Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

theilt: Alles was dieses Gedeihen unmittelbar unterstützt dem Waldbau,
das aber dem Forstschutz anheimfällt, was in der Beseitigung und Abwehr
des diesem Gedeihen Hinderlichen beruht.

Beides zusammen giebt dem aufmerksamen Revierverwalter sattsam
zu denken und zu schaffen.

Der Forstschutz gegen Naturereignisse, die sich nur zum
Theil voraussehen lassen ist theils eben deshalb, theils weil sie sich wenn
vorausgesehen fast nie abwenden lassen auf ein kleines Thätigkeitsbereich ein-
geschränkt; ja fast das meiste, was streng genommen Schutzmaßregeln sind
und der Lehre von dem Forstschutz zugesellt werden sollte, wird zu anderen
Theilen der Forstwissenschaft und zwar ebenfalls zumeist zum Waldbau
gezogen. Die zweckmäßige Schlagführung um dem Windbruche und dem
Sonnenbrande vorzubeugen haben wir als zu dem Bereich des Wald-
baues gehörend kennen gelernt und ist doch recht eigentlich eine Schutz-
maßregel. Es ist eben die Forstwissenschaft ein organisch zusammen-
hängendes Ganzes, was sich nicht haarscharf zertheilen läßt. Von Natur-
ereignissen und klimatischen Einflüssen sind es namentlich die Nachtheile
der Hitze und des Frostes, Beschädigungen durch den Wind, Duft, Rohr-
reif oder Glatteis, durch Ueberfluthungen, wovor die Waldbestände zu
beschützen sind, wozu man auch noch ungünstige Standortsbeschaffenheiten,
z. B. Versumpfung, denen abgeholfen werden muß, und Waldbrände zu
rechnen hat.

Forsteinrichtung.

Hierüber sagt H. Cotta in seinem oben erwähnten "Grundriß der
Forstwissenschaft": "Unter Forsteinrichtung werden die Maßregeln ver-
standen, welche man anwendet, um die Behandlung und den Ertrag
eines Waldes zu regeln, das Ertragsvermögen desselben zu ermitteln und
sich dessen, sowie überhaupt des Zustandes eines Forstes bewußt zu werden
und zu bleiben. Forsteinrichtung, Forsttaxation, Forstbetriebsregulirung,
Forstschätzung, Forstertragsermittelung werden gewöhnlich als gleichbe-
deutend betrachtet."

Jeder Gang durch ein großes Waldrevier zeigt, daß die Lösung dieser
Aufgabe in der Art, daß Einheit der Bewirthschaftung und Sicherstellung
des Ertrags darin erreicht werde, als eine selbst dem urtheilsfähigsten und

theilt: Alles was dieſes Gedeihen unmittelbar unterſtützt dem Waldbau,
das aber dem Forſtſchutz anheimfällt, was in der Beſeitigung und Abwehr
des dieſem Gedeihen Hinderlichen beruht.

Beides zuſammen giebt dem aufmerkſamen Revierverwalter ſattſam
zu denken und zu ſchaffen.

Der Forſtſchutz gegen Naturereigniſſe, die ſich nur zum
Theil vorausſehen laſſen iſt theils eben deshalb, theils weil ſie ſich wenn
vorausgeſehen faſt nie abwenden laſſen auf ein kleines Thätigkeitsbereich ein-
geſchränkt; ja faſt das meiſte, was ſtreng genommen Schutzmaßregeln ſind
und der Lehre von dem Forſtſchutz zugeſellt werden ſollte, wird zu anderen
Theilen der Forſtwiſſenſchaft und zwar ebenfalls zumeiſt zum Waldbau
gezogen. Die zweckmäßige Schlagführung um dem Windbruche und dem
Sonnenbrande vorzubeugen haben wir als zu dem Bereich des Wald-
baues gehörend kennen gelernt und iſt doch recht eigentlich eine Schutz-
maßregel. Es iſt eben die Forſtwiſſenſchaft ein organiſch zuſammen-
hängendes Ganzes, was ſich nicht haarſcharf zertheilen läßt. Von Natur-
ereigniſſen und klimatiſchen Einflüſſen ſind es namentlich die Nachtheile
der Hitze und des Froſtes, Beſchädigungen durch den Wind, Duft, Rohr-
reif oder Glatteis, durch Ueberfluthungen, wovor die Waldbeſtände zu
beſchützen ſind, wozu man auch noch ungünſtige Standortsbeſchaffenheiten,
z. B. Verſumpfung, denen abgeholfen werden muß, und Waldbrände zu
rechnen hat.

