Die Blüthen des Apfelbaums stehen auf kurzen Stielen in arm- blüthigen Sträußen oder selbst einzeln, sind größer, die Blumenblätter fast kreisrund, mehr hohl muschelförmig und äußerlich meist rosenroth überlaufen, während die des Birnbaumes auf langen Stielen in mehr- blüthigen Sträußen zusammenstehen und schneeweiße, flachere, mehr läng- liche Blumenblätter haben. Das Blatt ist bei dem Apfelbaum eiförmig, am Rande ziemlich grobsägezähnig, unten eben so wie die jungen Triebe und die abgestumpften rundlichen Knospen graufilzig; Blattstiele halb so lang als das Blatt. Bei der Birne ist es mehr gerundet, beiderseits eben so wie die jungen Triebe und die spitz kegelförmigen dunkelbraunen Knospen kahl, am Rande sehr fein sägezähnig; Blattstiel von Länge des Blattes.
Der Unterschied in der Fruchtform ist allgemein bekannt, namentlich halten die beiden wilden Arten die Birn- und Apfelgestalt streng fest, nur daß bei ihnen der Unterschied in der Länge des Frucht- (und Blüthen-) Stiels weniger groß ist, als bei den meisten Kulturvarietäten, unter denen es jedoch bekanntlich auch ganz kurzstielige Birnensorten giebt.
Wie die veredelten Birnbäume höher und stärker werden als die Apfelbäume, so ist es auch mit den wilden Stammformen des Waldes und es ist ein alter hundertjähriger wilder Birnbaum fast ein Baum erster Größe mit hochgewölbter Krone, während ein wilder Apfelbaum niedriger bleibt und eine mehr schirmförmige breite Krone zeigt. Beide haben an den Trieben neben den Blättern steife abstehende Dornen, die sich an alten Bäumen eben so wie an sämmtlichen veredelten Spielarten verlieren. Die Astführung ist bei dem wilden Afpelbaum knickiger und sperriger als bei dem Birnbaum, dessen Aeste etwas mehr aufwärts streben.
Die Stämme beider sind mit einer rauhen in Borkentafeln auf- springenden Rinde bekleidet, meist nicht hochschaftig, und oft sehr spann- rückig. Auch in der Wurzelbildung sind sie einander sehr ähnlich, sie ist reichverzweigt und zeigt eine tiefgehende Pfahlwurzel. Das Holz beider ist im Kern düster roth- oder leberbraun mit braungelblichem Splint. Es ist sehr fein und dicht mit zahlreichen aber feinen Poren und dichtstehenden sehr feinen Markstrahlen; jedoch sind im Birnenholz die Poren etwas feiner und weniger zahlreich, daher es dem Apfelholz vorgezogen wird, welches meist auch etwas dunkler und viel weniger dauerhaft ist. Jahres-
Die Blüthen des Apfelbaums ſtehen auf kurzen Stielen in arm- blüthigen Sträußen oder ſelbſt einzeln, ſind größer, die Blumenblätter faſt kreisrund, mehr hohl muſchelförmig und äußerlich meiſt roſenroth überlaufen, während die des Birnbaumes auf langen Stielen in mehr- blüthigen Sträußen zuſammenſtehen und ſchneeweiße, flachere, mehr läng- liche Blumenblätter haben. Das Blatt iſt bei dem Apfelbaum eiförmig, am Rande ziemlich grobſägezähnig, unten eben ſo wie die jungen Triebe und die abgeſtumpften rundlichen Knospen graufilzig; Blattſtiele halb ſo lang als das Blatt. Bei der Birne iſt es mehr gerundet, beiderſeits eben ſo wie die jungen Triebe und die ſpitz kegelförmigen dunkelbraunen Knospen kahl, am Rande ſehr fein ſägezähnig; Blattſtiel von Länge des Blattes.
Der Unterſchied in der Fruchtform iſt allgemein bekannt, namentlich halten die beiden wilden Arten die Birn- und Apfelgeſtalt ſtreng feſt, nur daß bei ihnen der Unterſchied in der Länge des Frucht- (und Blüthen-) Stiels weniger groß iſt, als bei den meiſten Kulturvarietäten, unter denen es jedoch bekanntlich auch ganz kurzſtielige Birnenſorten giebt.
