An der Buche und dem Hornbaume (III. 9. und 10.) verdient die oberste Knospe den auszeichnenden Namen Endknospe nicht, weil sie nicht oben den Trieb quer abschließt, was bei der Esche der Fall ist, sondern recht gut noch eine seitliche Verlängerung des Triebes mit noch einer oder mehreren Knospen gedacht werden kann. Gleichwohl ist diese letzte Knospe, z. B. sehr auffallend bei der Linde, meist doch etwas entwickelter als die unteren, wenn auch nie so auffällig wie die echten Endknospen der kreuzweise gegenständigen Knospenstellung.
Die Eiche und die Pappelarten stehen zwischen den Bäumen mit und denen ohne echte Endknospe in der Mitte, indem bei ersterer an den Triebspitzen die Knospen immer viel gedrängter stehen als tiefer am Triebe und eine davon durch bedeutendere Größe und ihre Stellung auf dem wirklichen Ende des Triebes ausgezeichnet ist (IV. 2.), bei den Pappel- arten aber an der Triebspitze immer die den Trieb fortsetzende Knospe immer größer ist als die tieferen und so ziemlich genau an der wahren Endfläche des Triebes steht (IV. 3. Schwarzpappel, IV. 5. und 7. Zitter- pappel).
Anstatt einer Endknospe enden einige Laubholzarten den Trieb in einen Dorn, was dem Weißdorn, Crataegus oxyacantha, und dem Schwarzdorn, Prunus spinosa, den Namen gegeben hat. Dasselbe ist der Fall bei dem Kreuzdorn, Rhamnus catharticus (IV. 4.).
Endlich haben wir noch zwischen Laub- oder Triebknospen und zwischen Blüthen- oder Tragknospen zu unterscheiden. Oft sind an einem winterlichen Baumzweige die Blüthenknospen sehr deutlich zu erkennen und zwar, wie zu errathen, an ihrem größeren Umfang, wie z. B. bei der Zitterpappel (IV. 5.), dem Hornbaum (III. 10. die unterste Knospe), den Weiden, Rüstern und vielen anderen. An Fig. IV. 5. sehen wir an dem jüngsten Triebe 1 End-, dicht daneben 1 Seiten- und tiefer 2 Blüthenknospen. Zuweilen ist jedoch auch nur ein geringer oder kein Unterschied zwischen beiden.
Weiter in das äußere Ansehen der Knospen unserer Bäume und Sträucher einzugehen, würde uns jetzt zu weit von dem Ziele dieses Ab- schnittes ablenken; wir werden bei Betrachtung der einzelnen Arten immer auch die Knospen besprechen. Nur das sei noch hinzugefügt, daß bei manchen Arten die Knospenschuppen zu noch dichterem Verschluß des
An der Buche und dem Hornbaume (III. 9. und 10.) verdient die oberſte Knospe den auszeichnenden Namen Endknospe nicht, weil ſie nicht oben den Trieb quer abſchließt, was bei der Eſche der Fall iſt, ſondern recht gut noch eine ſeitliche Verlängerung des Triebes mit noch einer oder mehreren Knospen gedacht werden kann. Gleichwohl iſt dieſe letzte Knospe, z. B. ſehr auffallend bei der Linde, meiſt doch etwas entwickelter als die unteren, wenn auch nie ſo auffällig wie die echten Endknospen der kreuzweiſe gegenſtändigen Knospenſtellung.
Die Eiche und die Pappelarten ſtehen zwiſchen den Bäumen mit und denen ohne echte Endknospe in der Mitte, indem bei erſterer an den Triebſpitzen die Knospen immer viel gedrängter ſtehen als tiefer am Triebe und eine davon durch bedeutendere Größe und ihre Stellung auf dem wirklichen Ende des Triebes ausgezeichnet iſt (IV. 2.), bei den Pappel- arten aber an der Triebſpitze immer die den Trieb fortſetzende Knospe immer größer iſt als die tieferen und ſo ziemlich genau an der wahren Endfläche des Triebes ſteht (IV. 3. Schwarzpappel, IV. 5. und 7. Zitter- pappel).
Anſtatt einer Endknospe enden einige Laubholzarten den Trieb in einen Dorn, was dem Weißdorn, Crataegus oxyacantha, und dem Schwarzdorn, Prunus spinosa, den Namen gegeben hat. Daſſelbe iſt der Fall bei dem Kreuzdorn, Rhamnus catharticus (IV. 4.).
