Die Auenwälder bergen in ihrem Schooße gewöhnlich alle landschaft- lichen Reize, die man nur wünschen mag: Abwechselung zwischen Laub- massen und saftigen Wiesengründen, schilfumfangene Weiher und Bäche und in Mitten dieser sonnigen Umrahmung freundliche Dörfer, in denen ein Haus mit dem Geweih am Giebel sich als die Wohnung des Försters auszeichnet, dessen reicher Rehstand mit den rothen Rindern seines Nachbars an demselben Waldrande, wenn auch zu anderer Tageszeit, weidet. Wo an den grünen Rand des ausgedehnten Auenwaldes eine fruchtbare Feld- fläche sich anschmiegt und dicht auf der Grenze sich eine ländliche An- siedelung gebettet hat, da ist für den jungen Städter recht eigentlich der Platz, eine Dorf-Idylle zu leben, da ist ein reizendes Ineinanderfließen der Wald- und Feldwirthschaft, der Freude am Landleben und des Träumens im schattigen Waldesdunkel. Die Nähe eines gepflegten Auen- waldes schützt die große Stadt der Tiefebene vor dem Hereinbrechen der Langweiligkeit, welche dem vordringenden Feldbau auf dem Fuße folgt. Und in solche glücklicher Lage befindet sich Leipzig, welches aus seinem westlichen Thore unmittelbar in einen der schönsten Auenwälder Deutsch- lands tritt.
Das Unterholz der Auenwälder besteht meist aus den verschiedensten Strauch-Arten, zum Theil auch aus Wurzelbrut der Oberbäume, namentlich der Rüstern und der Espe, welche zu starken Büschen, ja selbst zu ansehn- lichen Stämmen erwachsen kann. Daher sind fruchtbare Auenwälder besonders in den ersten drei bis vier Jahren nach dem Abhiebe des Unterholzes, die dichtesten und undurchsichtigsten, was durch den üppigen Kräuterwuchs, der sich gewöhnlich einfindet, noch vermehrt wird. In den tiefften Stellen überlassen die übrigen Bäume meist der Schwarzerle allein das Terrain; nur die Esche liebt es noch, ihre Wurzeln in dauernd nassen Boden zu treiben, während die übrigen Holzarten des Auenwaldes wohl oft wiederkehrende und selbst länger anhaltende Ueberfluthungen, aber nicht eigentlich wasserhaltigen Standort vertragen. Gerade diese große Ver- schiedenheit des Feuchtigkeitsgehaltes der Auenwälder, bedingt durch die Niveauverhältnisse des Bodens, verleiht ihnen die große Abwechselung, welche selbst Kiefernhorste nicht ausschließt, die sich auf den höchsten und demnach trockensten Punkten der Aue nicht selten finden.
Die Auenwälder bergen in ihrem Schooße gewöhnlich alle landſchaft- lichen Reize, die man nur wünſchen mag: Abwechſelung zwiſchen Laub- maſſen und ſaftigen Wieſengründen, ſchilfumfangene Weiher und Bäche und in Mitten dieſer ſonnigen Umrahmung freundliche Dörfer, in denen ein Haus mit dem Geweih am Giebel ſich als die Wohnung des Förſters auszeichnet, deſſen reicher Rehſtand mit den rothen Rindern ſeines Nachbars an demſelben Waldrande, wenn auch zu anderer Tageszeit, weidet. Wo an den grünen Rand des ausgedehnten Auenwaldes eine fruchtbare Feld- fläche ſich anſchmiegt und dicht auf der Grenze ſich eine ländliche An- ſiedelung gebettet hat, da iſt für den jungen Städter recht eigentlich der Platz, eine Dorf-Idylle zu leben, da iſt ein reizendes Ineinanderfließen der Wald- und Feldwirthſchaft, der Freude am Landleben und des Träumens im ſchattigen Waldesdunkel. Die Nähe eines gepflegten Auen- waldes ſchützt die große Stadt der Tiefebene vor dem Hereinbrechen der Langweiligkeit, welche dem vordringenden Feldbau auf dem Fuße folgt. Und in ſolche glücklicher Lage befindet ſich Leipzig, welches aus ſeinem weſtlichen Thore unmittelbar in einen der ſchönſten Auenwälder Deutſch- lands tritt.
