Wir kommen in der Esche wieder zu einem Baum erster Größe, welcher bei uns die Familie der Oelbäume, Oleaceen vertritt, und von allen deutschen Waldbäumen ersten Ranges der einzige mit gefiederten Blättern ist.
Die Esche blüht im April vor dem Ausbrechen der Laubknospen; die kleinen unvollständigen Blüthen erscheinen zu ästigen Trauben zahlreich vereinigt aus Seitenknospen des vorjährigen Triebes, der stets ein Kurz- trieb ist (LXXV. 1.), ohne alle Blätter. Die verschieden beschaffenen Blüthen ermangeln des Kelches und der Blumenkrone und bestehen blos aus einem herzförmigen plattgedrückten Stempel mit einem Griffel, der eine gabelig gespaltene Narbe trägt (7.) und 2 Staubgefäßen. Diese Theile sind aber nicht immer gleichmäßig vorhanden und ausgebildet. Es kommen Bäume vor mit vollkommen solchen wie beschriebenen also eigent- lichen Zwitterblüthen (1. 3.); andere haben Zwitterblüthen mit verkümmerten Staubbeuteln (2. 5.), noch andere haben blos die beiden Staubbeutel ohne Spur des Stempels (6.); die Bäume der letztern Art tragen also keine Früchte, und ihre sehr gedrängten fast kugeligen Blüthentrauben gleichen wegen der dunkel chocolatbraunen Farbe der Staubbeutel einigermaßen kleinen recht krausen Morcheln. Aus dem Stempel der ersten beiden Baumarten entwickeln sich in einen langen zungenförmigen Flügel endende Früchte, welche in der etwas angeschwollenen unteren Hälfte, an einem langen Samenfaden aufgehängt, den platten länglichen Samen einschließen. (10. 11.). Die Blätter sind kreuzweise gegenständig, unpaarig gefiedert, mit 3--6 Fiederpaaren und einem unpaarigen Spitzfiederblatt; die Fiedern sind elliptisch, spitz, scharfsägezähnig, gegenständig, kahl, nur unterseits am Grunde der Hauptrippen fein behaart; der Blattstiel ist oberseits durch von einem Fiederpaar zum andern daran herablaufende Blattsubstanz etwas rinnig (LXXVI. 2. 3.). Die kurzkegelförmigen oder auch fast halbkugeligen Knospen, sind wie natürlich auch die Blätter und die Triebe, kreuzweise gegenständig mit eben so gestellten schwarzen, kurzfilzigen Schuppen; die End- knospe den Trieb schließend und größer; sie stehen auf einem Blattkissen über einer großen halbmond- bis halbkreisförmigen Blattstielnarbe mit in Form
30. Die gemeine Eſche, Fraxinus excelsior L.
Wir kommen in der Eſche wieder zu einem Baum erſter Größe, welcher bei uns die Familie der Oelbäume, Oleaceen vertritt, und von allen deutſchen Waldbäumen erſten Ranges der einzige mit gefiederten Blättern iſt.