Forſteinrichtung.

Hierüber ſagt H. Cotta in ſeinem oben erwähnten „Grundriß der
Forſtwiſſenſchaft“: „Unter Forſteinrichtung werden die Maßregeln ver-
ſtanden, welche man anwendet, um die Behandlung und den Ertrag
eines Waldes zu regeln, das Ertragsvermögen deſſelben zu ermitteln und
ſich deſſen, ſowie überhaupt des Zuſtandes eines Forſtes bewußt zu werden
und zu bleiben. Forſteinrichtung, Forſttaxation, Forſtbetriebsregulirung,
Forſtſchätzung, Forſtertragsermittelung werden gewöhnlich als gleichbe-
deutend betrachtet.“

Jeder Gang durch ein großes Waldrevier zeigt, daß die Löſung dieſer
Aufgabe in der Art, daß Einheit der Bewirthſchaftung und Sicherſtellung
des Ertrags darin erreicht werde, als eine ſelbſt dem urtheilsfähigſten und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0661" n="605"/>
theilt: Alles was die&#x017F;es Gedeihen unmittelbar unter&#x017F;tützt dem Waldbau,<lb/>
das aber dem For&#x017F;t&#x017F;chutz anheimfällt, was in der Be&#x017F;eitigung und Abwehr<lb/>
des die&#x017F;em Gedeihen Hinderlichen beruht.</p><lb/>
            <p>Beides zu&#x017F;ammen giebt dem aufmerk&#x017F;amen Revierverwalter &#x017F;att&#x017F;am<lb/>
zu denken und zu &#x017F;chaffen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Der For&#x017F;t&#x017F;chutz gegen Naturereigni&#x017F;&#x017F;e</hi>, die &#x017F;ich nur zum<lb/>
Theil voraus&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t theils eben deshalb, theils weil &#x017F;ie &#x017F;ich wenn<lb/>
vorausge&#x017F;ehen fa&#x017F;t nie abwenden la&#x017F;&#x017F;en auf ein kleines Thätigkeitsbereich ein-<lb/>
ge&#x017F;chränkt; ja fa&#x017F;t das mei&#x017F;te, was &#x017F;treng genommen Schutzmaßregeln &#x017F;ind<lb/>
und der Lehre von dem For&#x017F;t&#x017F;chutz zuge&#x017F;ellt werden &#x017F;ollte, wird zu anderen<lb/>
Theilen der For&#x017F;twi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft und zwar ebenfalls zumei&#x017F;t zum Waldbau<lb/>
gezogen. Die zweckmäßige Schlagführung um dem Windbruche und dem<lb/>
Sonnenbrande vorzubeugen haben wir als zu dem Bereich des Wald-<lb/>
baues gehörend kennen gelernt und i&#x017F;t doch recht eigentlich eine Schutz-<lb/>
maßregel. Es i&#x017F;t eben die For&#x017F;twi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft ein organi&#x017F;ch zu&#x017F;ammen-<lb/>
hängendes Ganzes, was &#x017F;ich nicht haar&#x017F;charf zertheilen läßt. Von Natur-<lb/>
ereigni&#x017F;&#x017F;en und klimati&#x017F;chen Einflü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind es namentlich die Nachtheile<lb/>
der Hitze und des Fro&#x017F;tes, Be&#x017F;chädigungen durch den Wind, Duft, Rohr-<lb/>
reif oder Glatteis, durch Ueberfluthungen, wovor die Waldbe&#x017F;tände zu<lb/>
be&#x017F;chützen &#x017F;ind, wozu man auch noch ungün&#x017F;tige Standortsbe&#x017F;chaffenheiten,<lb/>
z. B. Ver&#x017F;umpfung, denen abgeholfen werden muß, und Waldbrände zu<lb/>
rechnen hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">For&#x017F;teinrichtung.</hi> </head><lb/>
            <p>Hierüber &#x017F;agt H. Cotta in &#x017F;einem oben erwähnten &#x201E;Grundriß der<lb/>
For&#x017F;twi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft&#x201C;: &#x201E;Unter For&#x017F;teinrichtung werden die Maßregeln ver-<lb/>
