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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und der Graf von D - -.
war, dasjenige zu geniessen, was er bereits auf
eine gantz unmäßige Art liebete, sande er den folgen-
den Brief an sie ab:

Jch kan nicht umhin, Jhnen die Grös-
se meiner Leidenschafft und die Danck-
barkeit, so Jhnen schuldig bin, hierdurch
gehorsamst zu eröffnen. Zwar ist die
Feder lange nicht vermögend, auszu-
drucken, was mein Hertz empfindet; und
es ist nichts, so eine Vergleichung mit
demjenigen hätte, das ich ihrentwegen
thun wollte: Gleichwie Sie aber die
liebreichste
Dame in der Welt sind; Also
versichere, daß ich der zärtlichste Liebha-
ber unter allen Manns-Personen sey.
Sie lassen mich demnach wissen, zu wel-
cher Stunde ich kommen darff, Sie des-
sen mündlich zu versichern; vor allen
Dingen aber beschleunigen Sie den
glückseligen Augenblick: Denn der ge-
ringste Verzug machet, daß für Unge-
dult stirbet

Dero
ergebenster Diener etc.

Sie hatte diese Zeilen nicht so bald gelesen, so mu-
ste sie so viel Gütigkeit für ihn hegen, daß sie an
denen Proben, die er ihr von seinen Neigungen

gab,

und der Graf von D ‒ ‒.
war, dasjenige zu genieſſen, was er bereits auf
eine gantz unmaͤßige Art liebete, ſande er den folgen-
den Brief an ſie ab:

Jch kan nicht umhin, Jhnen die Groͤſ-
ſe meiner Leidenſchafft und die Danck-
barkeit, ſo Jhnen ſchuldig bin, hierdurch
gehorſamſt zu eroͤffnen. Zwar iſt die
Feder lange nicht vermoͤgend, auszu-
drucken, was mein Hertz empfindet; und
es iſt nichts, ſo eine Vergleichung mit
demjenigen haͤtte, das ich ihrentwegen
thun wollte: Gleichwie Sie aber die
liebreichſte
Dame in der Welt ſind; Alſo
verſichere, daß ich der zaͤrtlichſte Liebha-
ber unter allen Manns-Perſonen ſey.
Sie laſſen mich demnach wiſſen, zu wel-
cher Stunde ich kommen darff, Sie deſ-
ſen muͤndlich zu verſichern; vor allen
Dingen aber beſchleunigen Sie den
gluͤckſeligen Augenblick: Denn der ge-
ringſte Verzug machet, daß fuͤr Unge-
dult ſtirbet

Dero
ergebenſter Diener ꝛc.

Sie hatte dieſe Zeilen nicht ſo bald geleſen, ſo mu-
ſte ſie ſo viel Guͤtigkeit fuͤr ihn hegen, daß ſie an
denen Proben, die er ihr von ſeinen Neigungen

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[109/0129] und der Graf von D ‒ ‒. war, dasjenige zu genieſſen, was er bereits auf eine gantz unmaͤßige Art liebete, ſande er den folgen- den Brief an ſie ab: Jch kan nicht umhin, Jhnen die Groͤſ- ſe meiner Leidenſchafft und die Danck- barkeit, ſo Jhnen ſchuldig bin, hierdurch gehorſamſt zu eroͤffnen. Zwar iſt die Feder lange nicht vermoͤgend, auszu- drucken, was mein Hertz empfindet; und es iſt nichts, ſo eine Vergleichung mit demjenigen haͤtte, das ich ihrentwegen thun wollte: Gleichwie Sie aber die liebreichſte Dame in der Welt ſind; Alſo verſichere, daß ich der zaͤrtlichſte Liebha- ber unter allen Manns-Perſonen ſey. Sie laſſen mich demnach wiſſen, zu wel- cher Stunde ich kommen darff, Sie deſ- ſen muͤndlich zu verſichern; vor allen Dingen aber beſchleunigen Sie den gluͤckſeligen Augenblick: Denn der ge- ringſte Verzug machet, daß fuͤr Unge- dult ſtirbet Dero ergebenſter Diener ꝛc. Sie hatte dieſe Zeilen nicht ſo bald geleſen, ſo mu- ſte ſie ſo viel Guͤtigkeit fuͤr ihn hegen, daß ſie an denen Proben, die er ihr von ſeinen Neigungen gab,

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/129>, abgerufen am 21.11.2024.