[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.Der blöde Schäfer. Oft sind die Schäferinnen spröde Und fliehn aus Eigensinn des Hirten Zärt- lichkeit; Oft aber machen sie zur Lust Gelegenheit Und da ist oft der Schäfer gar zu blöde. Doch, welcher dieses ist, Sein Glücke nur aus Furcht vergißt, Und nichts bei seiner Liebe waget, Der ist hernach nicht wert, daß ihn ein Mensch beklaget. Ein junger Hirte, Filimen, War von Natur verliebt, auch zum Gefallen schön; Es eiferten die Schäferinnen, Die Gunst des Jünglings zu gewinnen. Wie mancher Straus, wie manches Band Ward seinet wegen nicht zum Putzen angewandt. Die eine sang ihm oft ein zärtlich Hirtenlied, Die andre war bemüht, Sein
Der bloͤde Schaͤfer. Oft ſind die Schaͤferinnen ſproͤde Und fliehn aus Eigenſinn des Hirten Zaͤrt- lichkeit; Oft aber machen ſie zur Luſt Gelegenheit Und da iſt oft der Schaͤfer gar zu bloͤde. Doch, welcher dieſes iſt, Sein Gluͤcke nur aus Furcht vergißt, Und nichts bei ſeiner Liebe waget, Der iſt hernach nicht wert, daß ihn ein Menſch beklaget. Ein junger Hirte, Filimen, War von Natur verliebt, auch zum Gefallen ſchoͤn; Es eiferten die Schaͤferinnen, Die Gunſt des Juͤnglings zu gewinnen. Wie mancher Straus, wie manches Band Ward ſeinet wegen nicht zum Putzen angewandt. Die eine ſang ihm oft ein zaͤrtlich Hirtenlied, Die andre war bemuͤht, Sein
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Der bloͤde Schaͤfer.
Oft ſind die Schaͤferinnen ſproͤde
Und fliehn aus Eigenſinn des Hirten Zaͤrt-
lichkeit;
Oft aber machen ſie zur Luſt Gelegenheit
Und da iſt oft der Schaͤfer gar zu bloͤde.
Doch, welcher dieſes iſt,
Sein Gluͤcke nur aus Furcht vergißt,
Und nichts bei ſeiner Liebe waget,
Der iſt hernach nicht wert, daß ihn ein Menſch
beklaget.
Ein junger Hirte, Filimen,
War von Natur verliebt, auch zum Gefallen ſchoͤn;
Es eiferten die Schaͤferinnen,
Die Gunſt des Juͤnglings zu gewinnen.
Wie mancher Straus, wie manches Band
Ward ſeinet wegen nicht zum Putzen angewandt.
Die eine ſang ihm oft ein zaͤrtlich Hirtenlied,
Die andre war bemuͤht,
Sein
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