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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Elisabeth Rosdel,
artige Aufführung gar bald einen Mann, nehmlich
Meister Rosdel, einen Metzger' aufm Clare-
Marckt, erfreyen halff. Weil er aber ein sehr ey-
fersüchtiges Naturel hatte, tractirte er sie sehr
unfreundlich, und ehe noch das erste Jahr, nachdem
er geheyrathet hatte, verlauffen war, verließ er seine
Profession, gieng in Krieg und ließ sich für einen
Granadier unterhalten; Als er aber kurtz her-
nach mit nach Flandern gehen muste, wurde er in der
Schlacht vor Landen getödtet.

Weil sich nun ihre Mutter nicht wollte aussöh-
nen lassen, trieb die unumgängliche Noth unsere
Frau Rosdel darzu, daß sie ein gemeines Pro-
stibulum
abgab; Da sie denn durch Lesung vieler
für sie erbaulichen Bücher, insonderheit der Venus-
Schule, der Tulliae und Octaviae Gespräch rr.
eine sehr leichtfertige Weibs-Person wurde, und in
kurtzer Zeit solche Experienz in der Kunst und
Geheimniß des Hurens erlangte, daß sie einen,
Nahmens Benwel, welcher mit obigem grossen
Zahn-Operator, Goslin, die Lehr-Jahre aus-
gestanden hatte, und hernach Strassen-Raubs we-
gen zu Dublin in Jrrland gehänget wurde, zu ih-
rem Buhler oder Kuppler hielte, der mit ihr unten
und oben lag, und gleichsam mit ihr aus auf die
Werbung gienge, ich will sagen, einen einfältigen
Tropff aufzusuchen, den sie, unter dem Vorwand,
sich nicht in einem öffentlichen Hur-Hause zu pro-

stitui-

Madame Eliſabeth Roſdel,
artige Auffuͤhrung gar bald einen Mann, nehmlich
Meiſter Roſdel, einen Metzger’ aufm Clare-
Marckt, erfreyen halff. Weil er aber ein ſehr ey-
ferſuͤchtiges Naturel hatte, tractirte er ſie ſehr
unfreundlich, und ehe noch das erſte Jahr, nachdem
er geheyrathet hatte, verlauffen war, verließ er ſeine
Profeſſion, gieng in Krieg und ließ ſich fuͤr einen
Granadier unterhalten; Als er aber kurtz her-
nach mit nach Flandern gehen muſte, wurde er in der
Schlacht vor Landen getoͤdtet.

Weil ſich nun ihre Mutter nicht wollte ausſoͤh-
nen laſſen, trieb die unumgaͤngliche Noth unſere
Frau Roſdel darzu, daß ſie ein gemeines Pro-
ſtibulum
abgab; Da ſie denn durch Leſung vieler
fuͤr ſie erbaulichen Buͤcher, inſonderheit der Venus-
Schule, der Tulliæ und Octaviæ Geſpraͤch ꝛr.
eine ſehr leichtfertige Weibs-Perſon wurde, und in
kurtzer Zeit ſolche Experienz in der Kunſt und
Geheimniß des Hurens erlangte, daß ſie einen,
Nahmens Benwel, welcher mit obigem groſſen
Zahn-Operator, Goslin, die Lehr-Jahre aus-
geſtanden hatte, und hernach Straſſen-Raubs we-
gen zu Dublin in Jrrland gehaͤnget wurde, zu ih-
rem Buhler oder Kuppler hielte, der mit ihr unten
und oben lag, und gleichſam mit ihr aus auf die
Werbung gienge, ich will ſagen, einen einfaͤltigen
Tropff aufzuſuchen, den ſie, unter dem Vorwand,
ſich nicht in einem oͤffentlichen Hur-Hauſe zu pro-

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[246/0266] Madame Eliſabeth Roſdel, artige Auffuͤhrung gar bald einen Mann, nehmlich Meiſter Roſdel, einen Metzger’ aufm Clare- Marckt, erfreyen halff. Weil er aber ein ſehr ey- ferſuͤchtiges Naturel hatte, tractirte er ſie ſehr unfreundlich, und ehe noch das erſte Jahr, nachdem er geheyrathet hatte, verlauffen war, verließ er ſeine Profeſſion, gieng in Krieg und ließ ſich fuͤr einen Granadier unterhalten; Als er aber kurtz her- nach mit nach Flandern gehen muſte, wurde er in der Schlacht vor Landen getoͤdtet. Weil ſich nun ihre Mutter nicht wollte ausſoͤh- nen laſſen, trieb die unumgaͤngliche Noth unſere Frau Roſdel darzu, daß ſie ein gemeines Pro- ſtibulum abgab; Da ſie denn durch Leſung vieler fuͤr ſie erbaulichen Buͤcher, inſonderheit der Venus- Schule, der Tulliæ und Octaviæ Geſpraͤch ꝛr. eine ſehr leichtfertige Weibs-Perſon wurde, und in kurtzer Zeit ſolche Experienz in der Kunſt und Geheimniß des Hurens erlangte, daß ſie einen, Nahmens Benwel, welcher mit obigem groſſen Zahn-Operator, Goslin, die Lehr-Jahre aus- geſtanden hatte, und hernach Straſſen-Raubs we- gen zu Dublin in Jrrland gehaͤnget wurde, zu ih- rem Buhler oder Kuppler hielte, der mit ihr unten und oben lag, und gleichſam mit ihr aus auf die Werbung gienge, ich will ſagen, einen einfaͤltigen Tropff aufzuſuchen, den ſie, unter dem Vorwand, ſich nicht in einem oͤffentlichen Hur-Hauſe zu pro- ſtitui-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/266>, abgerufen am 22.11.2024.