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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Knospeninneren mit einer harz- oder wachsartigen Masse überzogen sind,
z. B. bei der Birke, Erle und Schwarzpappel.

In Vorstehendem ist übrigens lediglich auf die Laubhölzer Rücksicht
genommen. Bei den Nadelhölzern sind diese Verhältnisse ziemlich einfach
und im Ganzen sehr übereinstimmend. Die Triebknospen der Nadelhölzer
sind meist sehr vielschuppig.

Die Baumknospen pflegen ziemlich lange Zeit vor dem Laubfall schon
vollkommen ausgebildet zu sein. Im Oktober ist es bei allen der Fall.
Bei der Linde ist bereits zur Blüthezeit namentlich die Endknospe sehr
entwickelt, während sie an der Buche nur etwa zum fünften Theile fertig
ist, wenn die Saamen bereits ausgewachsen sind.

Wir haben nun das Innere der Knospen zu untersuchen und
werden darin namentlich in der Art, wie die jungen Blättchen unter-
gebracht sind, eine große Manchfaltigkeit kennen lernen.

Bei denjenigen Bäumen, welche wie die Buche und Eiche in auf-
fallend kurzer Zeit, oft in einer Woche, den ganzen Jahrestrieb, wenigstens
seiner Länge nach, ausbilden, ist dazu die ganze Anlage mit allen seinen
Blättern in der kleinen Knospe enthalten, ebenso wie in der Puppe schon
der ganze Schmetterling mit seinen vier großen Flügeln enthalten ist,
jedoch mit dem Unterschiede, daß dem Schmetterlinge nach dem Aus-
schlüpfen keine neue Masse hinzugebildet wird, während dies bei dem
aus der Knospe in gewissem Sinne ebenfalls ausschlüpfenden Triebe der
Fall ist, wenn gleich dessen Vergrößerung zum Theil auch nur auf Zellen-
Ausdehnung beruht.

Unsere deutsche Baumwelt bietet leider keine so großen Knospen dar,
daß eine Zergliederung den Knospenbau so bequem erkennen läßt, als
die Roßkastanie; weshalb ich zu diesem Zwecke sie empfehle. Vorher muß
man mit Weingeist den klebrigen Ueberzug wegwaschen und auch das
Messer in Weingeist eintauchen, weil sonst das auch zwischen den inneren
Schuppen sitzende Harz am Messer klebt und so das mit weichem Flaum
ausgepolsterte Knospeninnere in Unordnung gebracht wird. Diese Vor-
sicht ist überhaupt in vielen Fällen zu empfehlen, weil mit einem
unbenetzten Messer nicht leicht ein so scharfer und glatter Schnitt zu
machen ist, wie mit einem nassen, wenn es auch nur mit Wasser
benetzt ist.

Roßmäßler, der Wald. 5

Knospeninneren mit einer harz- oder wachsartigen Maſſe überzogen ſind,
z. B. bei der Birke, Erle und Schwarzpappel.

In Vorſtehendem iſt übrigens lediglich auf die Laubhölzer Rückſicht
genommen. Bei den Nadelhölzern ſind dieſe Verhältniſſe ziemlich einfach
und im Ganzen ſehr übereinſtimmend. Die Triebknospen der Nadelhölzer
ſind meiſt ſehr vielſchuppig.

Die Baumknospen pflegen ziemlich lange Zeit vor dem Laubfall ſchon
vollkommen ausgebildet zu ſein. Im Oktober iſt es bei allen der Fall.
Bei der Linde iſt bereits zur Blüthezeit namentlich die Endknospe ſehr
entwickelt, während ſie an der Buche nur etwa zum fünften Theile fertig
iſt, wenn die Saamen bereits ausgewachſen ſind.

Wir haben nun das Innere der Knospen zu unterſuchen und
werden darin namentlich in der Art, wie die jungen Blättchen unter-
gebracht ſind, eine große Manchfaltigkeit kennen lernen.

Bei denjenigen Bäumen, welche wie die Buche und Eiche in auf-
fallend kurzer Zeit, oft in einer Woche, den ganzen Jahrestrieb, wenigſtens
ſeiner Länge nach, ausbilden, iſt dazu die ganze Anlage mit allen ſeinen
Blättern in der kleinen Knospe enthalten, ebenſo wie in der Puppe ſchon
der ganze Schmetterling mit ſeinen vier großen Flügeln enthalten iſt,
jedoch mit dem Unterſchiede, daß dem Schmetterlinge nach dem Aus-
ſchlüpfen keine neue Maſſe hinzugebildet wird, während dies bei dem
aus der Knospe in gewiſſem Sinne ebenfalls ausſchlüpfenden Triebe der
Fall iſt, wenn gleich deſſen Vergrößerung zum Theil auch nur auf Zellen-
Ausdehnung beruht.

