Rinde rothbraun, wobei jedoch unter jeder Nadel ein Fleck noch eine Zeit lang grün bleibt. Die Nadeln stehen in steilen Schraubenlinien. Die Triebstellung ist undeutlich quirlförmig, was jedoch durch zahlreiche unregelmäßig stehende Seitentriebe noch mehr als bei der Tanne und Fichte verhüllt wird.
Der Stamm des Taxus wächst selten baumartig sondern theilt sich oft schon kurz über dem Stocke in mehrere Aeste, die dann gleichmäßig wachsen und so oft einen sehr dichten breiten Busch bilden, der außer- ordentlich reich verzweigt ist. Die Rinde des Stammes und der stärkeren Zweige ist der Länge nach blättrig aufgerissen und dunkel rothbraun. Das Taxusholz ist sehr fest und dicht, ohne Harzporen, im Kern schön braunroth, der schmale Splint gelblich weiß. Die sehr engen Holz- zellen sind zwar auch Tüpfelzellen wie die der übrigen Nadelhölzer, jedoch kommen zu den Tüpfeln an der innern Zellenwand noch unregel- mäßige Spiralfasern (Siehe S. 246 XXXVI. namentlich Fig. 4.). Die Jahrringe sind meist sehr schmal. Ein Stück Taxusholz, welches ich der Güte des Herrn Revierförsters Sladeck in Zella bei Dermbach im Eisenachischen verdanke, deutet auf einen Stamm von nur 19 p. Zoll Durchmesser bei einem Alter von 210 Jahren. Es zeigte sich noch voll- kommen gesund und frisch, obgleich der Stamm 9 Jahre lang gefällt unter freiem Himmel im Walde gelegen hatte.
Die Krone vereinigt durch die Nadelform der Blätter und den buschigen astreichen Wuchs den Nadel- und den Laubholzcharakter. Die wenigen Taxusbäume, die man im Walde sieht, haben meist ein sehr ungleiches Ansehen, fast ohne einen festgehaltenen Kronenhabitus, da sich meist ein Ast oder einige überwiegend geltend machen und so wohl ein auffallendes aber keineswegs ein schönes Baumbild hervorbringen. Die große Ausschlagsfähigkeit des Taxus hat ihn bekanntlich lange Zeit das Schlachtopfer des Zopfstyls der altfranzösischen Gartenkunst sein lassen, ein Jammer des guten Geschmacks, welcher hoffentlich nicht wiederkehren wird, wenigstens nicht in den Gärten und Parkanlagen, da er in der Ausschmückung vornehmer Gemächer leider bereits wieder da ist.
Der Eibenbaum treibt aus den Wurzelknoten mehrere ziemlich tief eindringende mächtige dicke gewundene Wurzeln, deren Holz von großer Festigkeit ist.
Rinde rothbraun, wobei jedoch unter jeder Nadel ein Fleck noch eine Zeit lang grün bleibt. Die Nadeln ſtehen in ſteilen Schraubenlinien. Die Triebſtellung iſt undeutlich quirlförmig, was jedoch durch zahlreiche unregelmäßig ſtehende Seitentriebe noch mehr als bei der Tanne und Fichte verhüllt wird.
Der Stamm des Taxus wächſt ſelten baumartig ſondern theilt ſich oft ſchon kurz über dem Stocke in mehrere Aeſte, die dann gleichmäßig wachſen und ſo oft einen ſehr dichten breiten Buſch bilden, der außer- ordentlich reich verzweigt iſt. Die Rinde des Stammes und der ſtärkeren Zweige iſt der Länge nach blättrig aufgeriſſen und dunkel rothbraun. Das Taxusholz iſt ſehr feſt und dicht, ohne Harzporen, im Kern ſchön braunroth, der ſchmale Splint gelblich weiß. Die ſehr engen Holz- zellen ſind zwar auch Tüpfelzellen wie die der übrigen Nadelhölzer, jedoch kommen zu den Tüpfeln an der innern Zellenwand noch unregel- mäßige Spiralfaſern (Siehe S. 246 XXXVI. namentlich Fig. 4.). Die Jahrringe ſind meiſt ſehr ſchmal. Ein Stück Taxusholz, welches ich der Güte des Herrn Revierförſters Sladeck in Zella bei Dermbach im Eiſenachiſchen verdanke, deutet auf einen Stamm von nur 19 p. Zoll Durchmeſſer bei einem Alter von 210 Jahren. Es zeigte ſich noch voll- kommen geſund und friſch, obgleich der Stamm 9 Jahre lang gefällt unter freiem Himmel im Walde gelegen hatte.
