Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und William Penn, ein Quacker.
daß er sie öffters besuchte, und mit derjenigen ent-
zückenden Vergnüglichkeit, nach welcher er so lange
vergeblich geseufftzet, von ihr beseeliget wurde. Diese
Conversation kam dem Herrn Needham,
dessen Nahmen sie auf ihrem Sterbe-Bette an-
nahm, endlich gar verdächtig vor: Dahero er dem
Cole einsmals in der Nacht unten auf der Trep-
pe aufpassete, und, als derselbe von ihr hinweg
gehen wollte, ihn mit seinem blossen Degen durchs
Hertz rennete, von welcher Wunde er alsbald todt
zur Erden fiel; Hierauf schickte er geschwind nach
einen guten Freund, und machte ihm sein gegen-
wärtiges Unglück bekannt, vertraute die Aufsicht
seines Hauses und Güter seinen Händen an, nahm
seiner falschen Concubine allen Schmuck wie-
der, jagte sie von sich, und nahm hierauf die Flucht;
Er muste aber auf seiner Reise von Harwich nach
den Brill elendiglich ersauffen.

Weil Madame Needham noch etwas Geld
davon gebracht, kleidete sie sich in einen schlechten
bürgerlichen Habit, begab sich an einen abgelege-
nen Ort in der Stadt, wo sie eine bequeme Stu-
be miethete, und sich für eine Heiligin ausgab, auch
alle Privat-Conventicula, von denen sie nur
Nachricht einziehen kunnte, besuchte: Da seufftzete
sie, verkehrte die Augen, machte Posituren, war
so fleißig in denen Lectionibus und Auslegun-
gen, daß sie in kurtzem anfienge bekannt zu werden,

und

und William Penn, ein Quacker.
daß er ſie oͤffters beſuchte, und mit derjenigen ent-
zuͤckenden Vergnuͤglichkeit, nach welcher er ſo lange
vergeblich geſeufftzet, von ihr beſeeliget wurde. Dieſe
Converſation kam dem Herrn Needham,
deſſen Nahmen ſie auf ihrem Sterbe-Bette an-
nahm, endlich gar verdaͤchtig vor: Dahero er dem
Cole einsmals in der Nacht unten auf der Trep-
pe aufpaſſete, und, als derſelbe von ihr hinweg
gehen wollte, ihn mit ſeinem bloſſen Degen durchs
Hertz rennete, von welcher Wunde er alsbald todt
zur Erden fiel; Hierauf ſchickte er geſchwind nach
einen guten Freund, und machte ihm ſein gegen-
waͤrtiges Ungluͤck bekannt, vertraute die Aufſicht
ſeines Hauſes und Guͤter ſeinen Haͤnden an, nahm
ſeiner falſchen Concubine allen Schmuck wie-
der, jagte ſie von ſich, und nahm hierauf die Flucht;
Er muſte aber auf ſeiner Reiſe von Harwich nach
den Brill elendiglich erſauffen.

