Bäume außer an der Hauptaxe, meist rasch ab und zuletzt sinkt sie auf 2 herab, die man dann eigentlich gar nicht mehr Quirltriebe nennen kann, da zu einem Quirl doch mindestens drei Arme gehören. An vielen Zweigen, namentlich an den männliche Kätzchen tragenden der Kiefer, fallen oft die Quirl- oder Seitentriebe ganz weg, so daß nur Haupttrieb sich an Haupt- trieb reiht. Da dies an sehr alten, freistehenden und daher ihre unteren Aeste nicht verlierenden Fichten auch oft vorkommt, so haben diese dann sehr lange peitschenförmige dünne und einfache Zweige, welche trauer- weidenartig herabhängen.
Wenn wir so an einem Nadelbaume die einander gleichalterigen Triebe mit Zuverlässigkeit als Repräsentanten je eines Jahres betrachten und nach ihnen das Alter des Baumes leicht erkennen können, so ist dies bei den Laubhölzern nicht so leicht ersichtlich, wenn immerhin für den Kundigen nicht schwer.
Bevor wir die Verhältnisse des äußeren Zuwachses bei den Laub- hölzern kennen lernen, müssen wir noch auf eine sehr interessante Eigen- thümlichkeit der Nadelhölzer achten, durch welche diese gewissermaßen zu Geschichtschreibern ihres Standortes werden.
Wenn nicht örtliche Verletzungen einzelner Knospen oder der aus ihnen heraustretenden, noch kleinen und weichen Triebe stattgefunden haben, so bleibt nur selten ein Trieb bedeutend hinter den andern in Länge und Stärke zurück, und mit Ausnahme der fast stets die Quirl- triebe an Länge etwas übertreffenden Mitteltriebe zeigen die an einem Nadelbaume, bis an das Ende des Stangenholzalters alljährlich zuwach- senden Triebe eine durchschnittlich ziemlich übereinstimmende Länge und Stärke. Es ist dies ein Beweis von einem sehr gleichmäßig im ganzen Baum vertheilten Bildungsstoff und Bildungsdrang. Beides ist unmittelbar und mittelbar von der Umgebung abhängig, welche jenen liefert und so diesen bedingt. Durch diese eben genannte gleichmäßige Vertheilung wird es möglich, daß sich der Grad der Fruchtbarkeit eines Jahres sehr deutlich an allen diesem Jahre entsprechenden Trieben ausdrückt. Finden wir an einer etwa sechs Ellen hohen jungen Kiefer ein Stammglied zwischen 2 Astquirlen sehr kurz, also diese Quirle einander ungewöhnlich genähert, so können wir darauf rechnen, daß nicht nur an allen Zweigen des Baumes das entsprechende Zweigglied sich ebenso verhalten wird, sondern wir werden
Bäume außer an der Hauptaxe, meiſt raſch ab und zuletzt ſinkt ſie auf 2 herab, die man dann eigentlich gar nicht mehr Quirltriebe nennen kann, da zu einem Quirl doch mindeſtens drei Arme gehören. An vielen Zweigen, namentlich an den männliche Kätzchen tragenden der Kiefer, fallen oft die Quirl- oder Seitentriebe ganz weg, ſo daß nur Haupttrieb ſich an Haupt- trieb reiht. Da dies an ſehr alten, freiſtehenden und daher ihre unteren Aeſte nicht verlierenden Fichten auch oft vorkommt, ſo haben dieſe dann ſehr lange peitſchenförmige dünne und einfache Zweige, welche trauer- weidenartig herabhängen.
Wenn wir ſo an einem Nadelbaume die einander gleichalterigen Triebe mit Zuverläſſigkeit als Repräſentanten je eines Jahres betrachten und nach ihnen das Alter des Baumes leicht erkennen können, ſo iſt dies bei den Laubhölzern nicht ſo leicht erſichtlich, wenn immerhin für den Kundigen nicht ſchwer.
Bevor wir die Verhältniſſe des äußeren Zuwachſes bei den Laub- hölzern kennen lernen, müſſen wir noch auf eine ſehr intereſſante Eigen- thümlichkeit der Nadelhölzer achten, durch welche dieſe gewiſſermaßen zu Geſchichtſchreibern ihres Standortes werden.