Die Krone vereinigt durch die Nadelform der Blätter und den buſchigen aſtreichen Wuchs den Nadel- und den Laubholzcharakter. Die wenigen Taxusbäume, die man im Walde ſieht, haben meiſt ein ſehr ungleiches Anſehen, faſt ohne einen feſtgehaltenen Kronenhabitus, da ſich meiſt ein Aſt oder einige überwiegend geltend machen und ſo wohl ein auffallendes aber keineswegs ein ſchönes Baumbild hervorbringen. Die große Ausſchlagsfähigkeit des Taxus hat ihn bekanntlich lange Zeit das Schlachtopfer des Zopfſtyls der altfranzöſiſchen Gartenkunſt ſein laſſen, ein Jammer des guten Geſchmacks, welcher hoffentlich nicht wiederkehren wird, wenigſtens nicht in den Gärten und Parkanlagen, da er in der Ausſchmückung vornehmer Gemächer leider bereits wieder da iſt.
Der Eibenbaum treibt aus den Wurzelknoten mehrere ziemlich tief eindringende mächtige dicke gewundene Wurzeln, deren Holz von großer Feſtigkeit iſt.
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Rinde rothbraun, wobei jedoch unter jeder Nadel ein Fleck noch eine
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Die Triebſtellung iſt undeutlich quirlförmig, was jedoch durch zahlreiche
unregelmäßig ſtehende Seitentriebe noch mehr als bei der Tanne und
Fichte verhüllt wird.
Der Stamm des Taxus wächſt ſelten baumartig ſondern theilt ſich
oft ſchon kurz über dem Stocke in mehrere Aeſte, die dann gleichmäßig
wachſen und ſo oft einen ſehr dichten breiten Buſch bilden, der außer-
ordentlich reich verzweigt iſt. Die Rinde des Stammes und der ſtärkeren
Zweige iſt der Länge nach blättrig aufgeriſſen und dunkel rothbraun.
Das Taxusholz iſt ſehr feſt und dicht, ohne Harzporen, im Kern
ſchön braunroth, der ſchmale Splint gelblich weiß. Die ſehr engen Holz-
zellen ſind zwar auch Tüpfelzellen wie die der übrigen Nadelhölzer,
jedoch kommen zu den Tüpfeln an der innern Zellenwand noch unregel-
mäßige Spiralfaſern (Siehe S. 246 XXXVI. namentlich Fig. 4.). Die
Jahrringe ſind meiſt ſehr ſchmal. Ein Stück Taxusholz, welches ich der
Güte des Herrn Revierförſters Sladeck in Zella bei Dermbach im
Eiſenachiſchen verdanke, deutet auf einen Stamm von nur 19 p. Zoll
Durchmeſſer bei einem Alter von 210 Jahren. Es zeigte ſich noch voll-
kommen geſund und friſch, obgleich der Stamm 9 Jahre lang gefällt
unter freiem Himmel im Walde gelegen hatte.
Die Krone vereinigt durch die Nadelform der Blätter und den
buſchigen aſtreichen Wuchs den Nadel- und den Laubholzcharakter. Die
wenigen Taxusbäume, die man im Walde ſieht, haben meiſt ein ſehr
ungleiches Anſehen, faſt ohne einen feſtgehaltenen Kronenhabitus, da ſich
meiſt ein Aſt oder einige überwiegend geltend machen und ſo wohl
ein auffallendes aber keineswegs ein ſchönes Baumbild hervorbringen.
Die große Ausſchlagsfähigkeit des Taxus hat ihn bekanntlich lange Zeit
das Schlachtopfer des Zopfſtyls der altfranzöſiſchen Gartenkunſt ſein laſſen,
ein Jammer des guten Geſchmacks, welcher hoffentlich nicht wiederkehren
wird, wenigſtens nicht in den Gärten und Parkanlagen, da er in der
Ausſchmückung vornehmer Gemächer leider bereits wieder da iſt.
Der Eibenbaum treibt aus den Wurzelknoten mehrere ziemlich tief
eindringende mächtige dicke gewundene Wurzeln, deren Holz von großer
Feſtigkeit iſt.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/383>, abgerufen am 23.12.2024.
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