[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.Dieß waren damals ihr, Wie mir Vor ziemlich langer Zeit, noch unbekannte Sachen. Kein Licidas erscheint, Dieß hoffet sie auch nicht, sie klaget nur und weint. Sie weint aus Unzufriedenheit, Sie klagt, was klagt sie denn? Ein Herz voll Bangigkeit. Doch mußte noch bei diesem allen Die Schuld von ihrer Angst auf diesen Schäfer fallen. Ach, spricht sie, Licidas quält mich durch Zauberei! Sie sprichts, die Qual bleibt da, sie schweigt und weint dabei. So ist bei Nacht und Tage Jhr erst und letztes Wort die jämmerlichste Klage. O! Fillis, stelle doch die leeren Seufzer ein, Der Schmerz muß nicht beweint, dir muß geholfen sein. Die Angst nam täglich überhand. Jhr Herz geriet so stark in Brand, Daß ihre Tränen schon der Schönheit Abbruch taten. Des- B
Dieß waren damals ihr, Wie mir Vor ziemlich langer Zeit, noch unbekannte Sachen. Kein Licidas erſcheint, Dieß hoffet ſie auch nicht, ſie klaget nur und weint. Sie weint aus Unzufriedenheit, Sie klagt, was klagt ſie denn? Ein Herz voll Bangigkeit. Doch mußte noch bei dieſem allen Die Schuld von ihrer Angſt auf dieſen Schaͤfer fallen. Ach, ſpricht ſie, Licidas quaͤlt mich durch Zauberei! Sie ſprichts, die Qual bleibt da, ſie ſchweigt und weint dabei. So iſt bei Nacht und Tage Jhr erſt und letztes Wort die jaͤmmerlichſte Klage. O! Fillis, ſtelle doch die leeren Seufzer ein, Der Schmerz muß nicht beweint, dir muß geholfen ſein. Die Angſt nam taͤglich uͤberhand. Jhr Herz geriet ſo ſtark in Brand, Daß ihre Traͤnen ſchon der Schoͤnheit Abbruch taten. Des- B
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Dieß waren damals ihr,
Wie mir
Vor ziemlich langer Zeit, noch unbekannte Sachen.
Kein Licidas erſcheint,
Dieß hoffet ſie auch nicht, ſie klaget nur und weint.
Sie weint aus Unzufriedenheit,
Sie klagt, was klagt ſie denn? Ein Herz voll
Bangigkeit.
Doch mußte noch bei dieſem allen
Die Schuld von ihrer Angſt auf dieſen Schaͤfer
fallen.
Ach, ſpricht ſie, Licidas quaͤlt mich durch Zauberei!
Sie ſprichts, die Qual bleibt da, ſie ſchweigt und
weint dabei.
So iſt bei Nacht und Tage
Jhr erſt und letztes Wort die jaͤmmerlichſte Klage.
O! Fillis, ſtelle doch die leeren Seufzer ein,
Der Schmerz muß nicht beweint, dir muß geholfen
ſein.
Die Angſt nam taͤglich uͤberhand.
Jhr Herz geriet ſo ſtark in Brand,
Daß ihre Traͤnen ſchon der Schoͤnheit Abbruch
taten.
Des-
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