Das Unterholz der Auenwälder beſteht meiſt aus den verſchiedenſten Strauch-Arten, zum Theil auch aus Wurzelbrut der Oberbäume, namentlich der Rüſtern und der Espe, welche zu ſtarken Büſchen, ja ſelbſt zu anſehn- lichen Stämmen erwachſen kann. Daher ſind fruchtbare Auenwälder beſonders in den erſten drei bis vier Jahren nach dem Abhiebe des Unterholzes, die dichteſten und undurchſichtigſten, was durch den üppigen Kräuterwuchs, der ſich gewöhnlich einfindet, noch vermehrt wird. In den tiefften Stellen überlaſſen die übrigen Bäume meiſt der Schwarzerle allein das Terrain; nur die Eſche liebt es noch, ihre Wurzeln in dauernd naſſen Boden zu treiben, während die übrigen Holzarten des Auenwaldes wohl oft wiederkehrende und ſelbſt länger anhaltende Ueberfluthungen, aber nicht eigentlich waſſerhaltigen Standort vertragen. Gerade dieſe große Ver- ſchiedenheit des Feuchtigkeitsgehaltes der Auenwälder, bedingt durch die Niveauverhältniſſe des Bodens, verleiht ihnen die große Abwechſelung, welche ſelbſt Kiefernhorſte nicht ausſchließt, die ſich auf den höchſten und demnach trockenſten Punkten der Aue nicht ſelten finden.
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Die Auenwälder bergen in ihrem Schooße gewöhnlich alle landſchaft-
lichen Reize, die man nur wünſchen mag: Abwechſelung zwiſchen Laub-
maſſen und ſaftigen Wieſengründen, ſchilfumfangene Weiher und Bäche
und in Mitten dieſer ſonnigen Umrahmung freundliche Dörfer, in denen
ein Haus mit dem Geweih am Giebel ſich als die Wohnung des Förſters
auszeichnet, deſſen reicher Rehſtand mit den rothen Rindern ſeines Nachbars
an demſelben Waldrande, wenn auch zu anderer Tageszeit, weidet. Wo
an den grünen Rand des ausgedehnten Auenwaldes eine fruchtbare Feld-
fläche ſich anſchmiegt und dicht auf der Grenze ſich eine ländliche An-
ſiedelung gebettet hat, da iſt für den jungen Städter recht eigentlich der
Platz, eine Dorf-Idylle zu leben, da iſt ein reizendes Ineinanderfließen
der Wald- und Feldwirthſchaft, der Freude am Landleben und des
Träumens im ſchattigen Waldesdunkel. Die Nähe eines gepflegten Auen-
waldes ſchützt die große Stadt der Tiefebene vor dem Hereinbrechen der
Langweiligkeit, welche dem vordringenden Feldbau auf dem Fuße folgt.
Und in ſolche glücklicher Lage befindet ſich Leipzig, welches aus ſeinem
weſtlichen Thore unmittelbar in einen der ſchönſten Auenwälder Deutſch-
lands tritt.
Das Unterholz der Auenwälder beſteht meiſt aus den verſchiedenſten
Strauch-Arten, zum Theil auch aus Wurzelbrut der Oberbäume, namentlich
der Rüſtern und der Espe, welche zu ſtarken Büſchen, ja ſelbſt zu anſehn-
lichen Stämmen erwachſen kann. Daher ſind fruchtbare Auenwälder
beſonders in den erſten drei bis vier Jahren nach dem Abhiebe des
Unterholzes, die dichteſten und undurchſichtigſten, was durch den üppigen
Kräuterwuchs, der ſich gewöhnlich einfindet, noch vermehrt wird. In den
tiefften Stellen überlaſſen die übrigen Bäume meiſt der Schwarzerle allein
das Terrain; nur die Eſche liebt es noch, ihre Wurzeln in dauernd naſſen
Boden zu treiben, während die übrigen Holzarten des Auenwaldes wohl
oft wiederkehrende und ſelbſt länger anhaltende Ueberfluthungen, aber nicht
eigentlich waſſerhaltigen Standort vertragen. Gerade dieſe große Ver-
ſchiedenheit des Feuchtigkeitsgehaltes der Auenwälder, bedingt durch die
Niveauverhältniſſe des Bodens, verleiht ihnen die große Abwechſelung,
welche ſelbſt Kiefernhorſte nicht ausſchließt, die ſich auf den höchſten und
demnach trockenſten Punkten der Aue nicht ſelten finden.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/612>, abgerufen am 23.12.2024.
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