Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

verbreitet und ist, die Gärten verlassend, in der ganzen Südhälfte Deusch-
lands verwildert und jetzt daselbst in den Wäldern und Gebüschen heimisch
geworden.

Die Blüthe der Mispel hat große schneeweiße Blumenblätter und
ist einer Apfelblüthe sehr ähnlich. Die bei der Reife immer noch sehr
harte und ungenießbar herbe Frucht wird bekanntlich erst durch längeres
Liegen, wobei sie in Gährung übergeht, genießbar. Die außerordentlich
harten Steinsamen liegen bis zum Keimen 2 Jahr im Boden. Die
Blätter gleichen einigermaßen recht großen Blättern der Sahlweide und
sind unten schwach behaart.

Wo die Mispel wild wächst findet sie sich in schattiger Lage auf
einem frischen nahrhaften Boden und theilt im Holze ihrer schwachen
Stämmchen die wesentlichen Eigenschaften und Vorzüge mit den meisten
ihrer Familienverwandten.

Das kleine höchstens 4--5 Fuß hohe Büschchen der Zwergmispel,
Cotoneaster vulgaris Lindlay, (Mesp. Cotoneaster L.) sei hier nur
kurz erwähnt. Es hat kleine polygamische Blüthen, erbsengroße leuchtend
purpurrothe Früchte und eirunde von einer kleinen Spitze gekrönte oben
sattgrüne unten graufilzige Blätter. Die Zwergmispel gehört eigentlich
nicht hierher, da sie im Waldgebirge sich am liebsten auf den dürren von
Wald entblößten Klippen ansiedelt.

42. Der wilde Apfelbaum, Pyrus Malus L.
und
43. Der wilde Birnbaum, P. communis L.

Diese beiden Stammväter unserer zahllosen Aepfel- und Birnen-
Sorten betrachten wir vergleichend neben einander, wie sie sowohl im
Garten als draußen in den Waldungen sich zu einander gesellen. Neben
den schon früher angegebenen von den Blüthenstielen hergeleiteten Unter-
scheidungskennzeichen der Pyrus-Arten ist hier besonders noch das hinzu-
zufügen, daß das meist fünffächerige Kernhaus in jedem Fache nicht mit
einer harten holzigen, sondern mit der bekannten pergamentartigen Wand
ausgekleidet und daß jedes Fach zweisamig ist.

verbreitet und iſt, die Gärten verlaſſend, in der ganzen Südhälfte Deuſch-
lands verwildert und jetzt daſelbſt in den Wäldern und Gebüſchen heimiſch
geworden.

Die Blüthe der Mispel hat große ſchneeweiße Blumenblätter und
iſt einer Apfelblüthe ſehr ähnlich. Die bei der Reife immer noch ſehr
harte und ungenießbar herbe Frucht wird bekanntlich erſt durch längeres
Liegen, wobei ſie in Gährung übergeht, genießbar. Die außerordentlich
harten Steinſamen liegen bis zum Keimen 2 Jahr im Boden. Die
Blätter gleichen einigermaßen recht großen Blättern der Sahlweide und
ſind unten ſchwach behaart.

Wo die Mispel wild wächſt findet ſie ſich in ſchattiger Lage auf
einem friſchen nahrhaften Boden und theilt im Holze ihrer ſchwachen
Stämmchen die weſentlichen Eigenſchaften und Vorzüge mit den meiſten
ihrer Familienverwandten.

Das kleine höchſtens 4—5 Fuß hohe Büſchchen der Zwergmispel,
Cotoneaster vulgaris Lindlay, (Mesp. Cotoneaster L.) ſei hier nur
kurz erwähnt. Es hat kleine polygamiſche Blüthen, erbſengroße leuchtend
purpurrothe Früchte und eirunde von einer kleinen Spitze gekrönte oben
ſattgrüne unten graufilzige Blätter. Die Zwergmispel gehört eigentlich
nicht hierher, da ſie im Waldgebirge ſich am liebſten auf den dürren von
Wald entblößten Klippen anſiedelt.

