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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Baum mit sehr regelmäßig kreuzweise gegenständigen Knospen und echten
Endknospen zeigt der Ahorn in seiner Jugend einen regelmäßigen pyrami-
dalen Wuchs, den er aber allmälig verläßt. In fruchtbaren Jahren macht
er in der Jugend sehr lange Triebe, was namentlich am Stockausschlage,
den er in reicher Fülle treibt, geschieht. Da bei ihm wie bei allen Ahorn-
arten die Blüthen stets nur aus der Endknospe hervorkommen, so schließt die
Blüthentraube stets den Trieb und es kommen an ihrer Basis 2 gabel-
artig weit auseinander tretende Triebe hervor, was der Hauptgrund des
Buschigwerdens der Krone ist. Aus Samen erwachsene Bäume blühen
meist erst bei ungefähr 40jährigem Alter, Stocklohden oft schon nach
10 Jahren. Im Gebirge tritt reichliches Blühen alle 2--3 Jahre ein,
mehr in der Ebene fast alljährlich. Die Blüthe erscheint im Mai nach
vollendeter Ausbildung der Blätter; der Same reift im September. Der
Bergahorn kann ein hohes Alter und eine bedeutende Stärke und Höhe
erreichen.

Im Melchthale am Juchlipaß steht ein Baum von 281/2 Fuß
Umfang und bei Truns steht nach Tschudi noch der alte Ahorn, unter
welchem 1424 der graue Bund beschworen wurde, was ein Alter von
etwa 500 Jahren vermuthen läßt. Sein Höhenwachsthum vollendet er aber
schon in 80--100 Jahren. Gegen die Unbilden unseres Klimas voll-
kommen abgehärtet -- nur in zugigen feuchten Lagen kann ihm, namentlich
den jungen Pflanzen, der Frost schaden -- leidet er auch wenig von
Krankheiten. Wipfeldürre, Kern- und Stockfäule oder Sonnenbrand
können ihn nur auf sehr ungünstigem Standorte befallen. Vom Spät-
sommer an findet man namentlich an unterdrückten Exemplaren die Blätter
auf der Oberseite von der Mitte aus mit weißen Flecken bedeckt. Auch
von Feinden hat er wenig zu leiden, etwa nur von denjenigen Insekten,
welche fast keine Laubhölzer verschonen, und von den Rehen, welche die
saftigen Triebe und Knospen gern verbeißen.

Die forstliche Bedeutung des Bergahorns sollte seines vortreff-
lichen Holzes und kräftigen Wuchses wegen höher gehalten werden, als es
gewöhnlich der Fall ist. Am meisten noch wird er als Oberbaum im
Mittelwalde geschätzt. Da aber der Mittelwald in Staatsforsten mehr
und mehr dem Hochwaldbetrieb Platz macht, so verdient der Bergahorn
bei Erziehung gemischter Laubholzbestände die höchste Beachtung. Die

Baum mit ſehr regelmäßig kreuzweiſe gegenſtändigen Knospen und echten
Endknospen zeigt der Ahorn in ſeiner Jugend einen regelmäßigen pyrami-
dalen Wuchs, den er aber allmälig verläßt. In fruchtbaren Jahren macht
er in der Jugend ſehr lange Triebe, was namentlich am Stockausſchlage,
den er in reicher Fülle treibt, geſchieht. Da bei ihm wie bei allen Ahorn-
arten die Blüthen ſtets nur aus der Endknospe hervorkommen, ſo ſchließt die
Blüthentraube ſtets den Trieb und es kommen an ihrer Baſis 2 gabel-
artig weit auseinander tretende Triebe hervor, was der Hauptgrund des
Buſchigwerdens der Krone iſt. Aus Samen erwachſene Bäume blühen
meiſt erſt bei ungefähr 40jährigem Alter, Stocklohden oft ſchon nach
10 Jahren. Im Gebirge tritt reichliches Blühen alle 2—3 Jahre ein,
mehr in der Ebene faſt alljährlich. Die Blüthe erſcheint im Mai nach
vollendeter Ausbildung der Blätter; der Same reift im September. Der
Bergahorn kann ein hohes Alter und eine bedeutende Stärke und Höhe
erreichen.

