Nur auf Kosten ihres Gedeihens verläßt die Schwarzerle den ihr am meisten zusagenden nassen (jedoch nicht sauren), humusreichen Stand- ort und verkrüppelt zuletzt auf trockenem festen Boden zu einem klein- bleibenden knickig wachsenden Baume. Daher finden wir auch in Deutsch- land und weit über dessen Grenzen hinaus die Schwarzerle überall da, wo quelliger bruchiger Boden eben so sehr sie begünstigt als fast alle übrigen Waldbäume ausschließt. Auf diese Weise entstehen die "Erlen- brüche", deren namentlich im Nordosten von Deutschland sehr viele und von großer Ausdehnung vorkommen. Hier wechselt sie in der Boden- benutzung an vielen Orten mit ihrem Gegensatz, der genügsamen Kiefer, ab, welche die sandigen trockenen Bodenanschwellungen zwischen den nassen erlenbewachsenen Einsattelungen einnimmt. Eine solcher ausgedehnter Erlen- bruch ist zum Theil nur bei strengem Frost zugänglich und seine forstliche Benutzung auf die kurze Zeit des harten Winters beschränkt.
Im Leben der Schwarzerle bildet außer ihrem großen Feuchtigkeitsbe- dürfniß eine lang anhaltende große Ausschlagsfähigkeit einen hervorstechenden Zug, namentlich am Wurzelstocke, weniger am geschneidelten und geköpften Stamm (S. 391.), während ihr der Wurzelausschlag fast gänzlich abgeht. Trotz ihres Feuchtigkeitsbedürfnisses sucht sich die Erle in Brüchen doch immer die kleinen nicht geradezu tropfbares Wasser enthaltenden Stellen aus, weshalb ein Erlenbruch immer licht und weitläufig bestanden zu sein pflegt und man muß darin oft über sumpfige Stellen von einem kleinen Bauminselchen zum andern springen. Auf dem schwimmenden Sumpf- boden bleibt die Schwarzerle klein und buschig. Auf hinlänglich festem Boden beginnt schon mit dem ersten Lebensjahre die Neigung zur geraden Stammbildung sich zu zeigen und beginnt auch schon sehr zeitig ihren Stamm hoch hinauf zu reinigen. Ihre Kronenabwölbung beginnt mit 20--30 Jahren und schon in diesem Alter beginnt sie zu blühen, was meist alle Jahre reichlich und zwar sehr lange vor dem Laubausbruche stattfindet. Dieser erfolgt bei den verschiedenen Bäumen sehr ungleich- zeitig und unter unsern Laubhölzern mit am spätesten. Sie verliert aber auch sehr spät im Herbst das Laub und zwar fast ganz ohne vorgängige Verfärbung, meist in Folge des ersten Frostes. Der abfallende Same fliegt oft erst auf den bereits liegenden Schnee oder auf das Eis der Gewässer und ist dann dem Zeisig, der daher den wissenschaftlich all-
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Nur auf Koſten ihres Gedeihens verläßt die Schwarzerle den ihr am meiſten zuſagenden naſſen (jedoch nicht ſauren), humusreichen Stand- ort und verkrüppelt zuletzt auf trockenem feſten Boden zu einem klein- bleibenden knickig wachſenden Baume. Daher finden wir auch in Deutſch- land und weit über deſſen Grenzen hinaus die Schwarzerle überall da, wo quelliger bruchiger Boden eben ſo ſehr ſie begünſtigt als faſt alle übrigen Waldbäume ausſchließt. Auf dieſe Weiſe entſtehen die „Erlen- brüche“, deren namentlich im Nordoſten von Deutſchland ſehr viele und von großer Ausdehnung vorkommen. Hier wechſelt ſie in der Boden- benutzung an vielen Orten mit ihrem Gegenſatz, der genügſamen Kiefer, ab, welche die ſandigen trockenen Bodenanſchwellungen zwiſchen den naſſen erlenbewachſenen Einſattelungen einnimmt. Eine ſolcher ausgedehnter Erlen- bruch iſt zum Theil nur bei ſtrengem Froſt zugänglich und ſeine forſtliche Benutzung auf die kurze Zeit des harten Winters beſchränkt.
