Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Madame Baxter, der Jnsul Guernsey gebohren, und unter denenTrouppen des Grafen von Oxford Capitain war; Weil aber dieser junge Bruder vor kurtzem erstlich ausgeflogen war, blühete sein Glücke noch nicht recht, wie es seyn sollte; Jedoch in Ansehung der beständigen und aufrichtigen Liebe, die er zu der Mademoiselle Baxter truge, hatte er endlich das Glücke, von ihr mit geneigter Gegen-Liebe be- seliget zu werden, und erlangte einen solchen Vor- zug bey ihr, daß sie ihm versprach, ihr Hertz mit dem seinigen durch das geheiligte Band der Ehe zu verknüpffen, so bald sie ihres Vaters Confens erhalten haben würden. Alleine sie sollicitireten den alten Geitz-Halß umsonst: Er wollte keines weges von der Heyrath eines elenden Soldaten hören, sondern drunge um so viel desto begieriger auf die Mariage mit dem Doctor, als welcher brave Säcke voll Geld besässe, die ihn bey seiner Liebe glücklich machen könnten. Dieses wuste nun Mademoiselle Baxter al- zur
Madame Baxter, der Jnſul Guernſey gebohren, und unter denenTrouppen des Grafen von Oxford Capitain war; Weil aber dieſer junge Bruder vor kurtzem erſtlich ausgeflogen war, bluͤhete ſein Gluͤcke noch nicht recht, wie es ſeyn ſollte; Jedoch in Anſehung der beſtaͤndigen und aufrichtigen Liebe, die er zu der Mademoiſelle Baxter truge, hatte er endlich das Gluͤcke, von ihr mit geneigter Gegen-Liebe be- ſeliget zu werden, und erlangte einen ſolchen Vor- zug bey ihr, daß ſie ihm verſprach, ihr Hertz mit dem ſeinigen durch das geheiligte Band der Ehe zu verknuͤpffen, ſo bald ſie ihres Vaters Confens erhalten haben wuͤrden. Alleine ſie ſollicitireten den alten Geitz-Halß umſonſt: Er wollte keines weges von der Heyrath eines elenden Soldaten hoͤren, ſondern drunge um ſo viel deſto begieriger auf die Mariage mit dem Doctor, als welcher brave Saͤcke voll Geld beſaͤſſe, die ihn bey ſeiner Liebe gluͤcklich machen koͤnnten. Dieſes wuſte nun Mademoiſelle Baxter al- zur
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Madame Baxter,
der Jnſul Guernſey gebohren, und unter denen
Trouppen des Grafen von Oxford Capitain
war; Weil aber dieſer junge Bruder vor kurtzem
erſtlich ausgeflogen war, bluͤhete ſein Gluͤcke noch
nicht recht, wie es ſeyn ſollte; Jedoch in Anſehung
der beſtaͤndigen und aufrichtigen Liebe, die er zu der
Mademoiſelle Baxter truge, hatte er endlich
das Gluͤcke, von ihr mit geneigter Gegen-Liebe be-
ſeliget zu werden, und erlangte einen ſolchen Vor-
zug bey ihr, daß ſie ihm verſprach, ihr Hertz mit
dem ſeinigen durch das geheiligte Band der Ehe
zu verknuͤpffen, ſo bald ſie ihres Vaters Confens
erhalten haben wuͤrden. Alleine ſie ſollicitireten
den alten Geitz-Halß umſonſt: Er wollte keines
weges von der Heyrath eines elenden Soldaten
hoͤren, ſondern drunge um ſo viel deſto begieriger
auf die Mariage mit dem Doctor, als welcher
brave Saͤcke voll Geld beſaͤſſe, die ihn bey ſeiner
Liebe gluͤcklich machen koͤnnten.
Dieſes wuſte nun Mademoiſelle Baxter al-
les wohl; ſo war ihr auch ihres Vaters Geld-gieri-
ges Gemuͤth nicht unbekannt: Sie fienge demnach
an, des Capitains Reneuf Hoffnung beſchei-
dentlich zu vermindern, weil ſie beſorgte, ihre Schul-
digkeit und Gehorſam werde der Liebe vorgehen
muͤſſen: Denn ihr Vater hatte ihr ſchon angekuͤn-
diget, was maſſen die Mariage mit dem Doctor
beſchloſſen, der Braut-Schatz parat, und der Tag
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