Wie die veredelten Birnbäume höher und ſtärker werden als die Apfelbäume, ſo iſt es auch mit den wilden Stammformen des Waldes und es iſt ein alter hundertjähriger wilder Birnbaum faſt ein Baum erſter Größe mit hochgewölbter Krone, während ein wilder Apfelbaum niedriger bleibt und eine mehr ſchirmförmige breite Krone zeigt. Beide haben an den Trieben neben den Blättern ſteife abſtehende Dornen, die ſich an alten Bäumen eben ſo wie an ſämmtlichen veredelten Spielarten verlieren. Die Aſtführung iſt bei dem wilden Afpelbaum knickiger und ſperriger als bei dem Birnbaum, deſſen Aeſte etwas mehr aufwärts ſtreben.
Die Stämme beider ſind mit einer rauhen in Borkentafeln auf- ſpringenden Rinde bekleidet, meiſt nicht hochſchaftig, und oft ſehr ſpann- rückig. Auch in der Wurzelbildung ſind ſie einander ſehr ähnlich, ſie iſt reichverzweigt und zeigt eine tiefgehende Pfahlwurzel. Das Holz beider iſt im Kern düſter roth- oder leberbraun mit braungelblichem Splint. Es iſt ſehr fein und dicht mit zahlreichen aber feinen Poren und dichtſtehenden ſehr feinen Markſtrahlen; jedoch ſind im Birnenholz die Poren etwas feiner und weniger zahlreich, daher es dem Apfelholz vorgezogen wird, welches meiſt auch etwas dunkler und viel weniger dauerhaft iſt. Jahres-
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Die Blüthen des Apfelbaums ſtehen auf kurzen Stielen in arm-
blüthigen Sträußen oder ſelbſt einzeln, ſind größer, die Blumenblätter
faſt kreisrund, mehr hohl muſchelförmig und äußerlich meiſt roſenroth
überlaufen, während die des Birnbaumes auf langen Stielen in mehr-
blüthigen Sträußen zuſammenſtehen und ſchneeweiße, flachere, mehr läng-
liche Blumenblätter haben. Das Blatt iſt bei dem Apfelbaum
eiförmig, am Rande ziemlich grobſägezähnig, unten eben ſo wie die jungen
Triebe und die abgeſtumpften rundlichen Knospen graufilzig; Blattſtiele
halb ſo lang als das Blatt. Bei der Birne iſt es mehr gerundet,
beiderſeits eben ſo wie die jungen Triebe und die ſpitz kegelförmigen
dunkelbraunen Knospen kahl, am Rande ſehr fein ſägezähnig; Blattſtiel
von Länge des Blattes.
Der Unterſchied in der Fruchtform iſt allgemein bekannt, namentlich
halten die beiden wilden Arten die Birn- und Apfelgeſtalt ſtreng feſt, nur
daß bei ihnen der Unterſchied in der Länge des Frucht- (und Blüthen-)
Stiels weniger groß iſt, als bei den meiſten Kulturvarietäten, unter denen
es jedoch bekanntlich auch ganz kurzſtielige Birnenſorten giebt.
Wie die veredelten Birnbäume höher und ſtärker werden als die
Apfelbäume, ſo iſt es auch mit den wilden Stammformen des Waldes
und es iſt ein alter hundertjähriger wilder Birnbaum faſt ein Baum
erſter Größe mit hochgewölbter Krone, während ein wilder Apfelbaum
niedriger bleibt und eine mehr ſchirmförmige breite Krone zeigt. Beide
haben an den Trieben neben den Blättern ſteife abſtehende Dornen, die
ſich an alten Bäumen eben ſo wie an ſämmtlichen veredelten Spielarten
verlieren. Die Aſtführung iſt bei dem wilden Afpelbaum knickiger und
ſperriger als bei dem Birnbaum, deſſen Aeſte etwas mehr aufwärts ſtreben.
Die Stämme beider ſind mit einer rauhen in Borkentafeln auf-
ſpringenden Rinde bekleidet, meiſt nicht hochſchaftig, und oft ſehr ſpann-
rückig. Auch in der Wurzelbildung ſind ſie einander ſehr ähnlich, ſie
iſt reichverzweigt und zeigt eine tiefgehende Pfahlwurzel. Das Holz beider
iſt im Kern düſter roth- oder leberbraun mit braungelblichem Splint. Es
iſt ſehr fein und dicht mit zahlreichen aber feinen Poren und dichtſtehenden
ſehr feinen Markſtrahlen; jedoch ſind im Birnenholz die Poren etwas
feiner und weniger zahlreich, daher es dem Apfelholz vorgezogen wird,
welches meiſt auch etwas dunkler und viel weniger dauerhaft iſt. Jahres-
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/561>, abgerufen am 23.12.2024.
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