Unſere deutſche Baumwelt bietet leider keine ſo großen Knospen dar,
daß eine Zergliederung den Knospenbau ſo bequem erkennen läßt, als
die Roßkaſtanie; weshalb ich zu dieſem Zwecke ſie empfehle. Vorher muß
man mit Weingeiſt den klebrigen Ueberzug wegwaſchen und auch das
Meſſer in Weingeiſt eintauchen, weil ſonſt das auch zwiſchen den inneren
Schuppen ſitzende Harz am Meſſer klebt und ſo das mit weichem Flaum
ausgepolſterte Knospeninnere in Unordnung gebracht wird. Dieſe Vor-
ſicht iſt überhaupt in vielen Fällen zu empfehlen, weil mit einem
unbenetzten Meſſer nicht leicht ein ſo ſcharfer und glatter Schnitt zu
machen iſt, wie mit einem naſſen, wenn es auch nur mit Waſſer
benetzt iſt.

Roßmäßler, der Wald. 5
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[65/0089] Knospeninneren mit einer harz- oder wachsartigen Maſſe überzogen ſind, z. B. bei der Birke, Erle und Schwarzpappel. In Vorſtehendem iſt übrigens lediglich auf die Laubhölzer Rückſicht genommen. Bei den Nadelhölzern ſind dieſe Verhältniſſe ziemlich einfach und im Ganzen ſehr übereinſtimmend. Die Triebknospen der Nadelhölzer ſind meiſt ſehr vielſchuppig. Die Baumknospen pflegen ziemlich lange Zeit vor dem Laubfall ſchon vollkommen ausgebildet zu ſein. Im Oktober iſt es bei allen der Fall. Bei der Linde iſt bereits zur Blüthezeit namentlich die Endknospe ſehr entwickelt, während ſie an der Buche nur etwa zum fünften Theile fertig iſt, wenn die Saamen bereits ausgewachſen ſind. Wir haben nun das Innere der Knospen zu unterſuchen und werden darin namentlich in der Art, wie die jungen Blättchen unter- gebracht ſind, eine große Manchfaltigkeit kennen lernen. Bei denjenigen Bäumen, welche wie die Buche und Eiche in auf- fallend kurzer Zeit, oft in einer Woche, den ganzen Jahrestrieb, wenigſtens ſeiner Länge nach, ausbilden, iſt dazu die ganze Anlage mit allen ſeinen Blättern in der kleinen Knospe enthalten, ebenſo wie in der Puppe ſchon der ganze Schmetterling mit ſeinen vier großen Flügeln enthalten iſt, jedoch mit dem Unterſchiede, daß dem Schmetterlinge nach dem Aus- ſchlüpfen keine neue Maſſe hinzugebildet wird, während dies bei dem aus der Knospe in gewiſſem Sinne ebenfalls ausſchlüpfenden Triebe der Fall iſt, wenn gleich deſſen Vergrößerung zum Theil auch nur auf Zellen- Ausdehnung beruht. Unſere deutſche Baumwelt bietet leider keine ſo großen Knospen dar, daß eine Zergliederung den Knospenbau ſo bequem erkennen läßt, als die Roßkaſtanie; weshalb ich zu dieſem Zwecke ſie empfehle. Vorher muß man mit Weingeiſt den klebrigen Ueberzug wegwaſchen und auch das Meſſer in Weingeiſt eintauchen, weil ſonſt das auch zwiſchen den inneren Schuppen ſitzende Harz am Meſſer klebt und ſo das mit weichem Flaum ausgepolſterte Knospeninnere in Unordnung gebracht wird. Dieſe Vor- ſicht iſt überhaupt in vielen Fällen zu empfehlen, weil mit einem unbenetzten Meſſer nicht leicht ein ſo ſcharfer und glatter Schnitt zu machen iſt, wie mit einem naſſen, wenn es auch nur mit Waſſer benetzt iſt. Roßmäßler, der Wald. 5

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/89>, abgerufen am 22.12.2024.