ernährt, eine Samenknospe, s s, aus welcher 2 Samen werden können, von denen jedoch die eine fehlschlägt, so daß die Frucht blos einsamig wird. Aus Fig. 2. u. sehen wir aber, daß noch ein zweiter Samenträger in dem Fruchtknoten vorhanden ist, der aber keine Samenknospen trägt und also unfruchtbar ist. Es ist uns nun klar, daß der kleine doppelflüglige Körper kein Same, sondern in demselben Sinne wie die Gurke eine Frucht und zwar eine durch Fehlschlagen einsamige Frucht ist.
Das ziemlich langgestielte Blatt der gemeinen Birke ist wie das der übrigen, mit dieser meist zusammengeworfenen, Arten äußerst veränder- lich, je nachdem es ein Stammblatt oder ein Stockausschlagblatt oder das einer jungen Pflanze ist. Die an dem Triebe LXIV. 2. abgebildete Form ist die Grundform, welche zuweilen durch Verkürzung der Spitze sich noch entschiedener der Rautenform nähert. Stammblätter sind in der Regel ganz kahl und meist mehr oder weniger mit kleinen Harzpünktchen bedeckt; Der Rand ist stets doppeltsägezähnig mit etwas einwärts gekrümmten Hauptzähnen. Stockausschlagblätter sind, namentlich an den Lohden des ersten Jahres, wie gewöhnlich viel größer, beiderseits oft dicht und fast wollig behaart und tiefer, fast eingeschnitten, gezähnt, während der Blatt- stiel verkürzt erscheint. Ein Ungeübter erkennt kaum in solchen jungen Stockausschlägen die Birke, bis nach mehreren Jahren die größer werdenden Stocklohden allmälig zu der Grundform der Stammblätter zurückkehren. Fig. LXVI. 1. 2. 3. sind solche Stockausschlagblätter, von denen kaum zu sagen ist, welcher der drei neuerdings gewöhnlich unterschiedenen Arten sie angehören. Das junge erst halb entfaltete Stammblatt zeigt sich immer von einem wohlriechenden glänzenden und klebrigen Gummiharz überzogen, welches auch die wenigschuppigen Knospen überzieht.
Die Keimpflanze ist sehr zart und klein mit kleinen runden glän- zenden Samenlappen und gerundeten Herzblättern. Sie sind sehr dauerhaft.
Der Stamm der gemeinen Birke, und der der beiden anderen wird dann kaum verschieden sein, erhält seine kreideweiße und auch wie Kreide abfärbende Rinde erst mit einem gewissen Alter. In der Jugend und an den schwächeren Aesten und Zweigen alter Bäume ist sie gelbroth bis roth- braun und zeigt viele quergestellte durch alle zahlreichen Blätterlagen der äußeren sich von selbst abblätternden Rindenhaut hindurchgehende strich- förmige Rindenhöckerchen (S. 114.). Am Stockende alter Bäume und
ernährt, eine Samenknospe, s s, aus welcher 2 Samen werden können, von denen jedoch die eine fehlſchlägt, ſo daß die Frucht blos einſamig wird. Aus Fig. 2. u. ſehen wir aber, daß noch ein zweiter Samenträger in dem Fruchtknoten vorhanden iſt, der aber keine Samenknospen trägt und alſo unfruchtbar iſt. Es iſt uns nun klar, daß der kleine doppelflüglige Körper kein Same, ſondern in demſelben Sinne wie die Gurke eine Frucht und zwar eine durch Fehlſchlagen einſamige Frucht iſt.
Das ziemlich langgeſtielte Blatt der gemeinen Birke iſt wie das der übrigen, mit dieſer meiſt zuſammengeworfenen, Arten äußerſt veränder- lich, je nachdem es ein Stammblatt oder ein Stockausſchlagblatt oder das einer jungen Pflanze iſt. Die an dem Triebe LXIV. 2. abgebildete Form iſt die Grundform, welche zuweilen durch Verkürzung der Spitze ſich noch entſchiedener der Rautenform nähert. Stammblätter ſind in der Regel ganz kahl und meiſt mehr oder weniger mit kleinen Harzpünktchen bedeckt; Der Rand iſt ſtets doppeltſägezähnig mit etwas einwärts gekrümmten Hauptzähnen. Stockausſchlagblätter ſind, namentlich an den Lohden des erſten Jahres, wie gewöhnlich viel größer, beiderſeits oft dicht und faſt wollig behaart und tiefer, faſt eingeſchnitten, gezähnt, während der Blatt- ſtiel verkürzt erſcheint. Ein Ungeübter erkennt kaum in ſolchen jungen Stockausſchlägen die Birke, bis nach mehreren Jahren die größer werdenden Stocklohden allmälig zu der Grundform der Stammblätter zurückkehren. Fig. LXVI. 1. 2. 3. ſind ſolche Stockausſchlagblätter, von denen kaum zu ſagen iſt, welcher der drei neuerdings gewöhnlich unterſchiedenen Arten ſie angehören. Das junge erſt halb entfaltete Stammblatt zeigt ſich immer von einem wohlriechenden glänzenden und klebrigen Gummiharz überzogen, welches auch die wenigſchuppigen Knospen überzieht.