Im Melchthale am Juchlipaß ſteht ein Baum von 28½ Fuß
Umfang und bei Truns ſteht nach Tſchudi noch der alte Ahorn, unter
welchem 1424 der graue Bund beſchworen wurde, was ein Alter von
etwa 500 Jahren vermuthen läßt. Sein Höhenwachsthum vollendet er aber
ſchon in 80—100 Jahren. Gegen die Unbilden unſeres Klimas voll-
kommen abgehärtet — nur in zugigen feuchten Lagen kann ihm, namentlich
den jungen Pflanzen, der Froſt ſchaden — leidet er auch wenig von
Krankheiten. Wipfeldürre, Kern- und Stockfäule oder Sonnenbrand
können ihn nur auf ſehr ungünſtigem Standorte befallen. Vom Spät-
ſommer an findet man namentlich an unterdrückten Exemplaren die Blätter
auf der Oberſeite von der Mitte aus mit weißen Flecken bedeckt. Auch
von Feinden hat er wenig zu leiden, etwa nur von denjenigen Inſekten,
welche faſt keine Laubhölzer verſchonen, und von den Rehen, welche die
ſaftigen Triebe und Knospen gern verbeißen.

Die forſtliche Bedeutung des Bergahorns ſollte ſeines vortreff-
lichen Holzes und kräftigen Wuchſes wegen höher gehalten werden, als es
gewöhnlich der Fall iſt. Am meiſten noch wird er als Oberbaum im
Mittelwalde geſchätzt. Da aber der Mittelwald in Staatsforſten mehr
und mehr dem Hochwaldbetrieb Platz macht, ſo verdient der Bergahorn
bei Erziehung gemiſchter Laubholzbeſtände die höchſte Beachtung. Die

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[525/0579] Baum mit ſehr regelmäßig kreuzweiſe gegenſtändigen Knospen und echten Endknospen zeigt der Ahorn in ſeiner Jugend einen regelmäßigen pyrami- dalen Wuchs, den er aber allmälig verläßt. In fruchtbaren Jahren macht er in der Jugend ſehr lange Triebe, was namentlich am Stockausſchlage, den er in reicher Fülle treibt, geſchieht. Da bei ihm wie bei allen Ahorn- arten die Blüthen ſtets nur aus der Endknospe hervorkommen, ſo ſchließt die Blüthentraube ſtets den Trieb und es kommen an ihrer Baſis 2 gabel- artig weit auseinander tretende Triebe hervor, was der Hauptgrund des Buſchigwerdens der Krone iſt. Aus Samen erwachſene Bäume blühen meiſt erſt bei ungefähr 40jährigem Alter, Stocklohden oft ſchon nach 10 Jahren. Im Gebirge tritt reichliches Blühen alle 2—3 Jahre ein, mehr in der Ebene faſt alljährlich. Die Blüthe erſcheint im Mai nach vollendeter Ausbildung der Blätter; der Same reift im September. Der Bergahorn kann ein hohes Alter und eine bedeutende Stärke und Höhe erreichen. Im Melchthale am Juchlipaß ſteht ein Baum von 28½ Fuß Umfang und bei Truns ſteht nach Tſchudi noch der alte Ahorn, unter welchem 1424 der graue Bund beſchworen wurde, was ein Alter von etwa 500 Jahren vermuthen läßt. Sein Höhenwachsthum vollendet er aber ſchon in 80—100 Jahren. Gegen die Unbilden unſeres Klimas voll- kommen abgehärtet — nur in zugigen feuchten Lagen kann ihm, namentlich den jungen Pflanzen, der Froſt ſchaden — leidet er auch wenig von Krankheiten. Wipfeldürre, Kern- und Stockfäule oder Sonnenbrand können ihn nur auf ſehr ungünſtigem Standorte befallen. Vom Spät- ſommer an findet man namentlich an unterdrückten Exemplaren die Blätter auf der Oberſeite von der Mitte aus mit weißen Flecken bedeckt. Auch von Feinden hat er wenig zu leiden, etwa nur von denjenigen Inſekten, welche faſt keine Laubhölzer verſchonen, und von den Rehen, welche die ſaftigen Triebe und Knospen gern verbeißen. Die forſtliche Bedeutung des Bergahorns ſollte ſeines vortreff- lichen Holzes und kräftigen Wuchſes wegen höher gehalten werden, als es gewöhnlich der Fall iſt. Am meiſten noch wird er als Oberbaum im Mittelwalde geſchätzt. Da aber der Mittelwald in Staatsforſten mehr und mehr dem Hochwaldbetrieb Platz macht, ſo verdient der Bergahorn bei Erziehung gemiſchter Laubholzbeſtände die höchſte Beachtung. Die

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/579>, abgerufen am 23.12.2024.