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[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

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Die Regung, die sie Marter nannte,
Die Wünsche, die sie noch nicht kannte,
Die machten ihr anitzt die sonst vergnügte Zeit
Zur ungewonten Qval, zur größten Bangigkeit.

Jhr Mund verschwendete die Klagen,
Und konnte nie sein Unglück sagen.
Kein Ort war ihr mer angenem;
Kein Fleck zur Weide mer beqvem.
Oft ging sie nach den külen Schatten,
Doch da sie Sonn und Luft hier nicht erhitzet hatten,
So war es auch für sie im Schatten noch zu heiß.
Jhr unverdroßner Fleiß
War bei den Schafen itzt nicht mer wie sonst ge-
schäftig.

Sie ließ die Herde vor sich gehn,
Wenn diese stund, so blieb sie stehn;
Wenn diese ging, so ging sie mit.
Man konnte keinen muntern Schritt
An dieser jungen Nimfe spüren;
Sie ließ sich von der Herde füren.
Sie wünschte sich nur stets, und was?
Den Hirten Licidas.
Was aber wollte sie mit diesem Schäfer machen?
Dieß

Die Regung, die ſie Marter nannte,
Die Wuͤnſche, die ſie noch nicht kannte,
Die machten ihr anitzt die ſonſt vergnuͤgte Zeit
Zur ungewonten Qval, zur groͤßten Bangigkeit.

Jhr Mund verſchwendete die Klagen,
Und konnte nie ſein Ungluͤck ſagen.
Kein Ort war ihr mer angenem;
Kein Fleck zur Weide mer beqvem.
Oft ging ſie nach den kuͤlen Schatten,
Doch da ſie Sonn und Luft hier nicht erhitzet hatten,
So war es auch fuͤr ſie im Schatten noch zu heiß.
Jhr unverdroßner Fleiß
War bei den Schafen itzt nicht mer wie ſonſt ge-
ſchaͤftig.

Sie ließ die Herde vor ſich gehn,
Wenn dieſe ſtund, ſo blieb ſie ſtehn;
Wenn dieſe ging, ſo ging ſie mit.
Man konnte keinen muntern Schritt
An dieſer jungen Nimfe ſpuͤren;
Sie ließ ſich von der Herde fuͤren.
Sie wuͤnſchte ſich nur ſtets, und was?
Den Hirten Licidas.
Was aber wollte ſie mit dieſem Schaͤfer machen?
Dieß
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[16/0020] Die Regung, die ſie Marter nannte, Die Wuͤnſche, die ſie noch nicht kannte, Die machten ihr anitzt die ſonſt vergnuͤgte Zeit Zur ungewonten Qval, zur groͤßten Bangigkeit. Jhr Mund verſchwendete die Klagen, Und konnte nie ſein Ungluͤck ſagen. Kein Ort war ihr mer angenem; Kein Fleck zur Weide mer beqvem. Oft ging ſie nach den kuͤlen Schatten, Doch da ſie Sonn und Luft hier nicht erhitzet hatten, So war es auch fuͤr ſie im Schatten noch zu heiß. Jhr unverdroßner Fleiß War bei den Schafen itzt nicht mer wie ſonſt ge- ſchaͤftig. Sie ließ die Herde vor ſich gehn, Wenn dieſe ſtund, ſo blieb ſie ſtehn; Wenn dieſe ging, ſo ging ſie mit. Man konnte keinen muntern Schritt An dieſer jungen Nimfe ſpuͤren; Sie ließ ſich von der Herde fuͤren. Sie wuͤnſchte ſich nur ſtets, und was? Den Hirten Licidas. Was aber wollte ſie mit dieſem Schaͤfer machen? Dieß

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Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/20>, abgerufen am 24.11.2024.