Wenn nicht örtliche Verletzungen einzelner Knospen oder der aus ihnen heraustretenden, noch kleinen und weichen Triebe ſtattgefunden haben, ſo bleibt nur ſelten ein Trieb bedeutend hinter den andern in Länge und Stärke zurück, und mit Ausnahme der faſt ſtets die Quirl- triebe an Länge etwas übertreffenden Mitteltriebe zeigen die an einem Nadelbaume, bis an das Ende des Stangenholzalters alljährlich zuwach- ſenden Triebe eine durchſchnittlich ziemlich übereinſtimmende Länge und Stärke. Es iſt dies ein Beweis von einem ſehr gleichmäßig im ganzen Baum vertheilten Bildungsſtoff und Bildungsdrang. Beides iſt unmittelbar und mittelbar von der Umgebung abhängig, welche jenen liefert und ſo dieſen bedingt. Durch dieſe eben genannte gleichmäßige Vertheilung wird es möglich, daß ſich der Grad der Fruchtbarkeit eines Jahres ſehr deutlich an allen dieſem Jahre entſprechenden Trieben ausdrückt. Finden wir an einer etwa ſechs Ellen hohen jungen Kiefer ein Stammglied zwiſchen 2 Aſtquirlen ſehr kurz, alſo dieſe Quirle einander ungewöhnlich genähert, ſo können wir darauf rechnen, daß nicht nur an allen Zweigen des Baumes das entſprechende Zweigglied ſich ebenſo verhalten wird, ſondern wir werden
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Bäume außer an der Hauptaxe, meiſt raſch ab und zuletzt ſinkt ſie auf 2 herab,
die man dann eigentlich gar nicht mehr Quirltriebe nennen kann, da zu
einem Quirl doch mindeſtens drei Arme gehören. An vielen Zweigen,
namentlich an den männliche Kätzchen tragenden der Kiefer, fallen oft die
Quirl- oder Seitentriebe ganz weg, ſo daß nur Haupttrieb ſich an Haupt-
trieb reiht. Da dies an ſehr alten, freiſtehenden und daher ihre unteren
Aeſte nicht verlierenden Fichten auch oft vorkommt, ſo haben dieſe dann
ſehr lange peitſchenförmige dünne und einfache Zweige, welche trauer-
weidenartig herabhängen.
Wenn wir ſo an einem Nadelbaume die einander gleichalterigen
Triebe mit Zuverläſſigkeit als Repräſentanten je eines Jahres betrachten
und nach ihnen das Alter des Baumes leicht erkennen können, ſo iſt dies
bei den Laubhölzern nicht ſo leicht erſichtlich, wenn immerhin für den
Kundigen nicht ſchwer.
Bevor wir die Verhältniſſe des äußeren Zuwachſes bei den Laub-
hölzern kennen lernen, müſſen wir noch auf eine ſehr intereſſante Eigen-
thümlichkeit der Nadelhölzer achten, durch welche dieſe gewiſſermaßen zu
Geſchichtſchreibern ihres Standortes werden.
Wenn nicht örtliche Verletzungen einzelner Knospen oder der aus
ihnen heraustretenden, noch kleinen und weichen Triebe ſtattgefunden
haben, ſo bleibt nur ſelten ein Trieb bedeutend hinter den andern in
Länge und Stärke zurück, und mit Ausnahme der faſt ſtets die Quirl-
triebe an Länge etwas übertreffenden Mitteltriebe zeigen die an einem
Nadelbaume, bis an das Ende des Stangenholzalters alljährlich zuwach-
ſenden Triebe eine durchſchnittlich ziemlich übereinſtimmende Länge und
Stärke. Es iſt dies ein Beweis von einem ſehr gleichmäßig im ganzen
Baum vertheilten Bildungsſtoff und Bildungsdrang. Beides iſt unmittelbar
und mittelbar von der Umgebung abhängig, welche jenen liefert und ſo
dieſen bedingt. Durch dieſe eben genannte gleichmäßige Vertheilung wird
es möglich, daß ſich der Grad der Fruchtbarkeit eines Jahres ſehr deutlich
an allen dieſem Jahre entſprechenden Trieben ausdrückt. Finden wir an einer
etwa ſechs Ellen hohen jungen Kiefer ein Stammglied zwiſchen 2 Aſtquirlen
ſehr kurz, alſo dieſe Quirle einander ungewöhnlich genähert, ſo können
wir darauf rechnen, daß nicht nur an allen Zweigen des Baumes das
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/96>, abgerufen am 22.12.2024.
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