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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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König Henricus II.
als den Todt selbsten scheuen würden:
Dessen ungeachtet,
fieng er bald wieder an,
muß ich lieben, massen die Liebe machet,
daß ein Mensch allem Unglück Trotz bie-
tet, und ihm edle und großmüthige Ge-
dancken einflösset, welche eine
Emulation
in ihm erwecken, und sein Hertz alle
Schwierigkeiten überwünden lassen.

Und es ist gewiß, der König hatte nicht wenig Mit-
Buhler, sie musten sich aber iederzeit bescheiden, ihm
die Ehre des Vorzugs in denen Neigungen der un-
vergleichlichen Rosamonda zu geben, welche von
Natur keine schlechte Anmuth besaß, und eine Da-
me
von ungemeiner Lebhafftigkeit war, so einen
Liebhaber so leicht nicht indifferent, vielweniger
ihrer überdrüßig werden liesse. Dieser König war
ein genauer Kenner ihrer Meriten und bezaubern-
den Wesens, iemehr er demnach an sie gedachte,
desto mehr muste er sich, sie zu lieben, entschliessen.
Weil aber die alte Madame Clifford einiger-
massen jaloux war, daß Heinricus und ihre
Tochter einen Liebes-Vertrag mit einander geschlos-
sen hatten, kam sie nicht so offt nach Hofe als sie son-
sten pflegte, sondern reisete aufs Land, allwo Rosa-
monda
des Anschauens ihres Königl. Amanten
beraubet leben muste, dem sie auf seine von sich gege-
bene Promessen, Cron und Scepter vor ihre Füsse
zu legen, einige Versicherung ihres Respects und

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Koͤnig Henricus II.
als den Todt ſelbſten ſcheuen wuͤrden:
Deſſen ungeachtet,
fieng er bald wieder an,
muß ich lieben, maſſen die Liebe machet,
daß ein Menſch allem Ungluͤck Trotz bie-
tet, und ihm edle und großmuͤthige Ge-
dancken einfloͤſſet, welche eine
Emulation
in ihm erwecken, und ſein Hertz alle
Schwierigkeiten uͤberwuͤnden laſſen.

Und es iſt gewiß, der Koͤnig hatte nicht wenig Mit-
Buhler, ſie muſten ſich aber iederzeit beſcheiden, ihm
die Ehre des Vorzugs in denen Neigungen der un-
vergleichlichen Roſamonda zu geben, welche von
Natur keine ſchlechte Anmuth beſaß, und eine Da-
me
von ungemeiner Lebhafftigkeit war, ſo einen
Liebhaber ſo leicht nicht indifferent, vielweniger
ihrer uͤberdruͤßig werden lieſſe. Dieſer Koͤnig war
ein genauer Kenner ihrer Meriten und bezaubern-
den Weſens, iemehr er demnach an ſie gedachte,
deſto mehr muſte er ſich, ſie zu lieben, entſchlieſſen.
Weil aber die alte Madame Clifford einiger-
maſſen jaloux war, daß Heinricus und ihre
Tochter einen Liebes-Vertrag mit einander geſchloſ-
ſen hatten, kam ſie nicht ſo offt nach Hofe als ſie ſon-
ſten pflegte, ſondern reiſete aufs Land, allwo Roſa-
monda
des Anſchauens ihres Koͤnigl. Amanten
beraubet leben muſte, dem ſie auf ſeine von ſich gege-
bene Promeſſen, Cron und Scepter vor ihre Fuͤſſe
zu legen, einige Verſicherung ihres Reſpects und

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[3/0023] Koͤnig Henricus II. als den Todt ſelbſten ſcheuen wuͤrden: Deſſen ungeachtet, fieng er bald wieder an, muß ich lieben, maſſen die Liebe machet, daß ein Menſch allem Ungluͤck Trotz bie- tet, und ihm edle und großmuͤthige Ge- dancken einfloͤſſet, welche eine Emulation in ihm erwecken, und ſein Hertz alle Schwierigkeiten uͤberwuͤnden laſſen. Und es iſt gewiß, der Koͤnig hatte nicht wenig Mit- Buhler, ſie muſten ſich aber iederzeit beſcheiden, ihm die Ehre des Vorzugs in denen Neigungen der un- vergleichlichen Roſamonda zu geben, welche von Natur keine ſchlechte Anmuth beſaß, und eine Da- me von ungemeiner Lebhafftigkeit war, ſo einen Liebhaber ſo leicht nicht indifferent, vielweniger ihrer uͤberdruͤßig werden lieſſe. Dieſer Koͤnig war ein genauer Kenner ihrer Meriten und bezaubern- den Weſens, iemehr er demnach an ſie gedachte, deſto mehr muſte er ſich, ſie zu lieben, entſchlieſſen. Weil aber die alte Madame Clifford einiger- maſſen jaloux war, daß Heinricus und ihre Tochter einen Liebes-Vertrag mit einander geſchloſ- ſen hatten, kam ſie nicht ſo offt nach Hofe als ſie ſon- ſten pflegte, ſondern reiſete aufs Land, allwo Roſa- monda des Anſchauens ihres Koͤnigl. Amanten beraubet leben muſte, dem ſie auf ſeine von ſich gege- bene Promeſſen, Cron und Scepter vor ihre Fuͤſſe zu legen, einige Verſicherung ihres Reſpects und Hoch- A 2

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/23>, abgerufen am 21.11.2024.