42. Der wilde Apfelbaum, Pyrus Malus L.
und
43. Der wilde Birnbaum, P. communis L.

Dieſe beiden Stammväter unſerer zahlloſen Aepfel- und Birnen-
Sorten betrachten wir vergleichend neben einander, wie ſie ſowohl im
Garten als draußen in den Waldungen ſich zu einander geſellen. Neben
den ſchon früher angegebenen von den Blüthenſtielen hergeleiteten Unter-
ſcheidungskennzeichen der Pyrus-Arten iſt hier beſonders noch das hinzu-
zufügen, daß das meiſt fünffächerige Kernhaus in jedem Fache nicht mit
einer harten holzigen, ſondern mit der bekannten pergamentartigen Wand
ausgekleidet und daß jedes Fach zweiſamig iſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0560" n="508"/>
verbreitet und i&#x017F;t, die Gärten verla&#x017F;&#x017F;end, in der ganzen Südhälfte Deu&#x017F;ch-<lb/>
lands verwildert und jetzt da&#x017F;elb&#x017F;t in den Wäldern und Gebü&#x017F;chen heimi&#x017F;ch<lb/>
geworden.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Blüthe</hi> der Mispel hat große &#x017F;chneeweiße Blumenblätter und<lb/>
i&#x017F;t einer Apfelblüthe &#x017F;ehr ähnlich. Die bei der Reife immer noch &#x017F;ehr<lb/>
harte und ungenießbar herbe <hi rendition="#g">Frucht</hi> wird bekanntlich er&#x017F;t durch längeres<lb/>
Liegen, wobei &#x017F;ie in Gährung übergeht, genießbar. Die außerordentlich<lb/>
harten Stein&#x017F;amen liegen bis zum Keimen <hi rendition="#b">2</hi> Jahr im Boden. Die<lb/><hi rendition="#g">Blätter</hi> gleichen einigermaßen recht großen Blättern der Sahlweide und<lb/>
&#x017F;ind unten &#x017F;chwach behaart.</p><lb/>
              <p>Wo die Mispel wild wäch&#x017F;t findet &#x017F;ie &#x017F;ich in &#x017F;chattiger Lage auf<lb/>
einem fri&#x017F;chen nahrhaften Boden und theilt im Holze ihrer &#x017F;chwachen<lb/>
Stämmchen die we&#x017F;entlichen Eigen&#x017F;chaften und Vorzüge mit den mei&#x017F;ten<lb/>
ihrer Familienverwandten.</p><lb/>
              <p>Das kleine höch&#x017F;tens 4&#x2014;5 Fuß hohe Bü&#x017F;chchen der <hi rendition="#g">Zwergmispel</hi>,<lb/><hi rendition="#aq">Cotoneaster vulgaris Lindlay, (Mesp. Cotoneaster L.)</hi> &#x017F;ei hier nur<lb/>
kurz erwähnt. Es hat kleine polygami&#x017F;che <hi rendition="#g">Blüthen</hi>, erb&#x017F;engroße leuchtend<lb/>
purpurrothe <hi rendition="#g">Früchte</hi> und eirunde von einer kleinen Spitze gekrönte oben<lb/>
&#x017F;attgrüne unten graufilzige <hi rendition="#g">Blätter</hi>. Die Zwergmispel gehört eigentlich<lb/>
nicht hierher, da &#x017F;ie im Waldgebirge &#x017F;ich am lieb&#x017F;ten auf den dürren von<lb/>
Wald entblößten Klippen an&#x017F;iedelt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#b">42. Der wilde Apfelbaum, <hi rendition="#aq">Pyrus Malus L.</hi></hi><lb/>
und<lb/><hi rendition="#b">43. Der wilde Birnbaum, <hi rendition="#aq">P. communis L.</hi></hi></head><lb/>
              <p>Die&#x017F;e beiden Stammväter un&#x017F;erer zahllo&#x017F;en Aepfel- und Birnen-<lb/>
Sorten betrachten wir vergleichend neben einander, wie &#x017F;ie &#x017F;owohl im<lb/>
Garten als draußen in den Waldungen &#x017F;ich zu einander ge&#x017F;ellen. Neben<lb/>
den &#x017F;chon früher angegebenen von den Blüthen&#x017F;tielen hergeleiteten Unter-<lb/>
&#x017F;cheidungskennzeichen der Pyrus-Arten i&#x017F;t hier be&#x017F;onders noch das hinzu-<lb/>
zufügen, daß das mei&#x017F;t fünffächerige Kernhaus in jedem Fache nicht mit<lb/>
einer harten holzigen, &#x017F;ondern mit der bekannten pergamentartigen Wand<lb/>
ausgekleidet und daß jedes Fach zwei&#x017F;amig i&#x017F;t.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[508/0560] verbreitet und iſt, die Gärten verlaſſend, in der ganzen Südhälfte Deuſch- lands verwildert und jetzt daſelbſt in den Wäldern und Gebüſchen heimiſch geworden. Die Blüthe der Mispel hat große ſchneeweiße Blumenblätter und iſt einer Apfelblüthe ſehr ähnlich. Die bei der Reife immer noch ſehr harte und ungenießbar herbe Frucht wird bekanntlich erſt durch längeres Liegen, wobei ſie in Gährung übergeht, genießbar. Die außerordentlich harten Steinſamen liegen bis zum Keimen 2 Jahr im Boden. Die Blätter gleichen einigermaßen recht großen Blättern der Sahlweide und ſind unten ſchwach behaart. Wo die Mispel wild wächſt findet ſie ſich in ſchattiger Lage auf einem friſchen nahrhaften Boden und theilt im Holze ihrer ſchwachen Stämmchen die weſentlichen Eigenſchaften und Vorzüge mit den meiſten ihrer Familienverwandten. Das kleine höchſtens 4—5 Fuß hohe Büſchchen der Zwergmispel, Cotoneaster vulgaris Lindlay, (Mesp. Cotoneaster L.) ſei hier nur kurz erwähnt. Es hat kleine polygamiſche Blüthen, erbſengroße leuchtend purpurrothe Früchte und eirunde von einer kleinen Spitze gekrönte oben ſattgrüne unten graufilzige Blätter. Die Zwergmispel gehört eigentlich nicht hierher, da ſie im Waldgebirge ſich am liebſten auf den dürren von Wald entblößten Klippen anſiedelt. 42. Der wilde Apfelbaum, Pyrus Malus L. und 43. Der wilde Birnbaum, P. communis L. Dieſe beiden Stammväter unſerer zahlloſen Aepfel- und Birnen- Sorten betrachten wir vergleichend neben einander, wie ſie ſowohl im Garten als draußen in den Waldungen ſich zu einander geſellen. Neben den ſchon früher angegebenen von den Blüthenſtielen hergeleiteten Unter- ſcheidungskennzeichen der Pyrus-Arten iſt hier beſonders noch das hinzu- zufügen, daß das meiſt fünffächerige Kernhaus in jedem Fache nicht mit einer harten holzigen, ſondern mit der bekannten pergamentartigen Wand ausgekleidet und daß jedes Fach zweiſamig iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/560
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/560>, abgerufen am 23.12.2024.