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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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laubung Bewegung in die Laubmassen bringt. Die forstliche Behand-
lung
der Espe beschränkt sich in der Hauptsache auf ihre Benutzung wo
sie sich darbietet und dann meist ohne forstliches Zuthun gekommen ist.
Will man Espen erziehen, so muß man in Saatgärten gezogene Pflanzen
oder ausgestochene Wurzelschößlinge verpflanzen. Im Mittelwald ist sie
ihrer durchsichtigen nicht verdämmenden Krone wegen ein guter Oberbaum
und wegen ihres starken Ausschlagsvermögens ein gutes Schlagholz im
Niederwalde.

Als grobes Schnitzholz zu Schaufeln, Mulden, Tellern, Kochlöffeln,
Holzschuhen findet das Espenholz vielfache Benutzung. Seiner Leichtig-
keit wegen eignet es sich auch als Bret zu Kisten und dergl. und zu Dach-
bauten, da es im Trocknen dauerhaft ist.

Als von jeher vom Volke des zitternden Laubes wegen beachteter
Baum -- der fromme Aberglaube läßt die Espe zittern, weil das Kreuz
Christi aus Espenholz gemacht gewesen sei -- hat er auch eine Menge
volksthümlicher Benennungen: Aspe, Fuhlesch, Beberesch, Flatteraspe,
Ispen, Flitter-, Flatter-, Klapper-, Pappel-, Pattel-, Rattel-, Faulbaber-,
Beber-, Loff-, Lauf- und Lohespe, Ratteler, Hesse, Rauschen, Kakfiesten etc.

Die Espe hat stärker vom Winde bewegt nicht blos durch das blitzende
Flattern der Blätter für das Auge eine angenehme Wirkung, sondern
macht sich auch dem Ohr in eigenthümlich anderer Weise bemerkbar als
andere Laubhölzer, bei welchen wir das Geräusch, was ihr bewegtes Laub
hervorbringt, Rauschen nennen. Dies Wort paßt für die Zitterpappel
nicht; im Gegentheil bezeichnet unter den oben angeführten Volksbenennungen
Ratteler das Getön der windbewegten Espenkrone ganz ausgezeichnet. Der
harte Klang wird bedingt durch die fast saftlose Trockenheit und Derbheit
des Espenblattes und die harten knorpeligen Zähne seines Randes, welche
auf die benachbarten Blätter wie auf ein Trommelfell aufschlagen.

16. Die Silberpappel, Populus alba L.

Sie gehört mit der Espe und der Graupappel (P. canescens Smith)
in diejenige Abtheilung der Pappelgattung, welche sich durch nur 8 bis
12 Staubgefäße in den Blüthchen und dadurch unterscheidet, daß die
jungen Triebe mehr oder minder behaart sind, während bei den übrigen

laubung Bewegung in die Laubmaſſen bringt. Die forſtliche Behand-
lung
der Espe beſchränkt ſich in der Hauptſache auf ihre Benutzung wo
ſie ſich darbietet und dann meiſt ohne forſtliches Zuthun gekommen iſt.
Will man Espen erziehen, ſo muß man in Saatgärten gezogene Pflanzen
oder ausgeſtochene Wurzelſchößlinge verpflanzen. Im Mittelwald iſt ſie
ihrer durchſichtigen nicht verdämmenden Krone wegen ein guter Oberbaum
und wegen ihres ſtarken Ausſchlagsvermögens ein gutes Schlagholz im
Niederwalde.

Als grobes Schnitzholz zu Schaufeln, Mulden, Tellern, Kochlöffeln,
Holzſchuhen findet das Espenholz vielfache Benutzung. Seiner Leichtig-
keit wegen eignet es ſich auch als Bret zu Kiſten und dergl. und zu Dach-
bauten, da es im Trocknen dauerhaft iſt.

Als von jeher vom Volke des zitternden Laubes wegen beachteter
Baum — der fromme Aberglaube läßt die Espe zittern, weil das Kreuz
Chriſti aus Espenholz gemacht geweſen ſei — hat er auch eine Menge
volksthümlicher Benennungen: Aspe, Fuhleſch, Bebereſch, Flatteraspe,
Ispen, Flitter-, Flatter-, Klapper-, Pappel-, Pattel-, Rattel-, Faulbaber-,
Beber-, Loff-, Lauf- und Lohespe, Ratteler, Heſſe, Rauſchen, Kakfieſten etc.

