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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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müller als dem Verkäufer zu Gute kommt, da man erst beim Schneiden
die Güte des Masers erkennt.

Von Insekten vermag keines einer alten Eiche tödtlichen Schaden
zuzufügen, da sie ein so großes Ausschlagsvermögen hat und die ihr schäd-
lichen Insekten sämmtlich nur laubfressende sind. Am bemerkenswerthesten
sind der Maikäfer, Melolontha vulgaris L., der Processionsspinner,
Gastropacha processionea L., und der grüne Eichenblattwickler,
Tortrix virdana L. Nur wiederholte Entlaubung junger Pflanzen in
mehreren Jahren hintereinander vermag diese zu tödten.

Eine bemerkenswerthe Erscheinung bleibt es, daß eine der interessan-
testen Insektenfamilien sich gerade die Eichen auserkoren hat, um darauf
ihr Wesen zu treiben: die Gallwespen oder Cynipiden. Nur wenige
Arten leben auf anderen Pflanzen, z. B. auf wilden Rosen, auf denen
eine Gallwespe, Rhodites Rosae L., die bekannten moosartigen Auswüchse
(Schlafäpfel oder Badeguare) hervorbringt. Fast 50 kaum fliegengroße
Gallwespenarten, Cynips, theilen sich in die Eiche, um ihr durch ihren
Stich den Befehl und die Fähigkeit zugleich zu ertheilen, nach jeder Art
Belieben eine so oder so geformte und beschaffene Galle zu bereiten.
Die eine Gallwespenart legt ihr fast unsichtbar kleines Ei in eine winzig
kleine Wunde der Oberseite des Blattes, eine andere an die Unterseite,
eine dritte an den Blattstiel, eine vierte an den Kelch, wieder andere an
die Knospe, den noch jungen Trieb oder sonst eine bestimmte Stelle der
Eiche und immer erwächst an der angestochenen Stelle eine je nach der
Art der Gallwespe eigenthümliche Galle, so daß der Kundige aus der
Galle einen sichern Schluß auf die Art der Gallwespe machen kann.

Diese Werke der echten Gallwespen sind noch weit wunderbarer als
die der Fichtenblattsauger (S. 324); denn die zapfenähnlichen Gallen,
welche diese an der Fichte verursachen, sind doch im Grunde nichts Anderes
als die mißgestalteten Nadeln, also keine Neubildungen. Die Gallen der
echten Gallwespen sind aber vollständige Neubildungen, welche an sich der
sie hervortreibenden Pflanze, in den meisten Fällen eben die verschiedenen
Arten der Eiche, ganz fremd sind. Wir können die Entstehung dieser
Gallen uns kaum anders als so bedingt denken, daß das Thier in die
Wunde des Pflanzentheiles mit dem Ei zugleich ein allerdings kaum
meßbar kleines Wenig eines Stoffes einbringt, welches als chemisches.

müller als dem Verkäufer zu Gute kommt, da man erſt beim Schneiden
die Güte des Maſers erkennt.

Von Inſekten vermag keines einer alten Eiche tödtlichen Schaden
zuzufügen, da ſie ein ſo großes Ausſchlagsvermögen hat und die ihr ſchäd-
lichen Inſekten ſämmtlich nur laubfreſſende ſind. Am bemerkenswertheſten
ſind der Maikäfer, Melolontha vulgaris L., der Proceſſionsſpinner,
Gastropacha processionea L., und der grüne Eichenblattwickler,
Tortrix virdana L. Nur wiederholte Entlaubung junger Pflanzen in
mehreren Jahren hintereinander vermag dieſe zu tödten.

Eine bemerkenswerthe Erſcheinung bleibt es, daß eine der intereſſan-
teſten Inſektenfamilien ſich gerade die Eichen auserkoren hat, um darauf
ihr Weſen zu treiben: die Gallwespen oder Cynipiden. Nur wenige
Arten leben auf anderen Pflanzen, z. B. auf wilden Roſen, auf denen
eine Gallwespe, Rhodites Rosae L., die bekannten moosartigen Auswüchſe
(Schlafäpfel oder Badeguare) hervorbringt. Faſt 50 kaum fliegengroße
Gallwespenarten, Cynips, theilen ſich in die Eiche, um ihr durch ihren
Stich den Befehl und die Fähigkeit zugleich zu ertheilen, nach jeder Art
Belieben eine ſo oder ſo geformte und beſchaffene Galle zu bereiten.
Die eine Gallwespenart legt ihr faſt unſichtbar kleines Ei in eine winzig
kleine Wunde der Oberſeite des Blattes, eine andere an die Unterſeite,
eine dritte an den Blattſtiel, eine vierte an den Kelch, wieder andere an
die Knospe, den noch jungen Trieb oder ſonſt eine beſtimmte Stelle der
Eiche und immer erwächſt an der angeſtochenen Stelle eine je nach der
Art der Gallwespe eigenthümliche Galle, ſo daß der Kundige aus der
Galle einen ſichern Schluß auf die Art der Gallwespe machen kann.

