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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Der Standort muß für die Eibe steinig und sandreich aber frisch
und feucht sein, jedoch beweisen die zahlreichen Exemplare, welche sich in
unseren Gärten zerstreut finden, und selbst Waldvorkommnisse, daß sie
mit allerlei, selbst mit trockenem Muschelkalkboden fürlieb nimmt, ja der
Muschelkalk scheint am liebsten von der Eibe bewohnt zu werden. Die
westliche schattigere und feuchtere Lage ist ihr besonders zuträglich. Dabei
verträgt der Taxus den Druck des Oberholzes nicht nur sehr gut, sondern
scheint ihn geradezu zu fordern. Die Verbreitung ist zwar eine
ziemlich umfangreiche, aber nirgends kommt der Taxus anders als ein-
gesprengt unter anderen, namentlich Laubhölzern vor, besonders im
Mittelwalde. In den Karpathen und in den Voralpenwäldern der
österreichischen Gebirgslande, der Schweiz und Süddeutschlands findet
sich der Taxus am häufigsten, doch nirgends als bestandbildender Baum.
Ein bevorzugter Ort scheint das genannte Drombacher Revier zu sein,
wo neben vielen anderen kleineren nach Herrn Sladecks Mittheilung
311 Exemplare von einem Stammdurchmesser von 1 Fuß und darüber
vorkommen. Man darf die jetzt noch hier und da in Deutschland vor-
kommenden Taxusbäume als Ueberreste der ehemaligen dichten Bewaldung
Deutschlands ansehen und im Allgemeinen erscheint der Taxus als eine
im Aussterben begriffene Pflanze.

Das Leben des Taxus ist durch Schattenbedürfniß und äußerst
langsamen Wuchs am meisten charakterisirt. Das Verpflanzen junger
Stämmchen an freie Orte mißlingt daher fast immer. "Mehrere Schocke
auf nacktem Felsen (aber im Schatten) erwachsener bis 2 F. großer
Pflänzchen gingen nach der Verpflanzung sämmtlich ein, obgleich sie mit
der größten Sorgfalt ausgehoben worden waren" (Sladeck). Das Holz
ist im Innern des Stammes meist kernschälig, was vielleicht daher rührt,
daß bei dem langsamen Wuchs der Taxus im Niederwalde mehre Um-
triebsperioden überdauert und nach der jedesmaligen Freistellung einige
Jahre sehr starke Jahresringe anlegt, die dann von den vorausgegangenen
schmalen sich loslösen, welches ebenso und aus demselben Grunde bei
vielen Bäumen vorkommt. In einer Alterseintheilung der Bäume stellt
Pfeil den Taxus mit Eiche und Winterlinde in die höchste, 300 Jahr
überdauernde Klasse. Man kennt und hegt auch einige Taxusbäume von
sehr hohem Alter. Nach einer Durchschnittsberechnung der Dicke der

Der Standort muß für die Eibe ſteinig und ſandreich aber friſch
und feucht ſein, jedoch beweiſen die zahlreichen Exemplare, welche ſich in
unſeren Gärten zerſtreut finden, und ſelbſt Waldvorkommniſſe, daß ſie
mit allerlei, ſelbſt mit trockenem Muſchelkalkboden fürlieb nimmt, ja der
Muſchelkalk ſcheint am liebſten von der Eibe bewohnt zu werden. Die
weſtliche ſchattigere und feuchtere Lage iſt ihr beſonders zuträglich. Dabei
verträgt der Taxus den Druck des Oberholzes nicht nur ſehr gut, ſondern
ſcheint ihn geradezu zu fordern. Die Verbreitung iſt zwar eine
ziemlich umfangreiche, aber nirgends kommt der Taxus anders als ein-
geſprengt unter anderen, namentlich Laubhölzern vor, beſonders im
Mittelwalde. In den Karpathen und in den Voralpenwäldern der
öſterreichiſchen Gebirgslande, der Schweiz und Süddeutſchlands findet
ſich der Taxus am häufigſten, doch nirgends als beſtandbildender Baum.
Ein bevorzugter Ort ſcheint das genannte Drombacher Revier zu ſein,
wo neben vielen anderen kleineren nach Herrn Sladecks Mittheilung
311 Exemplare von einem Stammdurchmeſſer von 1 Fuß und darüber
vorkommen. Man darf die jetzt noch hier und da in Deutſchland vor-
kommenden Taxusbäume als Ueberreſte der ehemaligen dichten Bewaldung
Deutſchlands anſehen und im Allgemeinen erſcheint der Taxus als eine
im Ausſterben begriffene Pflanze.

