Hochachtung vor seine Person, gethan hatte. Sie sprach ihn öffters durch die Zunge der Abwesenheit, ich will sagen, durch heimliche Liebes-Briefe, welche Se. Maj. höher, als sein Königreich schätzte, im- massen sie so wohl schriebe, als redete; und in die- sem kunte es ihr damahls keine andere ihres Ge- schlechts gleich-geschweige zuvor thun.
Jhre Leibes-Gestalt betreffend, hatte sie zwey hell- blitzende Stirn-Saphieren, will sagen, schöne grosse Himmel-blaue Augen, die dergestalt mit Glantz an- gefüllet waren, daß man solche, ohne Gefahr in Brand gestecket zu werden, nicht wohl vertragen kunte: Die Zähne waren so weiß, als Perlen: Der geballte Schnee der Brüste und die gantze Leibes- Gestalt war mit einer Incarnat-Farbe auf eine überaus annehmliche Weiße untermenget: Die Statur schmahl und schlang, der gantze Leib wohl gesetzet und auf das netteste gebildet. Auf der an- dern Seite war der König auch nicht häßlich, son- dern schön, belebt und jung; und was ihm sonsten noch bey der unvergleichlichen Rosamond ange- nehm und liebenswürdig machte, war eine sonder- bahre Air de Qualite, und seine Mine, die was recht galantes mit sich führte. Ob er nun wohl einen glorieusen Sieg über das zarte Hertz dieses jungen Frauenzimmers erhalten hatte; so bliebe doch die Mutter deßwegen so eyfersüchtig als Juno über der lo, und verharrete noch beständig auffm
Lande;
Die ſchoͤne Roſamond
Hochachtung vor ſeine Perſon, gethan hatte. Sie ſprach ihn oͤffters durch die Zunge der Abweſenheit, ich will ſagen, durch heimliche Liebes-Briefe, welche Se. Maj. hoͤher, als ſein Koͤnigreich ſchaͤtzte, im- maſſen ſie ſo wohl ſchriebe, als redete; und in die- ſem kunte es ihr damahls keine andere ihres Ge- ſchlechts gleich-geſchweige zuvor thun.
Jhre Leibes-Geſtalt betreffend, hatte ſie zwey hell- blitzende Stirn-Saphieren, will ſagen, ſchoͤne groſſe Himmel-blaue Augen, die dergeſtalt mit Glantz an- gefuͤllet waren, daß man ſolche, ohne Gefahr in Brand geſtecket zu werden, nicht wohl vertragen kunte: Die Zaͤhne waren ſo weiß, als Perlen: Der geballte Schnee der Bruͤſte und die gantze Leibes- Geſtalt war mit einer Incarnat-Farbe auf eine uͤberaus annehmliche Weiße untermenget: Die Statur ſchmahl und ſchlang, der gantze Leib wohl geſetzet und auf das netteſte gebildet. Auf der an- dern Seite war der Koͤnig auch nicht haͤßlich, ſon- dern ſchoͤn, belebt und jung; und was ihm ſonſten noch bey der unvergleichlichen Roſamond ange- nehm und liebenswuͤrdig machte, war eine ſonder- bahre Air de Qualité, und ſeine Mine, die was recht galantes mit ſich fuͤhrte. Ob er nun wohl einen glorieuſen Sieg uͤber das zarte Hertz dieſes jungen Frauenzimmers erhalten hatte; ſo bliebe doch die Mutter deßwegen ſo eyferſuͤchtig als Juno uͤber der lo, und verharrete noch beſtaͤndig auffm
Lande;
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Die ſchoͤne Roſamond
Hochachtung vor ſeine Perſon, gethan hatte. Sie
ſprach ihn oͤffters durch die Zunge der Abweſenheit,
ich will ſagen, durch heimliche Liebes-Briefe, welche
Se. Maj. hoͤher, als ſein Koͤnigreich ſchaͤtzte, im-
maſſen ſie ſo wohl ſchriebe, als redete; und in die-
ſem kunte es ihr damahls keine andere ihres Ge-
ſchlechts gleich-geſchweige zuvor thun.
Jhre Leibes-Geſtalt betreffend, hatte ſie zwey hell-
blitzende Stirn-Saphieren, will ſagen, ſchoͤne groſſe
Himmel-blaue Augen, die dergeſtalt mit Glantz an-
gefuͤllet waren, daß man ſolche, ohne Gefahr in
Brand geſtecket zu werden, nicht wohl vertragen
kunte: Die Zaͤhne waren ſo weiß, als Perlen: Der
geballte Schnee der Bruͤſte und die gantze Leibes-
Geſtalt war mit einer Incarnat-Farbe auf eine
uͤberaus annehmliche Weiße untermenget: Die
Statur ſchmahl und ſchlang, der gantze Leib wohl
geſetzet und auf das netteſte gebildet. Auf der an-
dern Seite war der Koͤnig auch nicht haͤßlich, ſon-
dern ſchoͤn, belebt und jung; und was ihm ſonſten
noch bey der unvergleichlichen Roſamond ange-
nehm und liebenswuͤrdig machte, war eine ſonder-
bahre Air de Qualité, und ſeine Mine, die was
recht galantes mit ſich fuͤhrte. Ob er nun wohl
einen glorieuſen Sieg uͤber das zarte Hertz dieſes
jungen Frauenzimmers erhalten hatte; ſo bliebe
doch die Mutter deßwegen ſo eyferſuͤchtig als Juno
uͤber der lo, und verharrete noch beſtaͤndig auffm
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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