1. von einem Kurztriebe, 2. von einem üppigen Langtriebe. Fig. 3. ist von einer beschnittenen Hecke, welche blos aus dieser Art zu bestehen schien, obgleich das tief bis auf die Mittelrippe eingeschnittene Blatt mehr auf die folgende Art deutet. Um Johannis, wo die Weißdornhecken be- schnitten werden hat man die beste Gelegenheit sich von der großen Wandelbarkeit der Blatt- und Nebenblattgestalt zu überzeugen. Ueppige Langtriebe, welche nicht selten 30--40. Blätter zählen, werden von den riesig entwickelten Nebenblättchen wie von Manschetten umfaßt.
Der angemessenste Standort für den Weißdorn ist eigentlich ein schwerer Lehmboden, er gedeiht aber auch in anderen jedoch am wenigsten wie es scheint im Auenboden des Ueberschwemmungsbereichs der Flüsse. Seine Verbreitung ist eine sehr ausgedehnte, namentlich an Bergab- hängen, an Wegen und in Vorhölzern.
Der Weißdorn wächst außerordentlich langsam und hat ein großes Ausschlagsvermögen, indem auch an der Basis der Dornen die fast immer daran deutlich vorgebildeten 1 bis 2 kleinen Knospen zur Entwicklung kommen, und zwar an beschnittenen Hecken selbst im Vorgriff. Obgleich das Holz durch seine große Festigkeit und Zähigkeit zu kleinen Gegen- ständen sehr geschätzt ist, so liegt doch der Hauptwerth des Busches in seiner Eigenschaft als beste deutsche Heckenpflanze.
Sehr nahe mit dieser Art verwandt und von Manchen nur für eine Abart davon gehalten ist der einsamige Weißdorn, Cr. monogyna L., aber durch die rosenröthlichen, nur 1 Stempel enthaltenden Blüthen und die schmal und tief geschlitzten, nur an der Spitze der Zipfel gezähnten tiefdunkelgrünen und kleineren Blätter gut unterschieden. Er wird nament- lich in Süddeutschland viel größer und nicht selten ein 30 Fuß hoher und 1 Fuß starker Baum. Von dieser Art kommen mehrere Gartenspielarten mit schönrothen Blüthen vor.
41. Die gemeine Mispel, Mespilus germanica L.
Dieser allgemein bekannte bis 15 Fuß hoch werdende Strauch kommt in der wilden Stammform nur in den Wäldern des südlichsten Deutsch- land als ursprünglich heimisch vor. Von da hat er sich, durch die Garten- kunst in seiner Frucht sehr veredelt, über ganz Deutschland und weiter
1. von einem Kurztriebe, 2. von einem üppigen Langtriebe. Fig. 3. iſt von einer beſchnittenen Hecke, welche blos aus dieſer Art zu beſtehen ſchien, obgleich das tief bis auf die Mittelrippe eingeſchnittene Blatt mehr auf die folgende Art deutet. Um Johannis, wo die Weißdornhecken be- ſchnitten werden hat man die beſte Gelegenheit ſich von der großen Wandelbarkeit der Blatt- und Nebenblattgeſtalt zu überzeugen. Ueppige Langtriebe, welche nicht ſelten 30—40. Blätter zählen, werden von den rieſig entwickelten Nebenblättchen wie von Manſchetten umfaßt.
Der angemeſſenſte Standort für den Weißdorn iſt eigentlich ein ſchwerer Lehmboden, er gedeiht aber auch in anderen jedoch am wenigſten wie es ſcheint im Auenboden des Ueberſchwemmungsbereichs der Flüſſe. Seine Verbreitung iſt eine ſehr ausgedehnte, namentlich an Bergab- hängen, an Wegen und in Vorhölzern.
Der Weißdorn wächſt außerordentlich langſam und hat ein großes Ausſchlagsvermögen, indem auch an der Baſis der Dornen die faſt immer daran deutlich vorgebildeten 1 bis 2 kleinen Knospen zur Entwicklung kommen, und zwar an beſchnittenen Hecken ſelbſt im Vorgriff. Obgleich das Holz durch ſeine große Feſtigkeit und Zähigkeit zu kleinen Gegen- ſtänden ſehr geſchätzt iſt, ſo liegt doch der Hauptwerth des Buſches in ſeiner Eigenſchaft als beſte deutſche Heckenpflanze.