Die Keimpflanze iſt ſehr zart und klein mit kleinen runden glän- zenden Samenlappen und gerundeten Herzblättern. Sie ſind ſehr dauerhaft.
Der Stamm der gemeinen Birke, und der der beiden anderen wird dann kaum verſchieden ſein, erhält ſeine kreideweiße und auch wie Kreide abfärbende Rinde erſt mit einem gewiſſen Alter. In der Jugend und an den ſchwächeren Aeſten und Zweigen alter Bäume iſt ſie gelbroth bis roth- braun und zeigt viele quergeſtellte durch alle zahlreichen Blätterlagen der äußeren ſich von ſelbſt abblätternden Rindenhaut hindurchgehende ſtrich- förmige Rindenhöckerchen (S. 114.). Am Stockende alter Bäume und
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ernährt, eine Samenknospe, s s, aus welcher 2 Samen werden können,
von denen jedoch die eine fehlſchlägt, ſo daß die Frucht blos einſamig
wird. Aus Fig. 2. u. ſehen wir aber, daß noch ein zweiter Samenträger
in dem Fruchtknoten vorhanden iſt, der aber keine Samenknospen trägt
und alſo unfruchtbar iſt. Es iſt uns nun klar, daß der kleine doppelflüglige
Körper kein Same, ſondern in demſelben Sinne wie die Gurke eine Frucht
und zwar eine durch Fehlſchlagen einſamige Frucht iſt.
Das ziemlich langgeſtielte Blatt der gemeinen Birke iſt wie das
der übrigen, mit dieſer meiſt zuſammengeworfenen, Arten äußerſt veränder-
lich, je nachdem es ein Stammblatt oder ein Stockausſchlagblatt oder das
einer jungen Pflanze iſt. Die an dem Triebe LXIV. 2. abgebildete Form
iſt die Grundform, welche zuweilen durch Verkürzung der Spitze ſich noch
entſchiedener der Rautenform nähert. Stammblätter ſind in der Regel
ganz kahl und meiſt mehr oder weniger mit kleinen Harzpünktchen bedeckt;
Der Rand iſt ſtets doppeltſägezähnig mit etwas einwärts gekrümmten
Hauptzähnen. Stockausſchlagblätter ſind, namentlich an den Lohden des
erſten Jahres, wie gewöhnlich viel größer, beiderſeits oft dicht und faſt
wollig behaart und tiefer, faſt eingeſchnitten, gezähnt, während der Blatt-
ſtiel verkürzt erſcheint. Ein Ungeübter erkennt kaum in ſolchen jungen
Stockausſchlägen die Birke, bis nach mehreren Jahren die größer werdenden
Stocklohden allmälig zu der Grundform der Stammblätter zurückkehren.
Fig. LXVI. 1. 2. 3. ſind ſolche Stockausſchlagblätter, von denen kaum zu
ſagen iſt, welcher der drei neuerdings gewöhnlich unterſchiedenen Arten ſie
angehören. Das junge erſt halb entfaltete Stammblatt zeigt ſich immer
von einem wohlriechenden glänzenden und klebrigen Gummiharz überzogen,
welches auch die wenigſchuppigen Knospen überzieht.
Die Keimpflanze iſt ſehr zart und klein mit kleinen runden glän-
zenden Samenlappen und gerundeten Herzblättern. Sie ſind ſehr dauerhaft.
Der Stamm der gemeinen Birke, und der der beiden anderen wird
dann kaum verſchieden ſein, erhält ſeine kreideweiße und auch wie Kreide
abfärbende Rinde erſt mit einem gewiſſen Alter. In der Jugend und an
den ſchwächeren Aeſten und Zweigen alter Bäume iſt ſie gelbroth bis roth-
braun und zeigt viele quergeſtellte durch alle zahlreichen Blätterlagen der
äußeren ſich von ſelbſt abblätternden Rindenhaut hindurchgehende ſtrich-
förmige Rindenhöckerchen (S. 114.). Am Stockende alter Bäume und
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/472>, abgerufen am 23.12.2024.
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