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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Wir stehen am Ende unseres langen Waldganges. Ich darf es
sagen -- denn es ist ja nicht mein Verdienst, der Wald selbst sprach zu
uns -- daß es ein genußreicher, daß es ein lehrreicher war.

Indem wir uns zur Heimkehr anschicken werfen wir noch einen recht
eindringenden, einen recht festhaftenden Abschiedsblick auf den schönen
deutschen Wald. Noch umfaßt er uns mit seinen starken Armen, noch
schirmt er sein Laubdach über unsere Häupter und es wird uns schwer,
aus seinem kühlen Schatten hinaus auf die sonndurchglühte Ebene der
Felder und Wiesen treten zu sollen.

Wir sind ganz Dank und Freude und wie es beim Scheiden immer
ist: von Dem wir scheiden, er macht mehr als sonst, zusammengedrängt
in den weihevollen Augenblick des Abschieds alle seine Vorzüge geltend,
und unser Inneres ist jetzt für nichts Anderes empfänglich. Die Stellung,
das Kleid, das letzte Wort des Freundes von dem wir scheiden bleiben
uns in unverlöschlichem Gedächtniß. Sollte es bei meinen Lesern und
Leserinnen mit dem Walde, von dem wir jetzt scheiden, nicht vielleicht
ähnlich sein? O daß es wäre! Möchte ihnen allen das Bild, in dem
uns der Wald zuletzt erschien, unverlöschlich sein! Das Bild, welches
uns den Wald als den Schauplatz rastloser Thätigkeit, arbeitend für das
Wohl lebender und kommender Geschlechter, gezeigt hat. Dann darf ich
Euch auch -- und ich thue es -- Euren alten Freund von früher, den
liederreichen Wald, das Revier des stolzen Hirsches zurückgeben. Be-
völkert ihn mit Euren Lieblingen, rufet Eure Dichter und kehret dann so
oft Ihr wollt mit ihnen zu heiterem Spiel wieder in den von der Wissen-
schaft geweiheten Wald zurück.



Wir ſtehen am Ende unſeres langen Waldganges. Ich darf es
ſagen — denn es iſt ja nicht mein Verdienſt, der Wald ſelbſt ſprach zu
uns — daß es ein genußreicher, daß es ein lehrreicher war.

Indem wir uns zur Heimkehr anſchicken werfen wir noch einen recht
eindringenden, einen recht feſthaftenden Abſchiedsblick auf den ſchönen
deutſchen Wald. Noch umfaßt er uns mit ſeinen ſtarken Armen, noch
ſchirmt er ſein Laubdach über unſere Häupter und es wird uns ſchwer,
aus ſeinem kühlen Schatten hinaus auf die ſonndurchglühte Ebene der
Felder und Wieſen treten zu ſollen.

Wir ſind ganz Dank und Freude und wie es beim Scheiden immer
iſt: von Dem wir ſcheiden, er macht mehr als ſonſt, zuſammengedrängt
in den weihevollen Augenblick des Abſchieds alle ſeine Vorzüge geltend,
und unſer Inneres iſt jetzt für nichts Anderes empfänglich. Die Stellung,
das Kleid, das letzte Wort des Freundes von dem wir ſcheiden bleiben
uns in unverlöſchlichem Gedächtniß. Sollte es bei meinen Leſern und
Leſerinnen mit dem Walde, von dem wir jetzt ſcheiden, nicht vielleicht
ähnlich ſein? O daß es wäre! Möchte ihnen allen das Bild, in dem
uns der Wald zuletzt erſchien, unverlöſchlich ſein! Das Bild, welches
uns den Wald als den Schauplatz raſtloſer Thätigkeit, arbeitend für das
Wohl lebender und kommender Geſchlechter, gezeigt hat. Dann darf ich
Euch auch — und ich thue es — Euren alten Freund von früher, den
liederreichen Wald, das Revier des ſtolzen Hirſches zurückgeben. Be-
völkert ihn mit Euren Lieblingen, rufet Eure Dichter und kehret dann ſo
oft Ihr wollt mit ihnen zu heiterem Spiel wieder in den von der Wiſſen-
ſchaft geweiheten Wald zurück.



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[615/0671] Wir ſtehen am Ende unſeres langen Waldganges. Ich darf es ſagen — denn es iſt ja nicht mein Verdienſt, der Wald ſelbſt ſprach zu uns — daß es ein genußreicher, daß es ein lehrreicher war. Indem wir uns zur Heimkehr anſchicken werfen wir noch einen recht eindringenden, einen recht feſthaftenden Abſchiedsblick auf den ſchönen deutſchen Wald. Noch umfaßt er uns mit ſeinen ſtarken Armen, noch ſchirmt er ſein Laubdach über unſere Häupter und es wird uns ſchwer, aus ſeinem kühlen Schatten hinaus auf die ſonndurchglühte Ebene der Felder und Wieſen treten zu ſollen. Wir ſind ganz Dank und Freude und wie es beim Scheiden immer iſt: von Dem wir ſcheiden, er macht mehr als ſonſt, zuſammengedrängt in den weihevollen Augenblick des Abſchieds alle ſeine Vorzüge geltend, und unſer Inneres iſt jetzt für nichts Anderes empfänglich. Die Stellung, das Kleid, das letzte Wort des Freundes von dem wir ſcheiden bleiben uns in unverlöſchlichem Gedächtniß. Sollte es bei meinen Leſern und Leſerinnen mit dem Walde, von dem wir jetzt ſcheiden, nicht vielleicht ähnlich ſein? O daß es wäre! Möchte ihnen allen das Bild, in dem uns der Wald zuletzt erſchien, unverlöſchlich ſein! Das Bild, welches uns den Wald als den Schauplatz raſtloſer Thätigkeit, arbeitend für das Wohl lebender und kommender Geſchlechter, gezeigt hat. Dann darf ich Euch auch — und ich thue es — Euren alten Freund von früher, den liederreichen Wald, das Revier des ſtolzen Hirſches zurückgeben. Be- völkert ihn mit Euren Lieblingen, rufet Eure Dichter und kehret dann ſo oft Ihr wollt mit ihnen zu heiterem Spiel wieder in den von der Wiſſen- ſchaft geweiheten Wald zurück.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/671>, abgerufen am 23.12.2024.