Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und König Henricus II. die sie lieben, als einen, der ihr am meistenergeben ist. Aber nebst dem, daß er eben nicht gar zu viel von Geistern glaubte, kunnte er nicht be- greiffen, wie Rosamonda so annehmlich nach ih- rem Ableben erscheinen könnte; Er betrachtete die Heiterkeit ihrer holdseligen Augen, den Glantz ih- res Antlitzes und gantzen Leibes, ihre schönen Haa- re, darvon etliche Locken unter ihrem Nachtzeug her- unter hiengen: Er sahe ihre Majestätische Gestalt, und hörte ihre ordentliche Stimme, welche seine Ohren und sein Hertz auf einmahl berührte; Alles dieses waren so lebhaffte Umstände, die bey einer entseelten Person keinen Platz fanden. Dem un- geachtet blieb er im Erstaunen, biß sie geflohen kam und sich in seine Arme warff; da sie ihm dann die grosse Gefahr, der sie sich entrissen, erzehlete, und er sie, dem Mißvergnügen seiner Gemahlin zum Trotz, in seinen Schutz auffnahm. Es wurde ihr ein Wohn-Platz an dem Westli- auff-
und Koͤnig Henricus II. die ſie lieben, als einen, der ihr am meiſtenergeben iſt. Aber nebſt dem, daß er eben nicht gar zu viel von Geiſtern glaubte, kunnte er nicht be- greiffen, wie Roſamonda ſo annehmlich nach ih- rem Ableben erſcheinen koͤnnte; Er betrachtete die Heiterkeit ihrer holdſeligen Augen, den Glantz ih- res Antlitzes und gantzen Leibes, ihre ſchoͤnen Haa- re, darvon etliche Locken unter ihrem Nachtzeug her- unter hiengen: Er ſahe ihre Majeſtaͤtiſche Geſtalt, und hoͤrte ihre ordentliche Stimme, welche ſeine Ohren und ſein Hertz auf einmahl beruͤhrte; Alles dieſes waren ſo lebhaffte Umſtaͤnde, die bey einer entſeelten Perſon keinen Platz fanden. Dem un- geachtet blieb er im Erſtaunen, biß ſie geflohen kam und ſich in ſeine Arme warff; da ſie ihm dann die groſſe Gefahr, der ſie ſich entriſſen, erzehlete, und er ſie, dem Mißvergnuͤgen ſeiner Gemahlin zum Trotz, in ſeinen Schutz auffnahm. Es wurde ihr ein Wohn-Platz an dem Weſtli- auff-
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und Koͤnig Henricus II.
die ſie lieben, als einen, der ihr am meiſten
ergeben iſt. Aber nebſt dem, daß er eben nicht
gar zu viel von Geiſtern glaubte, kunnte er nicht be-
greiffen, wie Roſamonda ſo annehmlich nach ih-
rem Ableben erſcheinen koͤnnte; Er betrachtete die
Heiterkeit ihrer holdſeligen Augen, den Glantz ih-
res Antlitzes und gantzen Leibes, ihre ſchoͤnen Haa-
re, darvon etliche Locken unter ihrem Nachtzeug her-
unter hiengen: Er ſahe ihre Majeſtaͤtiſche Geſtalt,
und hoͤrte ihre ordentliche Stimme, welche ſeine
Ohren und ſein Hertz auf einmahl beruͤhrte; Alles
dieſes waren ſo lebhaffte Umſtaͤnde, die bey einer
entſeelten Perſon keinen Platz fanden. Dem un-
geachtet blieb er im Erſtaunen, biß ſie geflohen kam
und ſich in ſeine Arme warff; da ſie ihm dann die
groſſe Gefahr, der ſie ſich entriſſen, erzehlete, und er
ſie, dem Mißvergnuͤgen ſeiner Gemahlin zum Trotz,
in ſeinen Schutz auffnahm.
Es wurde ihr ein Wohn-Platz an dem Weſtli-
chen Ende der St. Jacobs-Park eingeraͤumet, ſo
neben den kleinen Canal, den man den Roſa-
monds-Teich nennete, gebauet war, weil ſie ſich
des Abends gemeiniglich daherum zu erluſtiren pfle-
gete; Es iſt aber wegen Laͤnge der Zeit anietzo kein
Merckmahl mehr von dieſer Roſamondiſchen
Reſidentz daſelbſt zu ſehen. Nachgehends gab
er ihr den Pallaſt zu Woodſtock in Oxford-
shire ein, ſo von Koͤnig Henrico dem Erſten
auff-
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