mögen; Sie wollte sich auch mit Fleiß nicht vor ihm sehen lassen, noch mit ihm reden, weil sie be- sorgte, die Funcken ihrer vorigen Neigung dürff- ten durch seine Gegenwart wieder aufs neue ent- zündet werden.
Also muste der Capitain Reneuf mißvergnü- get wiederum nach London zurücke reisen; und Madame Monkton war mit seiner Abreise gar wohl zufrieden, weil sie hoffete, nun werde sie eine ungestöhrte Ruhe geniessen können. Aber, ach! ihre Hoffnung war vergeblich: Denn als sie der Lord W - - unterschiedlichemal in der Kirche sahe, gaber mit weit mehrer Attention auf ihre Schön- heit, als auf seine Andacht, Achtung: Der Glantz und die Strahlen von dieser Sonne hatten seine Brust mit unreinen und schändlichen Flammen an- gestecket: Und wofern die keusche Dame einem dürren Stroh-Dache so ähnlich gewesen, als ei- nem kalten Ziegel-Steine, hätte sie ohne Gefahr, in Brand gesteckt zu werden, vor dieser Feuers- Brunst nicht vorbey gehen dürffen. Gleichwie aber Hoheit Respect gebiehret, und fast an allen Orten freyen Zutritt hat: Also wurden auch diesem Lord Thor und Thüre auffgemachet, welche der Doctor sonst vor aller Welt verschlossen hielte; ja, er schätzte sich seine Visiten vor eine sonderbare Eh- re, und gieng überaus frey und vergnügt mit ihm um, weil er durch die Freundschafft dieses vorneh-
men
und Carolus Reneuf, Ritter.
moͤgen; Sie wollte ſich auch mit Fleiß nicht vor ihm ſehen laſſen, noch mit ihm reden, weil ſie be- ſorgte, die Funcken ihrer vorigen Neigung duͤrff- ten durch ſeine Gegenwart wieder aufs neue ent- zuͤndet werden.
Alſo muſte der Capitain Reneuf mißvergnuͤ- get wiederum nach London zuruͤcke reiſen; und Madame Monkton war mit ſeiner Abreiſe gar wohl zufrieden, weil ſie hoffete, nun werde ſie eine ungeſtoͤhrte Ruhe genieſſen koͤnnen. Aber, ach! ihre Hoffnung war vergeblich: Denn als ſie der Lord W ‒ ‒ unterſchiedlichemal in der Kirche ſahe, gaber mit weit mehrer Attention auf ihre Schoͤn- heit, als auf ſeine Andacht, Achtung: Der Glantz und die Strahlen von dieſer Sonne hatten ſeine Bruſt mit unreinen und ſchaͤndlichen Flammen an- geſtecket: Und wofern die keuſche Dame einem duͤrren Stroh-Dache ſo aͤhnlich geweſen, als ei- nem kalten Ziegel-Steine, haͤtte ſie ohne Gefahr, in Brand geſteckt zu werden, vor dieſer Feuers- Brunſt nicht vorbey gehen duͤrffen. Gleichwie aber Hoheit Reſpect gebiehret, und faſt an allen Orten freyen Zutritt hat: Alſo wurden auch dieſem Lord Thor und Thuͤre auffgemachet, welche der Doctor ſonſt vor aller Welt verſchloſſen hielte; ja, er ſchaͤtzte ſich ſeine Viſiten vor eine ſonderbare Eh- re, und gieng uͤberaus frey und vergnuͤgt mit ihm um, weil er durch die Freundſchafft dieſes vorneh-
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und Carolus Reneuf, Ritter.
moͤgen; Sie wollte ſich auch mit Fleiß nicht vor
ihm ſehen laſſen, noch mit ihm reden, weil ſie be-
ſorgte, die Funcken ihrer vorigen Neigung duͤrff-
ten durch ſeine Gegenwart wieder aufs neue ent-
zuͤndet werden.
Alſo muſte der Capitain Reneuf mißvergnuͤ-
get wiederum nach London zuruͤcke reiſen; und
Madame Monkton war mit ſeiner Abreiſe gar
wohl zufrieden, weil ſie hoffete, nun werde ſie eine
ungeſtoͤhrte Ruhe genieſſen koͤnnen. Aber, ach!
ihre Hoffnung war vergeblich: Denn als ſie der
Lord W ‒ ‒ unterſchiedlichemal in der Kirche ſahe,
gaber mit weit mehrer Attention auf ihre Schoͤn-
heit, als auf ſeine Andacht, Achtung: Der Glantz
und die Strahlen von dieſer Sonne hatten ſeine
Bruſt mit unreinen und ſchaͤndlichen Flammen an-
geſtecket: Und wofern die keuſche Dame einem
duͤrren Stroh-Dache ſo aͤhnlich geweſen, als ei-
nem kalten Ziegel-Steine, haͤtte ſie ohne Gefahr, in
Brand geſteckt zu werden, vor dieſer Feuers-
Brunſt nicht vorbey gehen duͤrffen. Gleichwie
aber Hoheit Reſpect gebiehret, und faſt an allen
Orten freyen Zutritt hat: Alſo wurden auch dieſem
Lord Thor und Thuͤre auffgemachet, welche der
Doctor ſonſt vor aller Welt verſchloſſen hielte; ja,
er ſchaͤtzte ſich ſeine Viſiten vor eine ſonderbare Eh-
re, und gieng uͤberaus frey und vergnuͤgt mit ihm
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/287>, abgerufen am 21.11.2024.
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