Dieſe Werke der echten Gallwespen ſind noch weit wunderbarer als
die der Fichtenblattſauger (S. 324); denn die zapfenähnlichen Gallen,
welche dieſe an der Fichte verurſachen, ſind doch im Grunde nichts Anderes
als die mißgeſtalteten Nadeln, alſo keine Neubildungen. Die Gallen der
echten Gallwespen ſind aber vollſtändige Neubildungen, welche an ſich der
ſie hervortreibenden Pflanze, in den meiſten Fällen eben die verſchiedenen
Arten der Eiche, ganz fremd ſind. Wir können die Entſtehung dieſer
Gallen uns kaum anders als ſo bedingt denken, daß das Thier in die
Wunde des Pflanzentheiles mit dem Ei zugleich ein allerdings kaum
meßbar kleines Wenig eines Stoffes einbringt, welches als chemiſches.

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[394/0432] müller als dem Verkäufer zu Gute kommt, da man erſt beim Schneiden die Güte des Maſers erkennt. Von Inſekten vermag keines einer alten Eiche tödtlichen Schaden zuzufügen, da ſie ein ſo großes Ausſchlagsvermögen hat und die ihr ſchäd- lichen Inſekten ſämmtlich nur laubfreſſende ſind. Am bemerkenswertheſten ſind der Maikäfer, Melolontha vulgaris L., der Proceſſionsſpinner, Gastropacha processionea L., und der grüne Eichenblattwickler, Tortrix virdana L. Nur wiederholte Entlaubung junger Pflanzen in mehreren Jahren hintereinander vermag dieſe zu tödten. Eine bemerkenswerthe Erſcheinung bleibt es, daß eine der intereſſan- teſten Inſektenfamilien ſich gerade die Eichen auserkoren hat, um darauf ihr Weſen zu treiben: die Gallwespen oder Cynipiden. Nur wenige Arten leben auf anderen Pflanzen, z. B. auf wilden Roſen, auf denen eine Gallwespe, Rhodites Rosae L., die bekannten moosartigen Auswüchſe (Schlafäpfel oder Badeguare) hervorbringt. Faſt 50 kaum fliegengroße Gallwespenarten, Cynips, theilen ſich in die Eiche, um ihr durch ihren Stich den Befehl und die Fähigkeit zugleich zu ertheilen, nach jeder Art Belieben eine ſo oder ſo geformte und beſchaffene Galle zu bereiten. Die eine Gallwespenart legt ihr faſt unſichtbar kleines Ei in eine winzig kleine Wunde der Oberſeite des Blattes, eine andere an die Unterſeite, eine dritte an den Blattſtiel, eine vierte an den Kelch, wieder andere an die Knospe, den noch jungen Trieb oder ſonſt eine beſtimmte Stelle der Eiche und immer erwächſt an der angeſtochenen Stelle eine je nach der Art der Gallwespe eigenthümliche Galle, ſo daß der Kundige aus der Galle einen ſichern Schluß auf die Art der Gallwespe machen kann. Dieſe Werke der echten Gallwespen ſind noch weit wunderbarer als die der Fichtenblattſauger (S. 324); denn die zapfenähnlichen Gallen, welche dieſe an der Fichte verurſachen, ſind doch im Grunde nichts Anderes als die mißgeſtalteten Nadeln, alſo keine Neubildungen. Die Gallen der echten Gallwespen ſind aber vollſtändige Neubildungen, welche an ſich der ſie hervortreibenden Pflanze, in den meiſten Fällen eben die verſchiedenen Arten der Eiche, ganz fremd ſind. Wir können die Entſtehung dieſer Gallen uns kaum anders als ſo bedingt denken, daß das Thier in die Wunde des Pflanzentheiles mit dem Ei zugleich ein allerdings kaum meßbar kleines Wenig eines Stoffes einbringt, welches als chemiſches.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/432>, abgerufen am 23.12.2024.