&#x017F;tanden, welche man anwendet, um die Behandlung und den Ertrag<lb/>
eines Waldes zu regeln, das Ertragsvermögen de&#x017F;&#x017F;elben zu ermitteln und<lb/>
&#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;owie überhaupt des Zu&#x017F;tandes eines For&#x017F;tes bewußt zu werden<lb/>
und zu bleiben. For&#x017F;teinrichtung, For&#x017F;ttaxation, For&#x017F;tbetriebsregulirung,<lb/>
For&#x017F;t&#x017F;chätzung, For&#x017F;tertragsermittelung werden gewöhnlich als gleichbe-<lb/>
deutend betrachtet.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Jeder Gang durch ein großes Waldrevier zeigt, daß die Lö&#x017F;ung die&#x017F;er<lb/>
Aufgabe in der Art, daß Einheit der Bewirth&#x017F;chaftung und Sicher&#x017F;tellung<lb/>
des Ertrags darin erreicht werde, als eine &#x017F;elb&#x017F;t dem urtheilsfähig&#x017F;ten und<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[605/0661] theilt: Alles was dieſes Gedeihen unmittelbar unterſtützt dem Waldbau, das aber dem Forſtſchutz anheimfällt, was in der Beſeitigung und Abwehr des dieſem Gedeihen Hinderlichen beruht. Beides zuſammen giebt dem aufmerkſamen Revierverwalter ſattſam zu denken und zu ſchaffen. Der Forſtſchutz gegen Naturereigniſſe, die ſich nur zum Theil vorausſehen laſſen iſt theils eben deshalb, theils weil ſie ſich wenn vorausgeſehen faſt nie abwenden laſſen auf ein kleines Thätigkeitsbereich ein- geſchränkt; ja faſt das meiſte, was ſtreng genommen Schutzmaßregeln ſind und der Lehre von dem Forſtſchutz zugeſellt werden ſollte, wird zu anderen Theilen der Forſtwiſſenſchaft und zwar ebenfalls zumeiſt zum Waldbau gezogen. Die zweckmäßige Schlagführung um dem Windbruche und dem Sonnenbrande vorzubeugen haben wir als zu dem Bereich des Wald- baues gehörend kennen gelernt und iſt doch recht eigentlich eine Schutz- maßregel. Es iſt eben die Forſtwiſſenſchaft ein organiſch zuſammen- hängendes Ganzes, was ſich nicht haarſcharf zertheilen läßt. Von Natur- ereigniſſen und klimatiſchen Einflüſſen ſind es namentlich die Nachtheile der Hitze und des Froſtes, Beſchädigungen durch den Wind, Duft, Rohr- reif oder Glatteis, durch Ueberfluthungen, wovor die Waldbeſtände zu beſchützen ſind, wozu man auch noch ungünſtige Standortsbeſchaffenheiten, z. B. Verſumpfung, denen abgeholfen werden muß, und Waldbrände zu rechnen hat. Forſteinrichtung. Hierüber ſagt H. Cotta in ſeinem oben erwähnten „Grundriß der Forſtwiſſenſchaft“: „Unter Forſteinrichtung werden die Maßregeln ver- ſtanden, welche man anwendet, um die Behandlung und den Ertrag eines Waldes zu regeln, das Ertragsvermögen deſſelben zu ermitteln und ſich deſſen, ſowie überhaupt des Zuſtandes eines Forſtes bewußt zu werden und zu bleiben. Forſteinrichtung, Forſttaxation, Forſtbetriebsregulirung, Forſtſchätzung, Forſtertragsermittelung werden gewöhnlich als gleichbe- deutend betrachtet.“ Jeder Gang durch ein großes Waldrevier zeigt, daß die Löſung dieſer Aufgabe in der Art, daß Einheit der Bewirthſchaftung und Sicherſtellung des Ertrags darin erreicht werde, als eine ſelbſt dem urtheilsfähigſten und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/661
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/661>, abgerufen am 22.12.2024.