Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und der Hertzog von Tyreonnel. Liebhaber, als nähme er Antheil an seinem Miß-vergnügen; er vermeldete ihm dahero: Daß, im Fall Monsieur Robinson so beständig verhar- rete, sie wohl einander noch zu Theil werden dürff- ten, woferne anders sein Sohn am Leben bliebe und etwann einmal sein eigener Herr würde; Das eintzige Mittel demnach, solches zu hintertreiben, würde seyn, wenn man einem von denen Verlieb- ten weiß machen könnte, als ob das andere in die Elisaeischen Felder gereist wäre. Die Conse- quence dieses Kunst-Griffes, lieget am Tage. Der alte Herr danckte diesem jungen Menschen für seinen Rath, schriebe Brieffe in die Türckey, worin- nen er berichtete, Mademoiselle Robinson sey gestorben, sprengete auch dergleichen erdichteten Ruff von seinem selbst eigenen Sohn aus, welcher auch würcklich von allen, denen er zu Ohren kam, geglaubet wurde; ja, der Sache einen desto bessern Schein zu geben, legte er nebst seiner gantzen Fa- milie die Trauer an. Ob nun wohl Mademoiselle Robinson sol- nahm,
und der Hertzog von Tyreonnel. Liebhaber, als naͤhme er Antheil an ſeinem Miß-vergnuͤgen; er vermeldete ihm dahero: Daß, im Fall Monſieur Robinſon ſo beſtaͤndig verhar- rete, ſie wohl einander noch zu Theil werden duͤrff- ten, woferne anders ſein Sohn am Leben bliebe und etwann einmal ſein eigener Herr wuͤrde; Das eintzige Mittel demnach, ſolches zu hintertreiben, wuͤrde ſeyn, wenn man einem von denen Verlieb- ten weiß machen koͤnnte, als ob das andere in die Eliſæiſchen Felder gereiſt waͤre. Die Conſe- quence dieſes Kunſt-Griffes, lieget am Tage. Der alte Herr danckte dieſem jungen Menſchen fuͤr ſeinen Rath, ſchriebe Brieffe in die Tuͤrckey, worin- nen er berichtete, Mademoiſelle Robinſon ſey geſtorben, ſprengete auch dergleichen erdichteten Ruff von ſeinem ſelbſt eigenen Sohn aus, welcher auch wuͤrcklich von allen, denen er zu Ohren kam, geglaubet wurde; ja, der Sache einen deſto beſſern Schein zu geben, legte er nebſt ſeiner gantzen Fa- milie die Trauer an. Ob nun wohl Mademoiſelle Robinſon ſol- nahm,
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und der Hertzog von Tyreonnel.
Liebhaber, als naͤhme er Antheil an ſeinem Miß-
vergnuͤgen; er vermeldete ihm dahero: Daß, im
Fall Monſieur Robinſon ſo beſtaͤndig verhar-
rete, ſie wohl einander noch zu Theil werden duͤrff-
ten, woferne anders ſein Sohn am Leben bliebe
und etwann einmal ſein eigener Herr wuͤrde; Das
eintzige Mittel demnach, ſolches zu hintertreiben,
wuͤrde ſeyn, wenn man einem von denen Verlieb-
ten weiß machen koͤnnte, als ob das andere in die
Eliſæiſchen Felder gereiſt waͤre. Die Conſe-
quence dieſes Kunſt-Griffes, lieget am Tage.
Der alte Herr danckte dieſem jungen Menſchen fuͤr
ſeinen Rath, ſchriebe Brieffe in die Tuͤrckey, worin-
nen er berichtete, Mademoiſelle Robinſon ſey
geſtorben, ſprengete auch dergleichen erdichteten
Ruff von ſeinem ſelbſt eigenen Sohn aus, welcher
auch wuͤrcklich von allen, denen er zu Ohren kam,
geglaubet wurde; ja, der Sache einen deſto beſſern
Schein zu geben, legte er nebſt ſeiner gantzen Fa-
milie die Trauer an.
Ob nun wohl Mademoiſelle Robinſon ſol-
cher geſtalt wenig oder keine Hoffnung mehr hatte,
ihres verbanneten Liebſten Ehe-Weib zu werden;
ſo betruͤbte ſie doch die traurige Poſt von ſeinem
Tod ungemein; und war es weit gefehlt, daß ſie
diejenige Veraͤnderung ihres Hertzens erregen ſol-
len, welche ihr gegenwaͤrtiger Liebſter erwartete,
Gleichwie aber ihre Schoͤnheit taͤglich mehr zu-
nahm,
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