Weil Madame Needham noch etwas Geld
davon gebracht, kleidete ſie ſich in einen ſchlechten
buͤrgerlichen Habit, begab ſich an einen abgelege-
nen Ort in der Stadt, wo ſie eine bequeme Stu-
be miethete, und ſich fuͤr eine Heiligin ausgab, auch
alle Privat-Conventicula, von denen ſie nur
Nachricht einziehen kunnte, beſuchte: Da ſeufftzete
ſie, verkehrte die Augen, machte Poſituren, war
ſo fleißig in denen Lectionibus und Auslegun-
gen, daß ſie in kurtzem anfienge bekannt zu werden,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0239" n="219"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">William Penn,</hi> ein Quacker.</hi></fw><lb/>
daß er &#x017F;ie o&#x0364;ffters be&#x017F;uchte, und mit derjenigen ent-<lb/>
zu&#x0364;ckenden Vergnu&#x0364;glichkeit, nach welcher er &#x017F;o lange<lb/>
vergeblich ge&#x017F;eufftzet, von ihr be&#x017F;eeliget wurde. Die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation</hi> kam dem Herrn <hi rendition="#aq">Needham,</hi><lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Nahmen &#x017F;ie auf ihrem Sterbe-Bette an-<lb/>
nahm, endlich gar verda&#x0364;chtig vor: Dahero er dem<lb/><hi rendition="#aq">Cole</hi> einsmals in der Nacht unten auf der Trep-<lb/>
pe aufpa&#x017F;&#x017F;ete, und, als der&#x017F;elbe von ihr hinweg<lb/>
gehen wollte, ihn mit &#x017F;einem blo&#x017F;&#x017F;en Degen durchs<lb/>
Hertz rennete, von welcher Wunde er alsbald todt<lb/>
zur Erden fiel; Hierauf &#x017F;chickte er ge&#x017F;chwind nach<lb/>
einen guten Freund, und machte ihm &#x017F;ein gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtiges Unglu&#x0364;ck bekannt, vertraute die Auf&#x017F;icht<lb/>
&#x017F;eines Hau&#x017F;es und Gu&#x0364;ter &#x017F;einen Ha&#x0364;nden an, nahm<lb/>
&#x017F;einer fal&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Concubine</hi> allen Schmuck wie-<lb/>
der, jagte &#x017F;ie von &#x017F;ich, und nahm hierauf die Flucht;<lb/>
Er mu&#x017F;te aber auf &#x017F;einer Rei&#x017F;e von <hi rendition="#aq">Harwich</hi> nach<lb/>
den <hi rendition="#aq">Brill</hi> elendiglich er&#x017F;auffen.</p><lb/>
          <p>Weil <hi rendition="#aq">Madame Needham</hi> noch etwas Geld<lb/>
davon gebracht, kleidete &#x017F;ie &#x017F;ich in einen &#x017F;chlechten<lb/>
bu&#x0364;rgerlichen Habit, begab &#x017F;ich an einen abgelege-<lb/>
nen Ort in der Stadt, wo &#x017F;ie eine bequeme Stu-<lb/>
be miethete, und &#x017F;ich fu&#x0364;r eine Heiligin ausgab, auch<lb/>
alle <hi rendition="#aq">Privat-Conventicula,</hi> von denen &#x017F;ie nur<lb/>
Nachricht einziehen kunnte, be&#x017F;uchte: Da &#x017F;eufftzete<lb/>
&#x017F;ie, verkehrte die Augen, machte <hi rendition="#aq">Po&#x017F;itur</hi>en, war<lb/>
&#x017F;o fleißig in denen <hi rendition="#aq">Lectionibus</hi> und Auslegun-<lb/>
gen, daß &#x017F;ie in kurtzem anfienge bekannt zu werden,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0239] und William Penn, ein Quacker. daß er ſie oͤffters beſuchte, und mit derjenigen ent- zuͤckenden Vergnuͤglichkeit, nach welcher er ſo lange vergeblich geſeufftzet, von ihr beſeeliget wurde. Dieſe Converſation kam dem Herrn Needham, deſſen Nahmen ſie auf ihrem Sterbe-Bette an- nahm, endlich gar verdaͤchtig vor: Dahero er dem Cole einsmals in der Nacht unten auf der Trep- pe aufpaſſete, und, als derſelbe von ihr hinweg gehen wollte, ihn mit ſeinem bloſſen Degen durchs Hertz rennete, von welcher Wunde er alsbald todt zur Erden fiel; Hierauf ſchickte er geſchwind nach einen guten Freund, und machte ihm ſein gegen- waͤrtiges Ungluͤck bekannt, vertraute die Aufſicht ſeines Hauſes und Guͤter ſeinen Haͤnden an, nahm ſeiner falſchen Concubine allen Schmuck wie- der, jagte ſie von ſich, und nahm hierauf die Flucht; Er muſte aber auf ſeiner Reiſe von Harwich nach den Brill elendiglich erſauffen. Weil Madame Needham noch etwas Geld davon gebracht, kleidete ſie ſich in einen ſchlechten buͤrgerlichen Habit, begab ſich an einen abgelege- nen Ort in der Stadt, wo ſie eine bequeme Stu- be miethete, und ſich fuͤr eine Heiligin ausgab, auch alle Privat-Conventicula, von denen ſie nur Nachricht einziehen kunnte, beſuchte: Da ſeufftzete ſie, verkehrte die Augen, machte Poſituren, war ſo fleißig in denen Lectionibus und Auslegun- gen, daß ſie in kurtzem anfienge bekannt zu werden, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/239
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/239>, abgerufen am 18.12.2024.