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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Robinson,
Als er nach Hause gekommen, sperrete ihn sein Va-
ter in seine Kammer ein, und ließ ihn bewachen.
Da begab sichs, daß eben zu der Zeit eine nach Tür-
ckey gehende Flotte zu Portsmouth auf guten
Wind wartete, von welcher der alte Herr des fol-
genden Tages Nachricht erhielte; Nachdem er
nun einige Kauff-Leute um Rath gefragt, resol-
vir
te er sich, seinen Sohn nach Smyrna zu sen-
den, mit einem scharffen Befehl, ihn daselbst in
Verwahrung zu halten, biß er weitere Ordre er-
theilen würde. Er war so fürsichtig, daß er ihn
biß ins Schiff begleitete, und satzte keinen Fuß von
Portsmouth fort, biß man den Ancker gehoben,
und die gantze Flotte unter Seegel gienge.

Es verlieffen unterschiedliche Tage, ehe sie die
geringste Nachricht von ihrem Liebsten einziehen
kunnte; Als sie aber hörete, wie sein Vater mit ihm
umgegangen, daß er ihn wider seinen Willen nach
Smyrna gesendet, grämte sie sich bald zu einem
Schatten. Mittlerweile suchte ein anderer junger
Courtisan Addresse bey ihr; weil er aber sa-
he, daß alle seine Bemühungen vergeblich waren,
(denn ihr gantzes Hertz hienge an dem andern;)
gedachte er sie durch List zu erhalten: Er gieng des-
wegen hin zu seines Mitbuhlers Vater, welcher, zu
seinem grössesten Leidwesen, aus der Türckey Nach-
richt erhalten, daß seines Sohns Liebe noch unver-
änderlich wäre. Es stellete sich also dieser andere

Lieb-

Madame Robinſon,
Als er nach Hauſe gekommen, ſperrete ihn ſein Va-
ter in ſeine Kammer ein, und ließ ihn bewachen.
Da begab ſichs, daß eben zu der Zeit eine nach Tuͤr-
ckey gehende Flotte zu Portsmouth auf guten
Wind wartete, von welcher der alte Herr des fol-
genden Tages Nachricht erhielte; Nachdem er
nun einige Kauff-Leute um Rath gefragt, reſol-
vir
te er ſich, ſeinen Sohn nach Smyrna zu ſen-
den, mit einem ſcharffen Befehl, ihn daſelbſt in
Verwahrung zu halten, biß er weitere Ordre er-
theilen wuͤrde. Er war ſo fuͤrſichtig, daß er ihn
biß ins Schiff begleitete, und ſatzte keinen Fuß von
Portsmouth fort, biß man den Ancker gehoben,
und die gantze Flotte unter Seegel gienge.

Es verlieffen unterſchiedliche Tage, ehe ſie die
geringſte Nachricht von ihrem Liebſten einziehen
kunnte; Als ſie aber hoͤrete, wie ſein Vater mit ihm
umgegangen, daß er ihn wider ſeinen Willen nach
Smyrna geſendet, graͤmte ſie ſich bald zu einem
Schatten. Mittlerweile ſuchte ein anderer junger
Courtiſan Addreſſe bey ihr; weil er aber ſa-
he, daß alle ſeine Bemuͤhungen vergeblich waren,
(denn ihr gantzes Hertz hienge an dem andern;)
gedachte er ſie durch Liſt zu erhalten: Er gieng des-
wegen hin zu ſeines Mitbuhlers Vater, welcher, zu
ſeinem groͤſſeſten Leidweſen, aus der Tuͤrckey Nach-
richt erhalten, daß ſeines Sohns Liebe noch unver-
aͤnderlich waͤre. Es ſtellete ſich alſo dieſer andere

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[188/0208] Madame Robinſon, Als er nach Hauſe gekommen, ſperrete ihn ſein Va- ter in ſeine Kammer ein, und ließ ihn bewachen. Da begab ſichs, daß eben zu der Zeit eine nach Tuͤr- ckey gehende Flotte zu Portsmouth auf guten Wind wartete, von welcher der alte Herr des fol- genden Tages Nachricht erhielte; Nachdem er nun einige Kauff-Leute um Rath gefragt, reſol- virte er ſich, ſeinen Sohn nach Smyrna zu ſen- den, mit einem ſcharffen Befehl, ihn daſelbſt in Verwahrung zu halten, biß er weitere Ordre er- theilen wuͤrde. Er war ſo fuͤrſichtig, daß er ihn biß ins Schiff begleitete, und ſatzte keinen Fuß von Portsmouth fort, biß man den Ancker gehoben, und die gantze Flotte unter Seegel gienge. Es verlieffen unterſchiedliche Tage, ehe ſie die geringſte Nachricht von ihrem Liebſten einziehen kunnte; Als ſie aber hoͤrete, wie ſein Vater mit ihm umgegangen, daß er ihn wider ſeinen Willen nach Smyrna geſendet, graͤmte ſie ſich bald zu einem Schatten. Mittlerweile ſuchte ein anderer junger Courtiſan Addreſſe bey ihr; weil er aber ſa- he, daß alle ſeine Bemuͤhungen vergeblich waren, (denn ihr gantzes Hertz hienge an dem andern;) gedachte er ſie durch Liſt zu erhalten: Er gieng des- wegen hin zu ſeines Mitbuhlers Vater, welcher, zu ſeinem groͤſſeſten Leidweſen, aus der Tuͤrckey Nach- richt erhalten, daß ſeines Sohns Liebe noch unver- aͤnderlich waͤre. Es ſtellete ſich alſo dieſer andere Lieb-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/208>, abgerufen am 24.11.2024.