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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und der Graf von Lincoln.
schiene dessen hohes Alter von desto gefährlicherer
Folge zu seyn, indem die Fräulein vor ihrer Ver-
mählung bereits eine sonderbare Hochachtung zu
dem Grafen von Lincoln getragen, welche sie
nachgehends fortsatzte; Jedoch hatte der alte Ba-
ron wegen der Affaire zwischen seiner Liebsten und
seinem Freunde nicht den geringsten Verdacht.

Und sie wusten auch ihre Sache so heimlich und
so listig zu spielen, daß er nicht die allergeringste Lufft
darvon bekam. Als aber Madame Corbet bey
der gnädigen Frauen Kammer-Fräulein wurde, zu
einer Zeit, da diese beyde Verliebte die Früchte ih-
rer Wünsche, ohne den geringsten Verdruß oder
Jalousie, so ihre Glückseligkeit stöhren mögen, am
häuffigsten einerndeten; So musten auch sie befin-
den, daß nichts wahrhaffter sey, als, daß man nicht
allezeit glückselig seyn könne: Denn, weil diese
Fräulein, so der Baronin aufwartete, von fürtreff-
licher Schönheit, scharffen und artigen Sinnen,
und einem so aufgeweckten und durchdringenden
Judicio war, welche ihre zarten Jahre, indem
sie kaum das 17de erreichet, weit zu übertreffen
schienen; so erlangte sie einen so grossen Platz in
des Grafen von Lincoln seinen Gedancken, daß
er alle Reitzungen, so ihm bey unterschiedlichen
Gelegenheiten von andern Weibs-Bildern gema-
chet wurden, mit verächtlichen Augen anfahe. Es
wurde aber die Baronin, so den Grafen ungemein

zärt-
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und der Graf von Lincoln.
ſchiene deſſen hohes Alter von deſto gefaͤhrlicherer
Folge zu ſeyn, indem die Fraͤulein vor ihrer Ver-
maͤhlung bereits eine ſonderbare Hochachtung zu
dem Grafen von Lincoln getragen, welche ſie
nachgehends fortſatzte; Jedoch hatte der alte Ba-
ron wegen der Affaire zwiſchen ſeiner Liebſten und
ſeinem Freunde nicht den geringſten Verdacht.

Und ſie wuſten auch ihre Sache ſo heimlich und
ſo liſtig zu ſpielen, daß er nicht die allergeringſte Lufft
darvon bekam. Als aber Madame Corbet bey
der gnaͤdigen Frauen Kammer-Fraͤulein wurde, zu
einer Zeit, da dieſe beyde Verliebte die Fruͤchte ih-
rer Wuͤnſche, ohne den geringſten Verdruß oder
Jalouſie, ſo ihre Gluͤckſeligkeit ſtoͤhren moͤgen, am
haͤuffigſten einerndeten; So muſten auch ſie befin-
den, daß nichts wahrhaffter ſey, als, daß man nicht
allezeit gluͤckſelig ſeyn koͤnne: Denn, weil dieſe
Fraͤulein, ſo der Baronin aufwartete, von fuͤrtreff-
licher Schoͤnheit, ſcharffen und artigen Sinnen,
und einem ſo aufgeweckten und durchdringenden
Judicio war, welche ihre zarten Jahre, indem
ſie kaum das 17de erreichet, weit zu uͤbertreffen
ſchienen; ſo erlangte ſie einen ſo groſſen Platz in
des Grafen von Lincoln ſeinen Gedancken, daß
er alle Reitzungen, ſo ihm bey unterſchiedlichen
Gelegenheiten von andern Weibs-Bildern gema-
chet wurden, mit veraͤchtlichen Augen anfahe. Es
wurde aber die Baronin, ſo den Grafen ungemein

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[83/0103] und der Graf von Lincoln. ſchiene deſſen hohes Alter von deſto gefaͤhrlicherer Folge zu ſeyn, indem die Fraͤulein vor ihrer Ver- maͤhlung bereits eine ſonderbare Hochachtung zu dem Grafen von Lincoln getragen, welche ſie nachgehends fortſatzte; Jedoch hatte der alte Ba- ron wegen der Affaire zwiſchen ſeiner Liebſten und ſeinem Freunde nicht den geringſten Verdacht. Und ſie wuſten auch ihre Sache ſo heimlich und ſo liſtig zu ſpielen, daß er nicht die allergeringſte Lufft darvon bekam. Als aber Madame Corbet bey der gnaͤdigen Frauen Kammer-Fraͤulein wurde, zu einer Zeit, da dieſe beyde Verliebte die Fruͤchte ih- rer Wuͤnſche, ohne den geringſten Verdruß oder Jalouſie, ſo ihre Gluͤckſeligkeit ſtoͤhren moͤgen, am haͤuffigſten einerndeten; So muſten auch ſie befin- den, daß nichts wahrhaffter ſey, als, daß man nicht allezeit gluͤckſelig ſeyn koͤnne: Denn, weil dieſe Fraͤulein, ſo der Baronin aufwartete, von fuͤrtreff- licher Schoͤnheit, ſcharffen und artigen Sinnen, und einem ſo aufgeweckten und durchdringenden Judicio war, welche ihre zarten Jahre, indem ſie kaum das 17de erreichet, weit zu uͤbertreffen ſchienen; ſo erlangte ſie einen ſo groſſen Platz in des Grafen von Lincoln ſeinen Gedancken, daß er alle Reitzungen, ſo ihm bey unterſchiedlichen Gelegenheiten von andern Weibs-Bildern gema- chet wurden, mit veraͤchtlichen Augen anfahe. Es wurde aber die Baronin, ſo den Grafen ungemein zaͤrt- F 2

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/103>, abgerufen am 21.11.2024.