schwerste; es hat zahlreiche sehr feine meist in Gruppen beisammenstehende Gefäße, zahlreiche schmale aber ziemlich dicke Markstrahlen, im Kern eine graue oder braune, im Splint eine weiße Farbe. Jahrringe deutlich be- zeichnet, kreisrund und daher das Mark meist im wahren Mittelpunkte des Stammquerschnittes.
In unseren Gärten, wo man die schöne Stechpalme vielfältig aus dem nach 11/2--2 Jahren aufgehenden Samen erzieht, haben sich mehrere Spielarten gebildet. Am abweichendsten ist eine Spielart mit ebenen ganzrandigen dornenlosen Blättern neben solchen von gewöhnlicher Gestalt. Aber es finden sich fast an allen sehr alten Exemplaren solche abweichende Blätter. Neben einigen anderen Spielarten sei nur noch erwähnt die vielstachelige, ferox, mit auch auf der ganzen Oberseite bestachelten und die geschäckte, variegata, mit gelblich- oder weißgefleckten Blättern.
Als Standort der Stechpalme wird von Metzger ein steiniger schwerer Boden und ein geschlossener Stand in Buschwaldungen angegeben, während Reum von einem mit Lehm gemischten guten und lockeren Sand- boden spricht. Nach angepflanzten gut wachsenden Gartenexemplaren zu urtheilen ist die Stechpalme mehr auf schattigen Stand als auf eine eng begrenzte Bodenbeschaffenheit angewiesen. Die Verbreitung ist eine sehr umfassende, obgleich großen Gebieten Deutschlands die Stechpalme gänzlich fehlt. Im Norden geht sie bis in die Ebene hart an den Seestrand, während sie im Süden mehr in den Gebirgswaldungen wächst. Ganz vorzüglich sagt ihr das milde Seeklima Englands zu. In südlicheren Ge- bieten soll die Stechpalme zu einem ansehnlichen Baume erwachsen.
Das Leben dieses reizenden in Deutschland einzig dastehenden immer- grünen Bäumchens zeigt die schon S. 186 erwähnte Eigenthümlichkeit der Winterverfärbung. Der erst im Oktober reifende Same geht an einen schattigen frischen Orte noch im Herbst gesäet erst nach 11/2 bis 2 Jahren auf. Der Wuchs ist außerordentlich langsam, so daß erst mit 80 Jahren ein auch dann noch nur mäßiger Baum ausgewachsen ist. Da die Stechpalme den Schnitt sehr gut verträgt und ein gutes Ausschlags- vermögen hat, so kann sie in ihr zusagenden Lagen mit bestem Erfolg als Heckenpflanze angewendet werden.
Hinsichtlich der forstlichen Bedeutung und Behandlung ist kaum etwas zu bemerken, da die Stechpalme für keine der drei forstlichen
ſchwerſte; es hat zahlreiche ſehr feine meiſt in Gruppen beiſammenſtehende Gefäße, zahlreiche ſchmale aber ziemlich dicke Markſtrahlen, im Kern eine graue oder braune, im Splint eine weiße Farbe. Jahrringe deutlich be- zeichnet, kreisrund und daher das Mark meiſt im wahren Mittelpunkte des Stammquerſchnittes.
In unſeren Gärten, wo man die ſchöne Stechpalme vielfältig aus dem nach 1½—2 Jahren aufgehenden Samen erzieht, haben ſich mehrere Spielarten gebildet. Am abweichendſten iſt eine Spielart mit ebenen ganzrandigen dornenloſen Blättern neben ſolchen von gewöhnlicher Geſtalt. Aber es finden ſich faſt an allen ſehr alten Exemplaren ſolche abweichende Blätter. Neben einigen anderen Spielarten ſei nur noch erwähnt die vielſtachelige, ferox, mit auch auf der ganzen Oberſeite beſtachelten und die geſchäckte, variegata, mit gelblich- oder weißgefleckten Blättern.
