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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Carolus Reneuf, Ritter.
der Gutsche fuhr; da zerbrach, als er bey des Herrn
Baxters Thür vorbey passirte, ein Rad an seiner
Gutsche: Weil nun Herr Baxter gleich in seinem
Hof herum gienge, invitirte er mittlerweile den
Doctor in sein Hauß, biß der Wagen wiederum
zurecht gemacht wäre. Der Doctor nahm auch
solche Einladung geneigt an; Als er aber daselbst
der schönen Jungfer Baxtern ansichtig wurde, er-
hielte ihre Klugheit und schöne Gestalt so bezaubern-
de Gewalt über ihn, daß, ungeachtet des Schnees,
der sein Haupt bedeckte, und des kalten Frostes von
60. Wintern, worvon sein Fleisch erstarret war,
er dennoch verspührte, welcher gestalt das Eiß, wel-
ches die Kälte des Alters um sein Hertz congeliret
hatte, zu zerschmeltzen anfienge, und alle feurige
Begierden eines jungen Liebhabers sich in seiner
Brust von neuen zu regen schienen. Er bemühete
sich nun zwar, diese mit mächtigen Maximen
und klugen Vorstellungen zu unterdrücken; aber
der gantze Sack seiner Moral und Gelehrsamkeit
war zu schwach und ohnmächtig, der gewaltsamen
Artillerie seiner Affecten zu widerstehen: Er be-
fande, daß sich die Hornungs- und Fastnacht-Zeit
seiner Gedancken iu einen neuen Frühling verwan-
delten, und das Bildniß der wunderschönen Ma-
demoiselle Baxter
ihm continuirlich vor Au-
gen schwebte; Dieses verursachte, daß er darauf seine
Visiten erneuerte, biß durch den täglichen Umgang

seine
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und Carolus Reneuf, Ritter.
der Gutſche fuhr; da zerbrach, als er bey des Herrn
Baxters Thuͤr vorbey paſſirte, ein Rad an ſeiner
Gutſche: Weil nun Herr Baxter gleich in ſeinem
Hof herum gienge, invitirte er mittlerweile den
Doctor in ſein Hauß, biß der Wagen wiederum
zurecht gemacht waͤre. Der Doctor nahm auch
ſolche Einladung geneigt an; Als er aber daſelbſt
der ſchoͤnen Jungfer Baxtern anſichtig wurde, er-
hielte ihre Klugheit und ſchoͤne Geſtalt ſo bezaubern-
de Gewalt uͤber ihn, daß, ungeachtet des Schnees,
der ſein Haupt bedeckte, und des kalten Froſtes von
60. Wintern, worvon ſein Fleiſch erſtarret war,
er dennoch verſpuͤhrte, welcher geſtalt das Eiß, wel-
ches die Kaͤlte des Alters um ſein Hertz congeliret
hatte, zu zerſchmeltzen anfienge, und alle feurige
Begierden eines jungen Liebhabers ſich in ſeiner
Bruſt von neuen zu regen ſchienen. Er bemuͤhete
ſich nun zwar, dieſe mit maͤchtigen Maximen
und klugen Vorſtellungen zu unterdruͤcken; aber
der gantze Sack ſeiner Moral und Gelehrſamkeit
war zu ſchwach und ohnmaͤchtig, der gewaltſamen
Artillerie ſeiner Affecten zu widerſtehen: Er be-
fande, daß ſich die Hornungs- und Faſtnacht-Zeit
ſeiner Gedancken iu einen neuen Fruͤhling verwan-
delten, und das Bildniß der wunderſchoͤnen Ma-
demoiſelle Baxter
ihm continuirlich vor Au-
gen ſchwebte; Dieſes verurſachte, daß er darauf ſeine
Viſiten erneuerte, biß durch den taͤglichen Umgang

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[261/0281] und Carolus Reneuf, Ritter. der Gutſche fuhr; da zerbrach, als er bey des Herrn Baxters Thuͤr vorbey paſſirte, ein Rad an ſeiner Gutſche: Weil nun Herr Baxter gleich in ſeinem Hof herum gienge, invitirte er mittlerweile den Doctor in ſein Hauß, biß der Wagen wiederum zurecht gemacht waͤre. Der Doctor nahm auch ſolche Einladung geneigt an; Als er aber daſelbſt der ſchoͤnen Jungfer Baxtern anſichtig wurde, er- hielte ihre Klugheit und ſchoͤne Geſtalt ſo bezaubern- de Gewalt uͤber ihn, daß, ungeachtet des Schnees, der ſein Haupt bedeckte, und des kalten Froſtes von 60. Wintern, worvon ſein Fleiſch erſtarret war, er dennoch verſpuͤhrte, welcher geſtalt das Eiß, wel- ches die Kaͤlte des Alters um ſein Hertz congeliret hatte, zu zerſchmeltzen anfienge, und alle feurige Begierden eines jungen Liebhabers ſich in ſeiner Bruſt von neuen zu regen ſchienen. Er bemuͤhete ſich nun zwar, dieſe mit maͤchtigen Maximen und klugen Vorſtellungen zu unterdruͤcken; aber der gantze Sack ſeiner Moral und Gelehrſamkeit war zu ſchwach und ohnmaͤchtig, der gewaltſamen Artillerie ſeiner Affecten zu widerſtehen: Er be- fande, daß ſich die Hornungs- und Faſtnacht-Zeit ſeiner Gedancken iu einen neuen Fruͤhling verwan- delten, und das Bildniß der wunderſchoͤnen Ma- demoiſelle Baxter ihm continuirlich vor Au- gen ſchwebte; Dieſes verurſachte, daß er darauf ſeine Viſiten erneuerte, biß durch den taͤglichen Umgang ſeine R 3

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/281>, abgerufen am 22.11.2024.