Im Leben der Schwarzerle bildet außer ihrem großen Feuchtigkeitsbe- dürfniß eine lang anhaltende große Ausſchlagsfähigkeit einen hervorſtechenden Zug, namentlich am Wurzelſtocke, weniger am geſchneidelten und geköpften Stamm (S. 391.), während ihr der Wurzelausſchlag faſt gänzlich abgeht. Trotz ihres Feuchtigkeitsbedürfniſſes ſucht ſich die Erle in Brüchen doch immer die kleinen nicht geradezu tropfbares Waſſer enthaltenden Stellen aus, weshalb ein Erlenbruch immer licht und weitläufig beſtanden zu ſein pflegt und man muß darin oft über ſumpfige Stellen von einem kleinen Bauminſelchen zum andern ſpringen. Auf dem ſchwimmenden Sumpf- boden bleibt die Schwarzerle klein und buſchig. Auf hinlänglich feſtem Boden beginnt ſchon mit dem erſten Lebensjahre die Neigung zur geraden Stammbildung ſich zu zeigen und beginnt auch ſchon ſehr zeitig ihren Stamm hoch hinauf zu reinigen. Ihre Kronenabwölbung beginnt mit 20—30 Jahren und ſchon in dieſem Alter beginnt ſie zu blühen, was meiſt alle Jahre reichlich und zwar ſehr lange vor dem Laubausbruche ſtattfindet. Dieſer erfolgt bei den verſchiedenen Bäumen ſehr ungleich- zeitig und unter unſern Laubhölzern mit am ſpäteſten. Sie verliert aber auch ſehr ſpät im Herbſt das Laub und zwar faſt ganz ohne vorgängige Verfärbung, meiſt in Folge des erſten Froſtes. Der abfallende Same fliegt oft erſt auf den bereits liegenden Schnee oder auf das Eis der Gewäſſer und iſt dann dem Zeiſig, der daher den wiſſenſchaftlich all-
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Nur auf Koſten ihres Gedeihens verläßt die Schwarzerle den ihr
am meiſten zuſagenden naſſen (jedoch nicht ſauren), humusreichen Stand-
ort und verkrüppelt zuletzt auf trockenem feſten Boden zu einem klein-
bleibenden knickig wachſenden Baume. Daher finden wir auch in Deutſch-
land und weit über deſſen Grenzen hinaus die Schwarzerle überall da,
wo quelliger bruchiger Boden eben ſo ſehr ſie begünſtigt als faſt alle
übrigen Waldbäume ausſchließt. Auf dieſe Weiſe entſtehen die „Erlen-
brüche“, deren namentlich im Nordoſten von Deutſchland ſehr viele und
von großer Ausdehnung vorkommen. Hier wechſelt ſie in der Boden-
benutzung an vielen Orten mit ihrem Gegenſatz, der genügſamen Kiefer,
ab, welche die ſandigen trockenen Bodenanſchwellungen zwiſchen den naſſen
erlenbewachſenen Einſattelungen einnimmt. Eine ſolcher ausgedehnter Erlen-
bruch iſt zum Theil nur bei ſtrengem Froſt zugänglich und ſeine forſtliche
Benutzung auf die kurze Zeit des harten Winters beſchränkt.
Im Leben der Schwarzerle bildet außer ihrem großen Feuchtigkeitsbe-
dürfniß eine lang anhaltende große Ausſchlagsfähigkeit einen hervorſtechenden
Zug, namentlich am Wurzelſtocke, weniger am geſchneidelten und geköpften
Stamm (S. 391.), während ihr der Wurzelausſchlag faſt gänzlich abgeht.
Trotz ihres Feuchtigkeitsbedürfniſſes ſucht ſich die Erle in Brüchen doch
immer die kleinen nicht geradezu tropfbares Waſſer enthaltenden Stellen
aus, weshalb ein Erlenbruch immer licht und weitläufig beſtanden zu ſein
pflegt und man muß darin oft über ſumpfige Stellen von einem kleinen
Bauminſelchen zum andern ſpringen. Auf dem ſchwimmenden Sumpf-
boden bleibt die Schwarzerle klein und buſchig. Auf hinlänglich feſtem
Boden beginnt ſchon mit dem erſten Lebensjahre die Neigung zur geraden
Stammbildung ſich zu zeigen und beginnt auch ſchon ſehr zeitig ihren
Stamm hoch hinauf zu reinigen. Ihre Kronenabwölbung beginnt mit
20—30 Jahren und ſchon in dieſem Alter beginnt ſie zu blühen, was
meiſt alle Jahre reichlich und zwar ſehr lange vor dem Laubausbruche
ſtattfindet. Dieſer erfolgt bei den verſchiedenen Bäumen ſehr ungleich-
zeitig und unter unſern Laubhölzern mit am ſpäteſten. Sie verliert aber
auch ſehr ſpät im Herbſt das Laub und zwar faſt ganz ohne vorgängige
Verfärbung, meiſt in Folge des erſten Froſtes. Der abfallende Same
fliegt oft erſt auf den bereits liegenden Schnee oder auf das Eis der
Gewäſſer und iſt dann dem Zeiſig, der daher den wiſſenſchaftlich all-
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/459>, abgerufen am 23.12.2024.
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