Die Eſche blüht im April vor dem Ausbrechen der Laubknospen; die kleinen unvollſtändigen Blüthen erſcheinen zu äſtigen Trauben zahlreich vereinigt aus Seitenknospen des vorjährigen Triebes, der ſtets ein Kurz- trieb iſt (LXXV. 1.), ohne alle Blätter. Die verſchieden beſchaffenen Blüthen ermangeln des Kelches und der Blumenkrone und beſtehen blos aus einem herzförmigen plattgedrückten Stempel mit einem Griffel, der eine gabelig geſpaltene Narbe trägt (7.) und 2 Staubgefäßen. Dieſe Theile ſind aber nicht immer gleichmäßig vorhanden und ausgebildet. Es kommen Bäume vor mit vollkommen ſolchen wie beſchriebenen alſo eigent- lichen Zwitterblüthen (1. 3.); andere haben Zwitterblüthen mit verkümmerten Staubbeuteln (2. 5.), noch andere haben blos die beiden Staubbeutel ohne Spur des Stempels (6.); die Bäume der letztern Art tragen alſo keine Früchte, und ihre ſehr gedrängten faſt kugeligen Blüthentrauben gleichen wegen der dunkel chocolatbraunen Farbe der Staubbeutel einigermaßen kleinen recht krauſen Morcheln. Aus dem Stempel der erſten beiden Baumarten entwickeln ſich in einen langen zungenförmigen Flügel endende Früchte, welche in der etwas angeſchwollenen unteren Hälfte, an einem langen Samenfaden aufgehängt, den platten länglichen Samen einſchließen. (10. 11.). Die Blätter ſind kreuzweiſe gegenſtändig, unpaarig gefiedert, mit 3—6 Fiederpaaren und einem unpaarigen Spitzfiederblatt; die Fiedern ſind elliptiſch, ſpitz, ſcharfſägezähnig, gegenſtändig, kahl, nur unterſeits am Grunde der Hauptrippen fein behaart; der Blattſtiel iſt oberſeits durch von einem Fiederpaar zum andern daran herablaufende Blattſubſtanz etwas rinnig (LXXVI. 2. 3.). Die kurzkegelförmigen oder auch faſt halbkugeligen Knospen, ſind wie natürlich auch die Blätter und die Triebe, kreuzweiſe gegenſtändig mit eben ſo geſtellten ſchwarzen, kurzfilzigen Schuppen; die End- knospe den Trieb ſchließend und größer; ſie ſtehen auf einem Blattkiſſen über einer großen halbmond- bis halbkreisförmigen Blattſtielnarbe mit in Form
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30. Die gemeine Eſche, Fraxinus excelsior L.
Wir kommen in der Eſche wieder zu einem Baum erſter Größe,
welcher bei uns die Familie der Oelbäume, Oleaceen vertritt, und von
allen deutſchen Waldbäumen erſten Ranges der einzige mit gefiederten
Blättern iſt.
Die Eſche blüht im April vor dem Ausbrechen der Laubknospen; die
kleinen unvollſtändigen Blüthen erſcheinen zu äſtigen Trauben zahlreich
vereinigt aus Seitenknospen des vorjährigen Triebes, der ſtets ein Kurz-
trieb iſt (LXXV. 1.), ohne alle Blätter. Die verſchieden beſchaffenen
Blüthen ermangeln des Kelches und der Blumenkrone und beſtehen blos
aus einem herzförmigen plattgedrückten Stempel mit einem Griffel, der
eine gabelig geſpaltene Narbe trägt (7.) und 2 Staubgefäßen. Dieſe
Theile ſind aber nicht immer gleichmäßig vorhanden und ausgebildet. Es
kommen Bäume vor mit vollkommen ſolchen wie beſchriebenen alſo eigent-
lichen Zwitterblüthen (1. 3.); andere haben Zwitterblüthen mit verkümmerten
Staubbeuteln (2. 5.), noch andere haben blos die beiden Staubbeutel ohne
Spur des Stempels (6.); die Bäume der letztern Art tragen alſo keine
Früchte, und ihre ſehr gedrängten faſt kugeligen Blüthentrauben gleichen
wegen der dunkel chocolatbraunen Farbe der Staubbeutel einigermaßen
kleinen recht krauſen Morcheln. Aus dem Stempel der erſten beiden
Baumarten entwickeln ſich in einen langen zungenförmigen Flügel endende
Früchte, welche in der etwas angeſchwollenen unteren Hälfte, an einem
langen Samenfaden aufgehängt, den platten länglichen Samen einſchließen.
(10. 11.). Die Blätter ſind kreuzweiſe gegenſtändig, unpaarig gefiedert,
mit 3—6 Fiederpaaren und einem unpaarigen Spitzfiederblatt; die Fiedern
ſind elliptiſch, ſpitz, ſcharfſägezähnig, gegenſtändig, kahl, nur unterſeits am
Grunde der Hauptrippen fein behaart; der Blattſtiel iſt oberſeits durch von
einem Fiederpaar zum andern daran herablaufende Blattſubſtanz etwas rinnig
(LXXVI. 2. 3.). Die kurzkegelförmigen oder auch faſt halbkugeligen
Knospen, ſind wie natürlich auch die Blätter und die Triebe, kreuzweiſe
gegenſtändig mit eben ſo geſtellten ſchwarzen, kurzfilzigen Schuppen; die End-
knospe den Trieb ſchließend und größer; ſie ſtehen auf einem Blattkiſſen über
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/534>, abgerufen am 23.12.2024.
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