Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Oliver Cromwel. medium zu versuchen: Denn, weil sie wuste, daßder Capitain die eintzige Ursache dieses Liebes- Fiebers wäre, liesse sie ihn selbst zur Tochter ho- len; und weil sie nun anmerckte, daß diese von sei- ner Gegenwart gantz belebt wurde, verschaffte sie ihm, ohne ihres Mannes Wissen, unterschiedliche Visiten. Ob nun die Kranckheit von sich selbsten nachliesse oder des Capitains Gegenwart die Cur würckete, weiß ich nicht; so viel kan ich aber sagen, daß es sich augenscheinlich mit ihr besserte; Allei- ne, da so wohl Vater als Mutter dafür hielten, daß ihre Tochter wieder völlig gesund sey, gieng sie auf einmahl verlohren: Denn, als eines Morgens sie die Magd nicht in ihrer Kammer antraff, gienge sie und sahe sich in der Mutter ihrer nach ihr um; weil sie aber auch da nicht zu finden, geriethe das Hauß bald in einen grossen Aufruhr: Man suchte alles aus, es war aber von keiner Tochter weder zu hören noch zu sehen. Nach sechs Tagen kam ein Brieff an den Alten und sein Weib, mit der Nach- richt, daß ihre Tochter zu Bristol Hochzeit gehabt hätte. Uber dieser Zeitung erstaunten sie alle beyde, und vielen M 3
und Oliver Cromwel. medium zu verſuchen: Denn, weil ſie wuſte, daßder Capitain die eintzige Urſache dieſes Liebes- Fiebers waͤre, lieſſe ſie ihn ſelbſt zur Tochter ho- len; und weil ſie nun anmerckte, daß dieſe von ſei- ner Gegenwart gantz belebt wurde, verſchaffte ſie ihm, ohne ihres Mannes Wiſſen, unterſchiedliche Viſiten. Ob nun die Kranckheit von ſich ſelbſten nachlieſſe oder des Capitains Gegenwart die Cur wuͤrckete, weiß ich nicht; ſo viel kan ich aber ſagen, daß es ſich augenſcheinlich mit ihr beſſerte; Allei- ne, da ſo wohl Vater als Mutter dafuͤr hielten, daß ihre Tochter wieder voͤllig geſund ſey, gieng ſie auf einmahl verlohren: Denn, als eines Morgens ſie die Magd nicht in ihrer Kammer antraff, gienge ſie und ſahe ſich in der Mutter ihrer nach ihr um; weil ſie aber auch da nicht zu finden, geriethe das Hauß bald in einen groſſen Aufruhr: Man ſuchte alles aus, es war aber von keiner Tochter weder zu hoͤren noch zu ſehen. Nach ſechs Tagen kam ein Brieff an den Alten und ſein Weib, mit der Nach- richt, daß ihre Tochter zu Briſtol Hochzeit gehabt haͤtte. Uber dieſer Zeitung erſtaunten ſie alle beyde, und vielen M 3
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und Oliver Cromwel.
medium zu verſuchen: Denn, weil ſie wuſte, daß
der Capitain die eintzige Urſache dieſes Liebes-
Fiebers waͤre, lieſſe ſie ihn ſelbſt zur Tochter ho-
len; und weil ſie nun anmerckte, daß dieſe von ſei-
ner Gegenwart gantz belebt wurde, verſchaffte ſie
ihm, ohne ihres Mannes Wiſſen, unterſchiedliche
Viſiten. Ob nun die Kranckheit von ſich ſelbſten
nachlieſſe oder des Capitains Gegenwart die Cur
wuͤrckete, weiß ich nicht; ſo viel kan ich aber ſagen,
daß es ſich augenſcheinlich mit ihr beſſerte; Allei-
ne, da ſo wohl Vater als Mutter dafuͤr hielten, daß
ihre Tochter wieder voͤllig geſund ſey, gieng ſie auf
einmahl verlohren: Denn, als eines Morgens ſie
die Magd nicht in ihrer Kammer antraff, gienge
ſie und ſahe ſich in der Mutter ihrer nach ihr um;
weil ſie aber auch da nicht zu finden, geriethe das
Hauß bald in einen groſſen Aufruhr: Man ſuchte
alles aus, es war aber von keiner Tochter weder zu
hoͤren noch zu ſehen. Nach ſechs Tagen kam ein
Brieff an den Alten und ſein Weib, mit der Nach-
richt, daß ihre Tochter zu Briſtol Hochzeit gehabt
haͤtte.
Uber dieſer Zeitung erſtaunten ſie alle beyde, und
der Vater erzuͤrnete ſich ſo erſchrecklich deßwegen,
daß er, ohne die Sache weiter zu unterſuchen, dem
Capitain alles Ungluͤck auf den Halß fluchete,
und der Tochter, daß ſie nimmermehr mit einander
auf einen gruͤnen Zweig kommen moͤchten, mit
vielen
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