Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die Schäferstunde.
Homer, Virgil, Lukan und wer ihr alle seid,
Dringt durch ein Heldenlied bis zur Un-
sterblichkeit!
Singt göttlich, laßt die Welt bis an ihr Ende
lesen,
Daß eure Helden groß, ihr grösser noch gewesen.
Mir prägt kein stolzer Trieb erhabne Lieder ein,
Mein Rum mag immerhinn gleich mir vergänglich
sein,
Jch er euch one Neid, denn soll mein Lied er-
schallen,
So such ich nur dadurch den Schönen zu gefallen.
Was ich besingen will ist größer als der Held,
Den jeder Dichter noch für schwer zu finden hält.
Die Schäferstunde hat die Helden selbst be-
zwungen;
Wer sie besingt, der hat den größten Held besungen.
Jhr

Die Schaͤferſtunde.
Homer, Virgil, Lukan und wer ihr alle ſeid,
Dringt durch ein Heldenlied bis zur Un-
ſterblichkeit!
Singt goͤttlich, laßt die Welt bis an ihr Ende
leſen,
Daß eure Helden groß, ihr groͤſſer noch geweſen.
Mir praͤgt kein ſtolzer Trieb erhabne Lieder ein,
Mein Rum mag immerhinn gleich mir vergaͤnglich
ſein,
Jch er euch one Neid, denn ſoll mein Lied er-
ſchallen,
So ſuch ich nur dadurch den Schoͤnen zu gefallen.
Was ich beſingen will iſt groͤßer als der Held,
Den jeder Dichter noch fuͤr ſchwer zu finden haͤlt.
Die Schaͤferſtunde hat die Helden ſelbſt be-
zwungen;
Wer ſie beſingt, der hat den groͤßten Held beſungen.
Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0047" n="[43]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <lg type="poem">
        <head> <hi rendition="#b">Die Scha&#x0364;fer&#x017F;tunde.</hi> </head><lb/>
        <lg>
          <l><hi rendition="#in">H</hi>omer, Virgil, Lukan und wer ihr alle &#x017F;eid,</l><lb/>
          <l>Dringt durch ein Heldenlied bis zur Un-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;terblichkeit!</hi></l><lb/>
          <l>Singt go&#x0364;ttlich, laßt die Welt bis an ihr Ende<lb/><hi rendition="#et">le&#x017F;en,</hi></l><lb/>
          <l>Daß eure Helden groß, ihr gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er noch gewe&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Mir pra&#x0364;gt kein &#x017F;tolzer Trieb erhabne Lieder ein,</l><lb/>
          <l>Mein Rum mag immerhinn gleich mir verga&#x0364;nglich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ein,</hi></l><lb/>
          <l>Jch er euch one Neid, denn &#x017F;oll mein Lied er-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;challen,</hi></l><lb/>
          <l>So &#x017F;uch ich nur dadurch den Scho&#x0364;nen zu gefallen.</l><lb/>
          <l>Was ich be&#x017F;ingen will i&#x017F;t gro&#x0364;ßer als der Held,</l><lb/>
          <l>Den jeder Dichter noch fu&#x0364;r &#x017F;chwer zu finden ha&#x0364;lt.</l><lb/>
          <l>Die Scha&#x0364;fer&#x017F;tunde hat die Helden &#x017F;elb&#x017F;t be-<lb/><hi rendition="#et">zwungen;</hi></l><lb/>
          <l>Wer &#x017F;ie be&#x017F;ingt, der hat den gro&#x0364;ßten Held be&#x017F;ungen.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[43]/0047] Die Schaͤferſtunde. Homer, Virgil, Lukan und wer ihr alle ſeid, Dringt durch ein Heldenlied bis zur Un- ſterblichkeit! Singt goͤttlich, laßt die Welt bis an ihr Ende leſen, Daß eure Helden groß, ihr groͤſſer noch geweſen. Mir praͤgt kein ſtolzer Trieb erhabne Lieder ein, Mein Rum mag immerhinn gleich mir vergaͤnglich ſein, Jch er euch one Neid, denn ſoll mein Lied er- ſchallen, So ſuch ich nur dadurch den Schoͤnen zu gefallen. Was ich beſingen will iſt groͤßer als der Held, Den jeder Dichter noch fuͤr ſchwer zu finden haͤlt. Die Schaͤferſtunde hat die Helden ſelbſt be- zwungen; Wer ſie beſingt, der hat den groͤßten Held beſungen. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/47
Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. [43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/47>, abgerufen am 21.11.2024.