Das Leben des Taxus iſt durch Schattenbedürfniß und äußerſt
langſamen Wuchs am meiſten charakteriſirt. Das Verpflanzen junger
Stämmchen an freie Orte mißlingt daher faſt immer. „Mehrere Schocke
auf nacktem Felſen (aber im Schatten) erwachſener bis 2 F. großer
Pflänzchen gingen nach der Verpflanzung ſämmtlich ein, obgleich ſie mit
der größten Sorgfalt ausgehoben worden waren“ (Sladeck). Das Holz
iſt im Innern des Stammes meiſt kernſchälig, was vielleicht daher rührt,
daß bei dem langſamen Wuchs der Taxus im Niederwalde mehre Um-
triebsperioden überdauert und nach der jedesmaligen Freiſtellung einige
Jahre ſehr ſtarke Jahresringe anlegt, die dann von den vorausgegangenen
ſchmalen ſich loslöſen, welches ebenſo und aus demſelben Grunde bei
vielen Bäumen vorkommt. In einer Alterseintheilung der Bäume ſtellt
Pfeil den Taxus mit Eiche und Winterlinde in die höchſte, 300 Jahr
überdauernde Klaſſe. Man kennt und hegt auch einige Taxusbäume von
ſehr hohem Alter. Nach einer Durchſchnittsberechnung der Dicke der

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[350/0384] Der Standort muß für die Eibe ſteinig und ſandreich aber friſch und feucht ſein, jedoch beweiſen die zahlreichen Exemplare, welche ſich in unſeren Gärten zerſtreut finden, und ſelbſt Waldvorkommniſſe, daß ſie mit allerlei, ſelbſt mit trockenem Muſchelkalkboden fürlieb nimmt, ja der Muſchelkalk ſcheint am liebſten von der Eibe bewohnt zu werden. Die weſtliche ſchattigere und feuchtere Lage iſt ihr beſonders zuträglich. Dabei verträgt der Taxus den Druck des Oberholzes nicht nur ſehr gut, ſondern ſcheint ihn geradezu zu fordern. Die Verbreitung iſt zwar eine ziemlich umfangreiche, aber nirgends kommt der Taxus anders als ein- geſprengt unter anderen, namentlich Laubhölzern vor, beſonders im Mittelwalde. In den Karpathen und in den Voralpenwäldern der öſterreichiſchen Gebirgslande, der Schweiz und Süddeutſchlands findet ſich der Taxus am häufigſten, doch nirgends als beſtandbildender Baum. Ein bevorzugter Ort ſcheint das genannte Drombacher Revier zu ſein, wo neben vielen anderen kleineren nach Herrn Sladecks Mittheilung 311 Exemplare von einem Stammdurchmeſſer von 1 Fuß und darüber vorkommen. Man darf die jetzt noch hier und da in Deutſchland vor- kommenden Taxusbäume als Ueberreſte der ehemaligen dichten Bewaldung Deutſchlands anſehen und im Allgemeinen erſcheint der Taxus als eine im Ausſterben begriffene Pflanze. Das Leben des Taxus iſt durch Schattenbedürfniß und äußerſt langſamen Wuchs am meiſten charakteriſirt. Das Verpflanzen junger Stämmchen an freie Orte mißlingt daher faſt immer. „Mehrere Schocke auf nacktem Felſen (aber im Schatten) erwachſener bis 2 F. großer Pflänzchen gingen nach der Verpflanzung ſämmtlich ein, obgleich ſie mit der größten Sorgfalt ausgehoben worden waren“ (Sladeck). Das Holz iſt im Innern des Stammes meiſt kernſchälig, was vielleicht daher rührt, daß bei dem langſamen Wuchs der Taxus im Niederwalde mehre Um- triebsperioden überdauert und nach der jedesmaligen Freiſtellung einige Jahre ſehr ſtarke Jahresringe anlegt, die dann von den vorausgegangenen ſchmalen ſich loslöſen, welches ebenſo und aus demſelben Grunde bei vielen Bäumen vorkommt. In einer Alterseintheilung der Bäume ſtellt Pfeil den Taxus mit Eiche und Winterlinde in die höchſte, 300 Jahr überdauernde Klaſſe. Man kennt und hegt auch einige Taxusbäume von ſehr hohem Alter. Nach einer Durchſchnittsberechnung der Dicke der

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/384>, abgerufen am 23.12.2024.