Mehr als zu lange, treuloser Verführer! Mehr als zu lange habt ihr meine Redlich- keit und Unschuld gemißbrauchet! Nun ha- be ich dasjenige, was ihr so fleißig vor mir zu verheelen gesuchet, endlich entdecket. Aber ach! zu meinem Leidwesen, nur lei- der! all zu späte! nachdem es meiner ar- men Mutter, und eurem eigenen Sohne das Leben gekostet, und mich das meinige mit genauer Noth davon bringen lassen. So ist es demnach, nichtswürdiger Mensch! nur darauf angesehen gewesen, daß du deine schändliche und sträffliche Begierden stillen mögen! Packe dich, grausamer Unmensch! tyrannischer Mörder! und schleppe dich auf ewig mit der beissenden Erinnerung, daß du die unglückseligeMeretriciarecht schelmi- scher Weise betrogen hast. Mich betref- fend, verlasse ich diesen abscheulichen Auffenthalt, und verberge mich vor dei- nen Gifft-speyenden Augen. Und damit ich deine Treulosigkeit desto geschwinder aus meinem Gedächtniß verbannen mö- ge, überlasse ich solche der Rache des Himmels, der wird dich nach deinen Ver- diensten schon straffen. Jmmittelst
wün-
Philogines und Meretricia.
ben erbrach, fande er folgende Zeilen darinnen:
Mehr als zu lange, treuloſer Veꝛfuͤhrer! Mehꝛ als zu lange habt ihr meine Redlich- keit uñ Unſchuld gemißbrauchet! Nun ha- be ich dasjenige, was ihr ſo fleißig vor mir zu verheelen geſuchet, endlich entdecket. Aber ach! zu meinem Leidweſen, nur lei- der! all zu ſpaͤte! nachdem es meiner ar- men Mutter, und eurem eigenen Sohne das Leben gekoſtet, und mich das meinige mit genauer Noth davon bringen laſſen. So iſt es demnach, nichtswuͤrdiger Menſch! nur darauf angeſehen geweſen, daß du deine ſchaͤndliche und ſtraͤffliche Begierden ſtillen moͤgen! Packe dich, grauſamer Unmenſch! tyranniſcher Moͤrder! und ſchleppe dich auf ewig mit der beiſſenden Erinnerung, daß du die ungluͤckſeligeMeretriciarecht ſchelmi- ſcher Weiſe betrogen haſt. Mich betref- fend, verlaſſe ich dieſen abſcheulichen Auffenthalt, und verberge mich vor dei- nen Gifft-ſpeyenden Augen. Und damit ich deine Treuloſigkeit deſto geſchwinder aus meinem Gedaͤchtniß verbannen moͤ- ge, uͤberlaſſe ich ſolche der Rache des Himmels, der wird dich nach deinen Ver- dienſten ſchon ſtraffen. Jmmittelſt
wuͤn-
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Philogines und Meretricia.
ben erbrach, fande er folgende Zeilen darinnen:
Mehr als zu lange, treuloſer Veꝛfuͤhrer!
Mehꝛ als zu lange habt ihr meine Redlich-
keit uñ Unſchuld gemißbrauchet! Nun ha-
be ich dasjenige, was ihr ſo fleißig vor mir
zu verheelen geſuchet, endlich entdecket.
Aber ach! zu meinem Leidweſen, nur lei-
der! all zu ſpaͤte! nachdem es meiner ar-
men Mutter, und eurem eigenen Sohne
das Leben gekoſtet, und mich das meinige
mit genauer Noth davon bringen laſſen.
So iſt es demnach, nichtswuͤrdiger
Menſch! nur darauf angeſehen geweſen,
daß du deine ſchaͤndliche und ſtraͤffliche
Begierden ſtillen moͤgen! Packe dich,
grauſamer Unmenſch! tyranniſcher
Moͤrder! und ſchleppe dich auf ewig mit
der beiſſenden Erinnerung, daß du die
ungluͤckſelige Meretricia recht ſchelmi-
ſcher Weiſe betrogen haſt. Mich betref-
fend, verlaſſe ich dieſen abſcheulichen
Auffenthalt, und verberge mich vor dei-
nen Gifft-ſpeyenden Augen. Und damit
ich deine Treuloſigkeit deſto geſchwinder
aus meinem Gedaͤchtniß verbannen moͤ-
ge, uͤberlaſſe ich ſolche der Rache des
Himmels, der wird dich nach deinen Ver-
dienſten ſchon ſtraffen. Jmmittelſt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/338>, abgerufen am 24.11.2024.
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