Als Standort der Stechpalme wird von Metzger ein ſteiniger ſchwerer Boden und ein geſchloſſener Stand in Buſchwaldungen angegeben, während Reum von einem mit Lehm gemiſchten guten und lockeren Sand- boden ſpricht. Nach angepflanzten gut wachſenden Gartenexemplaren zu urtheilen iſt die Stechpalme mehr auf ſchattigen Stand als auf eine eng begrenzte Bodenbeſchaffenheit angewieſen. Die Verbreitung iſt eine ſehr umfaſſende, obgleich großen Gebieten Deutſchlands die Stechpalme gänzlich fehlt. Im Norden geht ſie bis in die Ebene hart an den Seeſtrand, während ſie im Süden mehr in den Gebirgswaldungen wächſt. Ganz vorzüglich ſagt ihr das milde Seeklima Englands zu. In ſüdlicheren Ge- bieten ſoll die Stechpalme zu einem anſehnlichen Baume erwachſen.
Das Leben dieſes reizenden in Deutſchland einzig daſtehenden immer- grünen Bäumchens zeigt die ſchon S. 186 erwähnte Eigenthümlichkeit der Winterverfärbung. Der erſt im Oktober reifende Same geht an einen ſchattigen friſchen Orte noch im Herbſt geſäet erſt nach 1½ bis 2 Jahren auf. Der Wuchs iſt außerordentlich langſam, ſo daß erſt mit 80 Jahren ein auch dann noch nur mäßiger Baum ausgewachſen iſt. Da die Stechpalme den Schnitt ſehr gut verträgt und ein gutes Ausſchlags- vermögen hat, ſo kann ſie in ihr zuſagenden Lagen mit beſtem Erfolg als Heckenpflanze angewendet werden.
Hinſichtlich der forſtlichen Bedeutung und Behandlung iſt kaum etwas zu bemerken, da die Stechpalme für keine der drei forſtlichen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0546"n="494"/>ſchwerſte; es hat zahlreiche ſehr feine meiſt in Gruppen beiſammenſtehende<lb/>
Gefäße, zahlreiche ſchmale aber ziemlich dicke Markſtrahlen, im Kern eine<lb/>
graue oder braune, im Splint eine weiße Farbe. Jahrringe deutlich be-<lb/>
zeichnet, kreisrund und daher das Mark meiſt im wahren Mittelpunkte<lb/>
des Stammquerſchnittes.</p><lb/><p>In unſeren Gärten, wo man die ſchöne Stechpalme vielfältig aus<lb/>
dem nach 1½—2 Jahren aufgehenden Samen erzieht, haben ſich mehrere<lb/>
Spielarten gebildet. Am abweichendſten iſt eine Spielart mit ebenen<lb/>
ganzrandigen dornenloſen Blättern neben ſolchen von gewöhnlicher Geſtalt.<lb/>
Aber es finden ſich faſt an allen ſehr alten Exemplaren ſolche abweichende<lb/>
Blätter. Neben einigen anderen Spielarten ſei nur noch erwähnt die<lb/><hirendition="#g">vielſtachelige</hi>, <hirendition="#aq">ferox,</hi> mit auch auf der ganzen Oberſeite beſtachelten<lb/>
und die <hirendition="#g">geſchäckte</hi>, <hirendition="#aq">variegata,</hi> mit gelblich- oder weißgefleckten Blättern.</p><lb/><p>Als <hirendition="#g">Standort</hi> der Stechpalme wird von <hirendition="#g">Metzger</hi> ein ſteiniger<lb/>ſchwerer Boden und ein geſchloſſener Stand in Buſchwaldungen angegeben,<lb/>
während <hirendition="#g">Reum</hi> von einem mit Lehm gemiſchten guten und lockeren Sand-<lb/>
boden ſpricht. Nach angepflanzten gut wachſenden Gartenexemplaren zu<lb/>
urtheilen iſt die Stechpalme mehr auf ſchattigen Stand als auf eine eng<lb/>
begrenzte Bodenbeſchaffenheit angewieſen. Die <hirendition="#g">Verbreitung</hi> iſt eine ſehr<lb/>
umfaſſende, obgleich großen Gebieten Deutſchlands die Stechpalme gänzlich<lb/>
fehlt. Im Norden geht ſie bis in die Ebene hart an den Seeſtrand,<lb/>
während ſie im Süden mehr in den Gebirgswaldungen wächſt. Ganz<lb/>
vorzüglich ſagt ihr das milde Seeklima Englands zu. In ſüdlicheren Ge-<lb/>
