eine außerordentliche Dauer haben, namentlich zu Bauten unter Waſſer,
wozu ihm Weſſely eine unbegrenzte Dauer nachrühmt. Auch in der
Tragkraft ſoll es alle andere Nadelhölzer übertreffen. Beſondere Be-
deutung hat die Lärche als Harzbaum, indem ſie es iſt, welche den
feinſten, den venetianiſchen Terpentin liefert. Dieſer ſammelt ſich vor-
zugsweiſe in innern Riſſen des Holzes und wird dadurch gewonnen, daß
man im Frühjahr mit einem zollſtarken Löffelbohrer über dem Stocke hori-
zontale Röhren bis ungefähr an das Mark bohrt und dieſelben dann mit
einem Pfropfen verſchließt. Bis zum Herbſt füllen ſich dann dieſe Röhren
mit Harz, welches mit einem vorn löffelförmigen Eiſen herausgeſchöpft
und worauf dann das Loch wieder zugepfropft wird. Eine ſolche Röhre
giebt bis gegen 30 Jahre hintereinander Harz und eine Lärche giebt
jährlich ¼ bis ¾ Seidel davon. Weſſely ſagt, daß dieſes Harzen,
ſobald man die Löcher immer verſchloſſen hält, den Bäumen nicht ſchade.
Der Lärche und der Tanne, der Fichte und der Seekiefer iſt die
auf S. 203 kurz erwähnte Ueberwallung eigen, die lange Zeit die
Deutungskunſt der Naturforſcher und Forſtmänner herausgefordert hat,
und welche darin beſteht, daß ungerodet gebliebene Stöcke der genannten
Nadelhölzer auf der Abhiebsfläche zuweilen eine ringförmige oder ſelbſt
kuppelförmige gewölbte Holzüberwallung zeigen. Der Erſcheinung nach
iſt dies daſſelbe, was wir im Kleinen auf S. 191 an einem Stamm-
ſtück einer jungen im Safte gefällten Silberpappel kennen lernten.
Dieſe Ueberwallung erinnert an die auf S. 195 (oben) erläuterte
Adventivknospenbildung der Laubholzſtöcke aus einer dort erwähnten
„Ueberwallungswulſt“, nur mit dem doppelten Unterſchiede, daß dort aus
dieſer Wulſt Adventivknospen entſpringen und daß dieſe Wulſt ohne
fremdes Zuthun von dem Stocke ſelbſt gebildet wird.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/376>, abgerufen am 23.12.2024.
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