darauf studiren, was er zu dem nächsten Boot, so ihnen begegnen würde, sagen sollte; weil doch die ersten Worte, gleich denen ersten Hieben, schon so gut als der halbe Sieg wären. Auf diese Weise schwummen sie auf den schlipfferigen Wellen der glatten Themse hin, und hörten bißweilen dem angenehmen Rauschen des flispernden Schilffes und der auf aneinander stossenden Weiden zu, wel- che das lustige Ufer ausziereten, und aus Danck- barheit gegen die kühlen Lüfftgen, die ihre grünen Blätter in eine solche musicalische Bewegung verwandelten, die zarten Häupter sittiglich zur Er- den beugeten. Das Wetter erwiese sich so tem- perirt und so ungemein favorable, und die strah- lende Sonne schiene mit solchem fürtrefflichen Glantz, daß niemals kein schönerer Tag den Auf- zug eines Lord Mayors oder Bürge-Meisters in London beglücken können.
Endlich langeten sie zu Mortlock an, und erholeten sich ein wenig in der alten Hahnreyma- chenden Behausung des Garters; Jhre vom ste- ten Sitzen fast gantz erstarrete Beine aber ein we- nig wiederum zu beleben, spatzierten sie zu Fuß nach Richmond; und bestellten es bey dem Boot, wo sie sich daselbsten würden antreffen lassen: Sol- cher gestalt vermieden sie einen verdrüßlichen weit- läufftigen Umfang, den man zu Wasser nehmen muste. Sie spatzierten, indem sie einander so ver-
liebt,
Betty Sands,
darauf ſtudiren, was er zu dem naͤchſten Boot, ſo ihnen begegnen wuͤrde, ſagen ſollte; weil doch die erſten Worte, gleich denen erſten Hieben, ſchon ſo gut als der halbe Sieg waͤren. Auf dieſe Weiſe ſchwummen ſie auf den ſchlipfferigen Wellen der glatten Themſe hin, und hoͤrten bißweilen dem angenehmen Rauſchen des fliſpernden Schilffes und der auf aneinander ſtoſſenden Weiden zu, wel- che das luſtige Ufer ausziereten, und aus Danck- barheit gegen die kuͤhlen Luͤfftgen, die ihre gruͤnen Blaͤtter in eine ſolche muſicaliſche Bewegung verwandelten, die zarten Haͤupter ſittiglich zur Er- den beugeten. Das Wetter erwieſe ſich ſo tem- perirt und ſo ungemein favorable, und die ſtrah- lende Sonne ſchiene mit ſolchem fuͤrtrefflichen Glantz, daß niemals kein ſchoͤnerer Tag den Auf- zug eines Lord Mayors oder Buͤrge-Meiſters in London begluͤcken koͤnnen.
Endlich langeten ſie zu Mortlock an, und erholeten ſich ein wenig in der alten Hahnreyma- chenden Behauſung des Garters; Jhre vom ſte- ten Sitzen faſt gantz erſtarrete Beine aber ein we- nig wiederum zu beleben, ſpatzierten ſie zu Fuß nach Richmond; und beſtellten es bey dem Boot, wo ſie ſich daſelbſten wuͤrden antreffen laſſen: Sol- cher geſtalt vermieden ſie einen verdruͤßlichen weit- laͤufftigen Umfang, den man zu Waſſer nehmen muſte. Sie ſpatzierten, indem ſie einander ſo ver-
liebt,
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Betty Sands,
darauf ſtudiren, was er zu dem naͤchſten Boot,
ſo ihnen begegnen wuͤrde, ſagen ſollte; weil doch die
erſten Worte, gleich denen erſten Hieben, ſchon ſo
gut als der halbe Sieg waͤren. Auf dieſe Weiſe
ſchwummen ſie auf den ſchlipfferigen Wellen der
glatten Themſe hin, und hoͤrten bißweilen dem
angenehmen Rauſchen des fliſpernden Schilffes
und der auf aneinander ſtoſſenden Weiden zu, wel-
che das luſtige Ufer ausziereten, und aus Danck-
barheit gegen die kuͤhlen Luͤfftgen, die ihre gruͤnen
Blaͤtter in eine ſolche muſicaliſche Bewegung
verwandelten, die zarten Haͤupter ſittiglich zur Er-
den beugeten. Das Wetter erwieſe ſich ſo tem-
perirt und ſo ungemein favorable, und die ſtrah-
lende Sonne ſchiene mit ſolchem fuͤrtrefflichen
Glantz, daß niemals kein ſchoͤnerer Tag den Auf-
zug eines Lord Mayors oder Buͤrge-Meiſters in
London begluͤcken koͤnnen.
Endlich langeten ſie zu Mortlock an, und
erholeten ſich ein wenig in der alten Hahnreyma-
chenden Behauſung des Garters; Jhre vom ſte-
ten Sitzen faſt gantz erſtarrete Beine aber ein we-
nig wiederum zu beleben, ſpatzierten ſie zu Fuß nach
Richmond; und beſtellten es bey dem Boot, wo
ſie ſich daſelbſten wuͤrden antreffen laſſen: Sol-
cher geſtalt vermieden ſie einen verdruͤßlichen weit-
laͤufftigen Umfang, den man zu Waſſer nehmen
muſte. Sie ſpatzierten, indem ſie einander ſo ver-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/218>, abgerufen am 16.02.2025.
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