bieten ſoll die Stechpalme zu einem anſehnlichen Baume erwachſen.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Leben</hi> dieſes reizenden in Deutſchland einzig daſtehenden immer-<lb/>
grünen Bäumchens zeigt die ſchon S. 186 erwähnte Eigenthümlichkeit<lb/>
der Winterverfärbung. Der erſt im Oktober reifende Same geht an<lb/>
einen ſchattigen friſchen Orte noch im Herbſt geſäet erſt nach 1½ bis<lb/>
2 Jahren auf. Der Wuchs iſt außerordentlich langſam, ſo daß erſt mit<lb/>
80 Jahren ein auch dann noch nur mäßiger Baum ausgewachſen iſt. Da<lb/>
die Stechpalme den Schnitt ſehr gut verträgt und ein gutes Ausſchlags-<lb/>
vermögen hat, ſo kann ſie in ihr zuſagenden Lagen mit beſtem Erfolg als<lb/>
Heckenpflanze angewendet werden.</p><lb/><p>Hinſichtlich der <hirendition="#g">forſtlichen Bedeutung</hi> und <hirendition="#g">Behandlung</hi> iſt<lb/>
kaum etwas zu bemerken, da die Stechpalme für keine der drei forſtlichen<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[494/0546]
ſchwerſte; es hat zahlreiche ſehr feine meiſt in Gruppen beiſammenſtehende
Gefäße, zahlreiche ſchmale aber ziemlich dicke Markſtrahlen, im Kern eine
graue oder braune, im Splint eine weiße Farbe. Jahrringe deutlich be-
zeichnet, kreisrund und daher das Mark meiſt im wahren Mittelpunkte
des Stammquerſchnittes.
In unſeren Gärten, wo man die ſchöne Stechpalme vielfältig aus
dem nach 1½—2 Jahren aufgehenden Samen erzieht, haben ſich mehrere
Spielarten gebildet. Am abweichendſten iſt eine Spielart mit ebenen
ganzrandigen dornenloſen Blättern neben ſolchen von gewöhnlicher Geſtalt.
Aber es finden ſich faſt an allen ſehr alten Exemplaren ſolche abweichende
Blätter. Neben einigen anderen Spielarten ſei nur noch erwähnt die
vielſtachelige, ferox, mit auch auf der ganzen Oberſeite beſtachelten
und die geſchäckte, variegata, mit gelblich- oder weißgefleckten Blättern.
Als Standort der Stechpalme wird von Metzger ein ſteiniger
ſchwerer Boden und ein geſchloſſener Stand in Buſchwaldungen angegeben,
während Reum von einem mit Lehm gemiſchten guten und lockeren Sand-
boden ſpricht. Nach angepflanzten gut wachſenden Gartenexemplaren zu
urtheilen iſt die Stechpalme mehr auf ſchattigen Stand als auf eine eng
begrenzte Bodenbeſchaffenheit angewieſen. Die Verbreitung iſt eine ſehr
umfaſſende, obgleich großen Gebieten Deutſchlands die Stechpalme gänzlich
fehlt. Im Norden geht ſie bis in die Ebene hart an den Seeſtrand,
während ſie im Süden mehr in den Gebirgswaldungen wächſt. Ganz
vorzüglich ſagt ihr das milde Seeklima Englands zu. In ſüdlicheren Ge-
bieten ſoll die Stechpalme zu einem anſehnlichen Baume erwachſen.
Das Leben dieſes reizenden in Deutſchland einzig daſtehenden immer-
grünen Bäumchens zeigt die ſchon S. 186 erwähnte Eigenthümlichkeit
der Winterverfärbung. Der erſt im Oktober reifende Same geht an
einen ſchattigen friſchen Orte noch im Herbſt geſäet erſt nach 1½ bis
2 Jahren auf. Der Wuchs iſt außerordentlich langſam, ſo daß erſt mit
80 Jahren ein auch dann noch nur mäßiger Baum ausgewachſen iſt. Da
die Stechpalme den Schnitt ſehr gut verträgt und ein gutes Ausſchlags-
vermögen hat, ſo kann ſie in ihr zuſagenden Lagen mit beſtem Erfolg als
Heckenpflanze angewendet werden.
Hinſichtlich der forſtlichen Bedeutung und Behandlung iſt
kaum etwas zu bemerken, da die Stechpalme für keine der drei forſtlichen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/546>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.