Sehr nahe mit dieſer Art verwandt und von Manchen nur für eine Abart davon gehalten iſt der einſamige Weißdorn, Cr. monogyna L., aber durch die roſenröthlichen, nur 1 Stempel enthaltenden Blüthen und die ſchmal und tief geſchlitzten, nur an der Spitze der Zipfel gezähnten tiefdunkelgrünen und kleineren Blätter gut unterſchieden. Er wird nament- lich in Süddeutſchland viel größer und nicht ſelten ein 30 Fuß hoher und 1 Fuß ſtarker Baum. Von dieſer Art kommen mehrere Gartenſpielarten mit ſchönrothen Blüthen vor.
41. Die gemeine Mispel, Mespilus germanica L.
Dieſer allgemein bekannte bis 15 Fuß hoch werdende Strauch kommt in der wilden Stammform nur in den Wäldern des ſüdlichſten Deutſch- land als urſprünglich heimiſch vor. Von da hat er ſich, durch die Garten- kunſt in ſeiner Frucht ſehr veredelt, über ganz Deutſchland und weiter
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1. von einem Kurztriebe, 2. von einem üppigen Langtriebe. Fig. 3. iſt
von einer beſchnittenen Hecke, welche blos aus dieſer Art zu beſtehen
ſchien, obgleich das tief bis auf die Mittelrippe eingeſchnittene Blatt mehr
auf die folgende Art deutet. Um Johannis, wo die Weißdornhecken be-
ſchnitten werden hat man die beſte Gelegenheit ſich von der großen
Wandelbarkeit der Blatt- und Nebenblattgeſtalt zu überzeugen. Ueppige
Langtriebe, welche nicht ſelten 30—40. Blätter zählen, werden von den
rieſig entwickelten Nebenblättchen wie von Manſchetten umfaßt.
Der angemeſſenſte Standort für den Weißdorn iſt eigentlich ein
ſchwerer Lehmboden, er gedeiht aber auch in anderen jedoch am wenigſten
wie es ſcheint im Auenboden des Ueberſchwemmungsbereichs der Flüſſe.
Seine Verbreitung iſt eine ſehr ausgedehnte, namentlich an Bergab-
hängen, an Wegen und in Vorhölzern.
Der Weißdorn wächſt außerordentlich langſam und hat ein großes
Ausſchlagsvermögen, indem auch an der Baſis der Dornen die faſt immer
daran deutlich vorgebildeten 1 bis 2 kleinen Knospen zur Entwicklung
kommen, und zwar an beſchnittenen Hecken ſelbſt im Vorgriff. Obgleich
das Holz durch ſeine große Feſtigkeit und Zähigkeit zu kleinen Gegen-
ſtänden ſehr geſchätzt iſt, ſo liegt doch der Hauptwerth des Buſches in
ſeiner Eigenſchaft als beſte deutſche Heckenpflanze.
Sehr nahe mit dieſer Art verwandt und von Manchen nur für eine
Abart davon gehalten iſt der einſamige Weißdorn, Cr. monogyna L.,
aber durch die roſenröthlichen, nur 1 Stempel enthaltenden Blüthen und
die ſchmal und tief geſchlitzten, nur an der Spitze der Zipfel gezähnten
tiefdunkelgrünen und kleineren Blätter gut unterſchieden. Er wird nament-
lich in Süddeutſchland viel größer und nicht ſelten ein 30 Fuß hoher und
1 Fuß ſtarker Baum. Von dieſer Art kommen mehrere Gartenſpielarten
mit ſchönrothen Blüthen vor.
41. Die gemeine Mispel, Mespilus germanica L.
Dieſer allgemein bekannte bis 15 Fuß hoch werdende Strauch kommt
in der wilden Stammform nur in den Wäldern des ſüdlichſten Deutſch-
land als urſprünglich heimiſch vor. Von da hat er ſich, durch die Garten-
kunſt in ſeiner Frucht ſehr veredelt, über ganz Deutſchland und weiter
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/559>, abgerufen am 23.12.2024.
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