und Wedlock Fetlock seyn: Der Ehe-Stand ein Ehren-Stand; das Freyen ein Freuen, und das Trauen ein Vertrauen. Und der alte Chau- cer hat folgende Meynung vom Heyrathen:
Der Eh-Stand ist ein Vogel-Haus: Wer drinnen ist, wollt gerne raus; Wer haussen ist, wollt gerne nein: Was Menschen nun für Vögel seyn!
Es wolle niemand auf die Gedancken gerathen, als ob ich den Ehe-Stand an sich selbsten verachte; Nein! keinesweges: Eines Menschen Zustand kan sich nicht glückseliger vorgestellet werden, als wenn er mit einem tugendsamen Weibe gesegnet ist; Jch tadele nur diejenigen Weiber, welche, ehe sie Män- ner bekommen, stille, keusch und fromm scheinen, nachdem sie aber verheyrathet sind, ihren Ehe-Gat- ten Hörner aufsetzen, und so turbulent und unge- stümm werden, als der Atlantische Oceanus und die Jrische See; Daß denen Männern solcherge- stalt der Ehe-Stand als eine unerträgliche Sclave- rey und ein mit tausenderley Plagen, Elend, Furcht und Verdrüßlichkeiten beladenes Joch vorkommen muß, welches auch den Teuffel selbsten, als er die Gewalt hatte, dem Hiob alles zu rauben, veranlas- sete, ihm nur allein sein Weib, zur steten Folter und Marter, übrig zu lassen.
XXIII.
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und Daniel Burgeß, ein Presbyt. Prædicant.
und Wedlock Fetlock ſeyn: Der Ehe-Stand ein Ehren-Stand; das Freyen ein Freuen, und das Trauen ein Vertrauen. Und der alte Chau- cer hat folgende Meynung vom Heyrathen:
Der Eh-Stand iſt ein Vogel-Haus: Wer drinnen iſt, wollt gerne raus; Wer hauſſen iſt, wollt gerne nein: Was Menſchen nun fuͤr Voͤgel ſeyn!
Es wolle niemand auf die Gedancken gerathen, als ob ich den Ehe-Stand an ſich ſelbſten verachte; Nein! keinesweges: Eines Menſchen Zuſtand kan ſich nicht gluͤckſeliger vorgeſtellet werden, als wenn er mit einem tugendſamen Weibe geſegnet iſt; Jch tadele nur diejenigen Weiber, welche, ehe ſie Maͤn- ner bekommen, ſtille, keuſch und fromm ſcheinen, nachdem ſie aber verheyrathet ſind, ihren Ehe-Gat- ten Hoͤrner aufſetzen, und ſo turbulent und unge- ſtuͤmm werden, als der Atlantiſche Oceanus und die Jriſche See; Daß denen Maͤnnern ſolcherge- ſtalt der Ehe-Stand als eine unertraͤgliche Sclave- rey und ein mit tauſenderley Plagen, Elend, Furcht und Verdruͤßlichkeiten beladenes Joch vorkommen muß, welches auch den Teuffel ſelbſten, als er die Gewalt hatte, dem Hiob alles zu rauben, veranlaſ- ſete, ihm nur allein ſein Weib, zur ſteten Folter und Marter, uͤbrig zu laſſen.
XXIII.
P 4
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und Daniel Burgeß, ein Presbyt. Prædicant.
und Wedlock Fetlock ſeyn: Der Ehe-Stand
ein Ehren-Stand; das Freyen ein Freuen, und
das Trauen ein Vertrauen. Und der alte Chau-
cer hat folgende Meynung vom Heyrathen:
Der Eh-Stand iſt ein Vogel-Haus:
Wer drinnen iſt, wollt gerne raus;
Wer hauſſen iſt, wollt gerne nein:
Was Menſchen nun fuͤr Voͤgel ſeyn!
Es wolle niemand auf die Gedancken gerathen, als
ob ich den Ehe-Stand an ſich ſelbſten verachte;
Nein! keinesweges: Eines Menſchen Zuſtand kan
ſich nicht gluͤckſeliger vorgeſtellet werden, als wenn
er mit einem tugendſamen Weibe geſegnet iſt; Jch
tadele nur diejenigen Weiber, welche, ehe ſie Maͤn-
ner bekommen, ſtille, keuſch und fromm ſcheinen,
nachdem ſie aber verheyrathet ſind, ihren Ehe-Gat-
ten Hoͤrner aufſetzen, und ſo turbulent und unge-
ſtuͤmm werden, als der Atlantiſche Oceanus und
die Jriſche See; Daß denen Maͤnnern ſolcherge-
ſtalt der Ehe-Stand als eine unertraͤgliche Sclave-
rey und ein mit tauſenderley Plagen, Elend, Furcht
und Verdruͤßlichkeiten beladenes Joch vorkommen
muß, welches auch den Teuffel ſelbſten, als er die
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/251>, abgerufen am 21.11.2024.
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