Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Sein Herze durch den Tanz zu fangen:
Allein zuletzt bereuten sie,
Doch alle die verlorne Müh,
Nebst dem verratenen Verlangen.
Die Furchtsamkeit
Hielt jederzeit
Den Antrag Filimens zurücke.
Kaum sprach sein Herz noch durch die Blicke.
Er ging zu mancher Schäferinn,
Oft mit dem festen Schlusse hinn,
Jhr nichts als zärtliches zu sagen.
Umsonst, er konnt es niemals wagen.
Und hätt ihn eine nur um seine Gunst gefragt,
So hätt er, glaub ich, ja gesagt,
Doch welche Nimfe wird hierum den Schäfer
fragen?

Nur Dafne war zu ser in ihm verliebt,
So, daß sie auf die stärksten Mittel dachte,
Wodurch sie sich den Schäfer eigen machte.
Was sie beschloß, ward standhaft ausgeübt.
Das, was die Schönen sonst nur zu erwarten pflegen,
Vergaß sie ihrer Liebe wegen.
Was allemal die Hirten selbst getan,
Tat sie und redete den blöden Schäfer an.
Sie
B 3

Sein Herze durch den Tanz zu fangen:
Allein zuletzt bereuten ſie,
Doch alle die verlorne Muͤh,
Nebſt dem verratenen Verlangen.
Die Furchtſamkeit
Hielt jederzeit
Den Antrag Filimens zuruͤcke.
Kaum ſprach ſein Herz noch durch die Blicke.
Er ging zu mancher Schaͤferinn,
Oft mit dem feſten Schluſſe hinn,
Jhr nichts als zaͤrtliches zu ſagen.
Umſonſt, er konnt es niemals wagen.
Und haͤtt ihn eine nur um ſeine Gunſt gefragt,
So haͤtt er, glaub ich, ja geſagt,
Doch welche Nimfe wird hierum den Schaͤfer
fragen?

Nur Dafne war zu ſer in ihm verliebt,
So, daß ſie auf die ſtaͤrkſten Mittel dachte,
Wodurch ſie ſich den Schaͤfer eigen machte.
Was ſie beſchloß, ward ſtandhaft ausgeuͤbt.
Das, was die Schoͤnen ſonſt nur zu erwarten pflegen,
Vergaß ſie ihrer Liebe wegen.
Was allemal die Hirten ſelbſt getan,
Tat ſie und redete den bloͤden Schaͤfer an.
Sie
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg>
          <l><pb facs="#f0025" n="21"/>
Sein Herze durch den Tanz zu fangen:</l><lb/>
          <l>Allein zuletzt bereuten &#x017F;ie,</l><lb/>
          <l>Doch alle die verlorne Mu&#x0364;h,</l><lb/>
          <l>Neb&#x017F;t dem verratenen Verlangen.</l><lb/>
          <l>Die Furcht&#x017F;amkeit</l><lb/>
          <l>Hielt jederzeit</l><lb/>
          <l>Den Antrag Filimens zuru&#x0364;cke.</l><lb/>
          <l>Kaum &#x017F;prach &#x017F;ein Herz noch durch die Blicke.</l><lb/>
          <l>Er ging zu mancher Scha&#x0364;ferinn,</l><lb/>
          <l>Oft mit dem fe&#x017F;ten Schlu&#x017F;&#x017F;e hinn,</l><lb/>
          <l>Jhr nichts als za&#x0364;rtliches zu &#x017F;agen.</l><lb/>
          <l>Um&#x017F;on&#x017F;t, er konnt es niemals wagen.</l><lb/>
          <l>Und ha&#x0364;tt ihn eine nur um &#x017F;eine Gun&#x017F;t gefragt,</l><lb/>
          <l>So ha&#x0364;tt er, glaub ich, ja ge&#x017F;agt,</l><lb/>
          <l>Doch welche Nimfe wird hierum den Scha&#x0364;fer<lb/><hi rendition="#et">fragen?</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Nur Dafne war zu &#x017F;er in ihm verliebt,</l><lb/>
          <l>So, daß &#x017F;ie auf die &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Mittel dachte,</l><lb/>
          <l>Wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich den Scha&#x0364;fer eigen machte.</l><lb/>
          <l>Was &#x017F;ie be&#x017F;chloß, ward &#x017F;tandhaft ausgeu&#x0364;bt.</l><lb/>
          <l>Das, was die Scho&#x0364;nen &#x017F;on&#x017F;t nur zu erwarten pflegen,</l><lb/>
          <l>Vergaß &#x017F;ie ihrer Liebe wegen.</l><lb/>
          <l>Was allemal die Hirten &#x017F;elb&#x017F;t getan,</l><lb/>
          <l>Tat &#x017F;ie und redete den blo&#x0364;den Scha&#x0364;fer an.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0025] Sein Herze durch den Tanz zu fangen: Allein zuletzt bereuten ſie, Doch alle die verlorne Muͤh, Nebſt dem verratenen Verlangen. Die Furchtſamkeit Hielt jederzeit Den Antrag Filimens zuruͤcke. Kaum ſprach ſein Herz noch durch die Blicke. Er ging zu mancher Schaͤferinn, Oft mit dem feſten Schluſſe hinn, Jhr nichts als zaͤrtliches zu ſagen. Umſonſt, er konnt es niemals wagen. Und haͤtt ihn eine nur um ſeine Gunſt gefragt, So haͤtt er, glaub ich, ja geſagt, Doch welche Nimfe wird hierum den Schaͤfer fragen? Nur Dafne war zu ſer in ihm verliebt, So, daß ſie auf die ſtaͤrkſten Mittel dachte, Wodurch ſie ſich den Schaͤfer eigen machte. Was ſie beſchloß, ward ſtandhaft ausgeuͤbt. Das, was die Schoͤnen ſonſt nur zu erwarten pflegen, Vergaß ſie ihrer Liebe wegen. Was allemal die Hirten ſelbſt getan, Tat ſie und redete den bloͤden Schaͤfer an. Sie B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/25
Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/25>, abgerufen am 21.11.2024.