Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und ein gewisser ausländischer Printz. wunderbaren Standhafftigkeit aus, indem sie nuretliche Seufftzer heraus stiesse, welche bloß dahin giengen, ihn desto mehr anzufrischen. Nachge- hends relagirte er sie mit allerhand Confituren, und weil nunmehro die Leute bald aus der Kirche kommen wollten, liesse er sie gehen, bande ihr aber zuvörderst ein, ihm etliche Sonntage nach einan- der zu besuchen, damit er diese süsse Operation wiederholen möchte, welche, wie er sie überredete, zu ihrem verlangten Zweck nöthig wäre. Sie ver- fehlte unter sechs Sonntagen keinen, ihn, seines ge- gebenen Raths gemäß, zu besuchen; Und nach Ver- fliessung solcher Zeit berichtete er ihr, nun wäre es genug; nicht, als ob er nicht von Grund der See- len gewünschet, dieses jungen Dinges Doctor län- ger zu seyn, sondern, weil er sich für denen Wür- ckungen ihres grossen Leibes furchte; und eben die- serwegen packte er seinen Triacle-Kram zusam- men und reisete, die Unkosten der Kind-Tauffe zu er- spahren, nach Coventry. Nach neun Monaten wurde diese betrogene Ein- ar- Q 3
und ein gewiſſer auslaͤndiſcher Printz. wunderbaren Standhafftigkeit aus, indem ſie nuretliche Seufftzer heraus ſtieſſe, welche bloß dahin giengen, ihn deſto mehr anzufriſchen. Nachge- hends relagirte er ſie mit allerhand Confituren, und weil nunmehro die Leute bald aus der Kirche kommen wollten, lieſſe er ſie gehen, bande ihr aber zuvoͤrderſt ein, ihm etliche Sonntage nach einan- der zu beſuchen, damit er dieſe ſuͤſſe Operation wiederholen moͤchte, welche, wie er ſie uͤberredete, zu ihrem verlangten Zweck noͤthig waͤre. Sie ver- fehlte unter ſechs Sonntagen keinen, ihn, ſeines ge- gebenen Raths gemaͤß, zu beſuchen; Und nach Ver- flieſſung ſolcher Zeit berichtete er ihr, nun waͤre es genug; nicht, als ob er nicht von Grund der See- len gewuͤnſchet, dieſes jungen Dinges Doctor laͤn- ger zu ſeyn, ſondern, weil er ſich fuͤr denen Wuͤr- ckungen ihres groſſen Leibes furchte; und eben die- ſerwegen packte er ſeinen Triacle-Kram zuſam- men und reiſete, die Unkoſten der Kind-Tauffe zu er- ſpahren, nach Coventry. Nach neun Monaten wurde dieſe betrogene Ein- ar- Q 3
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und ein gewiſſer auslaͤndiſcher Printz.
wunderbaren Standhafftigkeit aus, indem ſie nur
etliche Seufftzer heraus ſtieſſe, welche bloß dahin
giengen, ihn deſto mehr anzufriſchen. Nachge-
hends relagirte er ſie mit allerhand Confituren,
und weil nunmehro die Leute bald aus der Kirche
kommen wollten, lieſſe er ſie gehen, bande ihr aber
zuvoͤrderſt ein, ihm etliche Sonntage nach einan-
der zu beſuchen, damit er dieſe ſuͤſſe Operation
wiederholen moͤchte, welche, wie er ſie uͤberredete,
zu ihrem verlangten Zweck noͤthig waͤre. Sie ver-
fehlte unter ſechs Sonntagen keinen, ihn, ſeines ge-
gebenen Raths gemaͤß, zu beſuchen; Und nach Ver-
flieſſung ſolcher Zeit berichtete er ihr, nun waͤre es
genug; nicht, als ob er nicht von Grund der See-
len gewuͤnſchet, dieſes jungen Dinges Doctor laͤn-
ger zu ſeyn, ſondern, weil er ſich fuͤr denen Wuͤr-
ckungen ihres groſſen Leibes furchte; und eben die-
ſerwegen packte er ſeinen Triacle-Kram zuſam-
men und reiſete, die Unkoſten der Kind-Tauffe zu er-
ſpahren, nach Coventry.
Nach neun Monaten wurde dieſe betrogene Ein-
falt mit einem artigen Knaͤblein entbunden; Zur
groͤſten Beſtuͤrtzung ihrer Groß-Mutter, welche ihre
Tochter, nachdem ſie wieder auf war, wegen dieſer
ihrer Familie zugezogenen Schande, zur Thuͤr
hinaus jagte. So bald ſie aus denen Wochen
war, ſtarb das Kind wieder; da begab ſie ſich nach
London, wo ihr ihre ausbuͤndige Schoͤnheit und
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