Endlich haben wir noch zwiſchen Laub- oder Triebknospen und zwiſchen Blüthen- oder Tragknospen zu unterſcheiden. Oft ſind an einem winterlichen Baumzweige die Blüthenknospen ſehr deutlich zu erkennen und zwar, wie zu errathen, an ihrem größeren Umfang, wie z. B. bei der Zitterpappel (IV. 5.), dem Hornbaum (III. 10. die unterſte Knospe), den Weiden, Rüſtern und vielen anderen. An Fig. IV. 5. ſehen wir an dem jüngſten Triebe 1 End-, dicht daneben 1 Seiten- und tiefer 2 Blüthenknospen. Zuweilen iſt jedoch auch nur ein geringer oder kein Unterſchied zwiſchen beiden.
Weiter in das äußere Anſehen der Knospen unſerer Bäume und Sträucher einzugehen, würde uns jetzt zu weit von dem Ziele dieſes Ab- ſchnittes ablenken; wir werden bei Betrachtung der einzelnen Arten immer auch die Knospen beſprechen. Nur das ſei noch hinzugefügt, daß bei manchen Arten die Knospenſchuppen zu noch dichterem Verſchluß des
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An der Buche und dem Hornbaume (III. 9. und 10.) verdient die
oberſte Knospe den auszeichnenden Namen Endknospe nicht, weil ſie nicht
oben den Trieb quer abſchließt, was bei der Eſche der Fall iſt, ſondern
recht gut noch eine ſeitliche Verlängerung des Triebes mit noch einer
oder mehreren Knospen gedacht werden kann. Gleichwohl iſt dieſe letzte
Knospe, z. B. ſehr auffallend bei der Linde, meiſt doch etwas entwickelter
als die unteren, wenn auch nie ſo auffällig wie die echten Endknospen
der kreuzweiſe gegenſtändigen Knospenſtellung.
Die Eiche und die Pappelarten ſtehen zwiſchen den Bäumen mit und
denen ohne echte Endknospe in der Mitte, indem bei erſterer an den
Triebſpitzen die Knospen immer viel gedrängter ſtehen als tiefer am Triebe
und eine davon durch bedeutendere Größe und ihre Stellung auf dem
wirklichen Ende des Triebes ausgezeichnet iſt (IV. 2.), bei den Pappel-
arten aber an der Triebſpitze immer die den Trieb fortſetzende Knospe
immer größer iſt als die tieferen und ſo ziemlich genau an der wahren
Endfläche des Triebes ſteht (IV. 3. Schwarzpappel, IV. 5. und 7. Zitter-
pappel).
Anſtatt einer Endknospe enden einige Laubholzarten den Trieb in
einen Dorn, was dem Weißdorn, Crataegus oxyacantha, und dem
Schwarzdorn, Prunus spinosa, den Namen gegeben hat. Daſſelbe iſt
der Fall bei dem Kreuzdorn, Rhamnus catharticus (IV. 4.).
Endlich haben wir noch zwiſchen Laub- oder Triebknospen und
zwiſchen Blüthen- oder Tragknospen zu unterſcheiden. Oft ſind
an einem winterlichen Baumzweige die Blüthenknospen ſehr deutlich zu
erkennen und zwar, wie zu errathen, an ihrem größeren Umfang, wie
z. B. bei der Zitterpappel (IV. 5.), dem Hornbaum (III. 10. die unterſte
Knospe), den Weiden, Rüſtern und vielen anderen. An Fig. IV. 5.
ſehen wir an dem jüngſten Triebe 1 End-, dicht daneben 1 Seiten- und
tiefer 2 Blüthenknospen. Zuweilen iſt jedoch auch nur ein geringer oder
kein Unterſchied zwiſchen beiden.
Weiter in das äußere Anſehen der Knospen unſerer Bäume und
Sträucher einzugehen, würde uns jetzt zu weit von dem Ziele dieſes Ab-
ſchnittes ablenken; wir werden bei Betrachtung der einzelnen Arten immer
auch die Knospen beſprechen. Nur das ſei noch hinzugefügt, daß bei
manchen Arten die Knospenſchuppen zu noch dichterem Verſchluß des
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/88>, abgerufen am 22.12.2024.
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