Die Espe hat ſtärker vom Winde bewegt nicht blos durch das blitzende
Flattern der Blätter für das Auge eine angenehme Wirkung, ſondern
macht ſich auch dem Ohr in eigenthümlich anderer Weiſe bemerkbar als
andere Laubhölzer, bei welchen wir das Geräuſch, was ihr bewegtes Laub
hervorbringt, Rauſchen nennen. Dies Wort paßt für die Zitterpappel
nicht; im Gegentheil bezeichnet unter den oben angeführten Volksbenennungen
Ratteler das Getön der windbewegten Espenkrone ganz ausgezeichnet. Der
harte Klang wird bedingt durch die faſt ſaftloſe Trockenheit und Derbheit
des Espenblattes und die harten knorpeligen Zähne ſeines Randes, welche
auf die benachbarten Blätter wie auf ein Trommelfell aufſchlagen.

16. Die Silberpappel, Populus alba L.

Sie gehört mit der Espe und der Graupappel (P. canescens Smith)
in diejenige Abtheilung der Pappelgattung, welche ſich durch nur 8 bis
12 Staubgefäße in den Blüthchen und dadurch unterſcheidet, daß die
jungen Triebe mehr oder minder behaart ſind, während bei den übrigen

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[445/0491] laubung Bewegung in die Laubmaſſen bringt. Die forſtliche Behand- lung der Espe beſchränkt ſich in der Hauptſache auf ihre Benutzung wo ſie ſich darbietet und dann meiſt ohne forſtliches Zuthun gekommen iſt. Will man Espen erziehen, ſo muß man in Saatgärten gezogene Pflanzen oder ausgeſtochene Wurzelſchößlinge verpflanzen. Im Mittelwald iſt ſie ihrer durchſichtigen nicht verdämmenden Krone wegen ein guter Oberbaum und wegen ihres ſtarken Ausſchlagsvermögens ein gutes Schlagholz im Niederwalde. Als grobes Schnitzholz zu Schaufeln, Mulden, Tellern, Kochlöffeln, Holzſchuhen findet das Espenholz vielfache Benutzung. Seiner Leichtig- keit wegen eignet es ſich auch als Bret zu Kiſten und dergl. und zu Dach- bauten, da es im Trocknen dauerhaft iſt. Als von jeher vom Volke des zitternden Laubes wegen beachteter Baum — der fromme Aberglaube läßt die Espe zittern, weil das Kreuz Chriſti aus Espenholz gemacht geweſen ſei — hat er auch eine Menge volksthümlicher Benennungen: Aspe, Fuhleſch, Bebereſch, Flatteraspe, Ispen, Flitter-, Flatter-, Klapper-, Pappel-, Pattel-, Rattel-, Faulbaber-, Beber-, Loff-, Lauf- und Lohespe, Ratteler, Heſſe, Rauſchen, Kakfieſten etc. Die Espe hat ſtärker vom Winde bewegt nicht blos durch das blitzende Flattern der Blätter für das Auge eine angenehme Wirkung, ſondern macht ſich auch dem Ohr in eigenthümlich anderer Weiſe bemerkbar als andere Laubhölzer, bei welchen wir das Geräuſch, was ihr bewegtes Laub hervorbringt, Rauſchen nennen. Dies Wort paßt für die Zitterpappel nicht; im Gegentheil bezeichnet unter den oben angeführten Volksbenennungen Ratteler das Getön der windbewegten Espenkrone ganz ausgezeichnet. Der harte Klang wird bedingt durch die faſt ſaftloſe Trockenheit und Derbheit des Espenblattes und die harten knorpeligen Zähne ſeines Randes, welche auf die benachbarten Blätter wie auf ein Trommelfell aufſchlagen. 16. Die Silberpappel, Populus alba L. Sie gehört mit der Espe und der Graupappel (P. canescens Smith) in diejenige Abtheilung der Pappelgattung, welche ſich durch nur 8 bis 12 Staubgefäße in den Blüthchen und dadurch unterſcheidet, daß die jungen Triebe mehr oder minder behaart ſind, während bei den übrigen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/491>, abgerufen am 23.12.2024.